Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
mir in Endlosschleife. Es hilft nicht.
Die Wünsche in Violas Augen haben wenig mit Aarons gemeinsam – sie wünscht sich, eine Komödie anzusehen, sich auf dem Wohnzimmersofa an ihren Freund zu kuscheln, zu malen. Sie will hier nicht sein. Und die öffentliche Knutscherei mitten in einem blutrünstigen Film in einem Kino mit klebrigem Fußboden? Kann Aaron ihre Wünsche eigentlich überhaupt nicht wahrnehmen? Ich hätte ihm diese Fähigkeit mitgeben sollen, als ich ihn dazu gebracht habe, sie zu lieben.
Ich seufze. Sag nein, Viola. Das ist nicht das, was du willst.
Aber Viola sagt nichts. Aaron lächelt und küsst sie wieder.
Sag nein!
Viola erwidert Aarons Kuss, und ich balle die Fäuste. Gib nicht einfach so nach, bloß weil er dich liebt! Aarons Hand gleitet erst nach unten und dann an Violas Oberschenkel hinauf.
Ich sollte gehen. Ich sollte nicht hier sein. Ich bin bloß ein Wünschegewährer! Darüber hinaus sollte ich keinerlei Beziehung zu meiner Herrin haben.
Aber dann sehe ich in Violas Gesicht, das erfüllt ist von dem Wunsch, absolut alles an dieser Situation wäre anders. Hitziger Ärger strömt durch mich hindurch, und ich stürze mich nach vorn, wobei ich vergesse, für Violas Augen unsichtbar zu bleiben. Ich packe Aaron am Hemdkragen, reiße ihn mit mehr Nachdruck als nötig von ihr fort und stoße ihn zurück in seinen eigenen Sitz. Aaron starrt Viola an, verwirrt und ohne mich wahrnehmen zu können.
»Was ist da gerade passiert?«, fragt er und reibt sich die Stelle, wo er mit dem Hinterkopf gegen das rote Samtpolster der Lehne geprallt ist.
Genau das könnte ich dich auch fragen , denke ich, und ich atme schwer vor lauter Wut. Dabei weiß ich genau, was da passiert ist, was wirklich gerade passiert ist.
Ich bin … eifersüchtig.
Moment. Nein. Ich kann gar nicht eifersüchtig sein. Meine Finger verkrampfen sich, und ich spüre, wie unter der Haut der Puls pocht. Das Herz hämmert mir in der Brust, und meine Gedanken wirbeln nur so durch meinen Kopf. Das Bild von Viola und Aaron kollidiert mit der Erkenntnis, dass ich eifersüchtig bin. Eifersucht ist eine menschliche Emotion. Eine, die bedeutet, dass ich das Gefühl habe, etwas verlieren zu können – etwas, das einen Teil von mir mit fortreißen wird, wenn ich es verliere. Eifersucht ist nichts für meinesgleichen. Nichtsdestoweniger, so ist es: Ich bin eifersüchtig. Aaron hat Gelegenheit, Viola zu berühren, sich mit ihr zusammen zu zeigen …
Ich sehe Viola an, deren Augen in einer Mischung aus Schock und Ärger weit aufgerissen sind – was es schwierig macht, irgendwelche Wünsche darin zu lesen. Sie starrt mich mit flammenden Augen an, lässt den Blick dann jedoch wieder zu Aaron hinübergleiten.
»Bonbons. Ich brauche Bonbons. Bin gleich zurück«, sagt sie eisig und beinahe zitternd.
Jemand weiter hinten im Saal versucht zischend für Ruhe zu sorgen, aber sie beißt die Zähne zusammen und mustert mich. Wut macht sich in ihren Augen breit und verdrängt alle Wünsche. Dann schnappt sie sich ihre Handtasche vom Nachbarsitz, und ich folge ihr, während sie die beleuchteten Stufen zu dem dunklen Gang hinunterstürmt. Als wir unmittelbar neben dem Ausgang stehen, fährt sie zu mir herum, die Gesichtszüge hart und voller Schatten in dem Licht, das durch das winzige Fenster in der Tür hereinfällt.
»Was glaubst du eigentlich, was du da treibst?«, will sie in scharfem Flüsterton wissen.
Ich zucke zusammen angesichts des Zugs, den die direkte Frage ausübt – sie will so unbedingt eine Antwort, dass es mir wehtut, mir den Magen umdreht und sämtliche Muskeln verzerrt. »Ich ziehe einen Typen von dir runter, weil du ihn offensichtlich nicht knutschen willst, während unmittelbar vor dir Augäpfel schmelzen. Du willst doch gar nicht hier sein, Viola, ich merke es dir …«
»Darauf kommt es nicht an!«, zischt sie, während sie einen Schritt auf mich zumacht. »Es ist nicht deine Aufgabe, meinen Freund von mir wegzuzerren! Du entscheidest auch nicht, mit wem ich knutsche! Dass du meine Wünsche lesen kannst, bedeutet nicht, dass du hier die Entscheidungen triffst!« Sie drückt sich rückwärts an die Wand, als ein Teenager mit unverkennbarem Ich-wünschte-das-Klo-wäre-näher-Gesichtsausdruck den dunklen Gang entlang und durch die Tür aus dem Saal stürzt.
Der Ärger kehrt in Violas Gesicht zurück, sobald der Junge vorbei ist. »Wie kommst du eigentlich auf die Idee, hier den Anstandswauwau zu spielen?«, fragt
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