Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
ist sterblich. Aber es ist mir egal.
Ich drehe das Wasser auf und lasse es über meinen Arm laufen, und zwischendurch lege ich eine Pause ein, um das Blut zu bewundern. Als ich in Lawrences T-Shirt wieder herauskomme, hat Viola das Licht ausgeschaltet und liegt im Bett, obwohl ich merke, dass sie noch wach ist. Ich setze mich in den Sessel und spähe zu den Sternen hinaus, die durch den Spalt zwischen ihren Vorhängen sichtbar sind.
»Man kann sich auf einen Stern was wünschen, weißt du«, sagt Viola.
»Funktioniert es?«, frage ich, während ich das Gesicht in ihre Richtung drehe.
»Nicht wirklich. Aber wir machen es trotzdem«, sagt sie. »Gibt es so was nicht in Caliban?«
»Eigentlich nicht. Es gibt keine Sterne dort. Wir sollten euch eigentlich auch nichts über unsere Welt erzählen, weißt du.« Ich grinse und blicke wieder in den Himmel hinauf. »Wir sollten nichts von alldem tun. Was auch immer all das ist. Ich sollte an dich einzig und allein als an meine Herrin denken.«
Ich hätte es nicht sagen sollen. Ich hätte es nicht sagen sollen. Warum habe ich es gesagt? Die Worte sind mir herausgerutscht, als bedeuteten sie nichts weiter, aber das Geständnis veranlasst sowohl Viola als auch mich, den Blick zu senken. Ein seltsames Gefühl wirbelt rings um mein Herz und verursacht mir sowohl Schwindelgefühle als auch Angst.
»Als was denkst du an mich?«, fragt Viola vorsichtig.
Sag’s ihr. Weiß ich auch nur annähernd, wie? Ich glaube nicht, dass mir die passenden Worte einfallen.
»Ich … du bist … meine Freundin«, sage ich.
Trottel.
»Oh«, erwidert sie, und ich höre die Enttäuschung an den Rändern ihrer Stimme. Sie schiebt sich das Haar aus dem Gesicht, zieht die Knie an die Brust und atmet tief ein. »Bleib.«
Mein Kopf fährt bei dem Wort hoch. Sie hat sich verändert, sie ist gealtert, und die Schönheit dieser Tatsache macht mich lächeln.
»Ich warte, bis du eingeschlafen bist«, sage ich.
»Nein. Bitte bleib bei mir«, sagt sie, und plötzlich wird mir klar, dass sie damit nicht nur für diese Nacht meint. Ich reibe mir die Stirn, damit sie die Sehnsucht nicht sehen kann, die ich verspüre und die in meinen Augen brennt.
»Es ist unmöglich. Es ist nicht das, was ich bin«, sage ich heiser. »Die Anti-Nixen-Vorschrift, weißt du noch?«
Die Straßenlaterne draußen flackert und geht aus. Wir sitzen in der Dunkelheit, nur schwaches bläuliches Mondlicht umreißt Violas Silhouette. Sie umklammert immer noch ihre Knie auf eine sehr kleinmädchenhafte Art.
»Was wird er noch tun, um zu drücken?«
»Alles Denkbare. Er kann dir nicht direkt etwas tun, weil er mir sein Wort gegeben hat. Wahrscheinlich wird er es über Lawrence versuchen, weil er weiß, wie viel dir an ihm liegt.«
Viola seufzt. »Mir ist der Wunsch nicht mal wichtig«, sagt sie mit wackliger Stimme. »All die Wünsche, ganz zu sein, von denen ich geglaubt habe, dass sie so wichtig für mich sind, die brauche ich gar nicht. Jetzt nicht mehr. Ich will einfach nicht, dass du gehst.«
Vielleicht liegt es daran, dass es dunkel ist und dass es leichter ist, wenn man das Gesicht des anderen nicht sieht, oder vielleicht auch daran, dass ich schließlich aufgebe, weil ihre Stimme so winzig und traurig klingt, aber ich gleite aus meinem Sessel zum Bett hinüber, alles in einer einzigen Bewegung. Vorsichtig lege ich eine Hand auf Violas Unterarm – was soll ich jetzt tun? Ich will es richtig machen. Viola entknotet sich und fällt auf mich zu. Ich bin davon so überrascht, dass ich beinahe bewegungslos sitzen bleibe wie eine Schaufensterpuppe, und erst im letzten Moment reagiere ich. Ich lege die Arme um sie und halte sie an die Brust gedrückt, bis ich ihr Herz dicht an mir schlagen fühle. So sitzen wir schweigend da.
Was machst du da eigentlich? , frage ich mich, aber die Frage wird übertönt von einer anderen inneren Stimme, die weniger spricht, sondern eher ein Gefühl des Richtigseins verströmt. Ich habe weibliche Dschinn in den Armen gehalten und an mich gedrückt, ja, aber ich habe noch nie zuvor dieses Gefühl empfunden, dass ich jemanden nicht dicht genug an mich drücken kann. Ich senke den Kopf auf ihren Nacken hinunter und atme den Geruch ihrer Haut ein.
Sie ist ein Mensch.
Es ist mir egal.
Viola sagt nichts. Ihr Gesicht ist an meiner Brust vergraben, und sie atmet tief. Ihr Haar riecht nach Kokosnuss, und ich bemerke Schwielen an ihren Fingern dort, wo sie den Pinsel hält. Ich kann sogar spüren,
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