Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Monaten, vielleicht sogar Jahren, die dann in deinem Leben fehlen – und nichts zum Ausgleich dafür außer einer Reihe von Nächten, die du in einem Park verbracht hast, weil sie dich nämlich rausschmeißt, wenn sie dich gerade nicht brauchen kann.«
Ich mache mir nichts mehr daraus. Das ist es wert. Selbst wenn Viola wegen dem Drücker nie wieder mit mir redet, sie ist es wert. Sie macht mich zu einer Person, für sie bin ich nicht einfach nur ein Wünschegewährer. Mir ist nie aufgefallen, wie unbefriedigend das Leben als Wünschegewährer ist, bevor ich etwas Besseres gefunden hatte. Bevor ich das Teil gefunden habe, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es fehlt.
»Es kommt nicht drauf an«, schnappe ich. »Ich hätte dich niemals um den Drücker bitten dürfen. Bei ihr ist es nicht wie bei den meisten anderen Sterblichen. Sie ist nicht so.«
»Sie sind alle so. Habgierig, alternd, verzweifelt, egoistisch. So sind sie nun mal, genau wie wir sind, wie wir eben sind.«
In meinem Geist scheint sich ein Nebel auszubreiten, und ich zittere – Frustration oder Wut oder Kummer. Der Holzmulch knirscht unter meinen Füßen. Meine Hand trifft auf Haut, und Schmerz zuckt mir durch den Arm. Das Nächste, was ich wahrnehme, ist der Ifrit, den ich auf dem Boden festhalte.
Ich habe ihn geschlagen. Ich habe nach einem Ifrit geschlagen.
Ich erstarre, fassungslos angesichts dessen, was ich gerade getan habe. Ich merke es kaum, als der Ifrit mich von sich fortstößt. Als er sich aufrappelt, sind seine Augen weit geöffnet. Behutsam berührt er seine Unterlippe und zieht scharf den Atem ein, als er feststellt, dass er blutet.
Niemand blutet in Caliban.
»Du hast mich geschlagen«, murmelt der Ifrit. Ich verziehe das Gesicht und rappele mich ebenfalls aus dem Dreck auf.
»Ich glaub’s einfach nicht, dass du mich geschlagen hast«, sagt er, während seine Augen noch größer werden. Schließlich geht die Verblüffung in Wut über. »Was ist eigentlich los mit dir?«
»Sie ist nicht so«, knurre ich und fahre mir nervös mit der Hand durchs Haar. Ich habe einen Ifrit geschlagen. Ich habe nie zuvor auch nur davon gehört, dass jemand einen Ifrit geschlagen hätte. Aber er hatte es verdient. Ich hätte es verdient, um genau zu sein. Ich war derjenige, der den Drücker angefordert hat.
»Du schlägst nach einem Mit-Dschinn? Wegen eines Menschen? Was hat dieses Mädchen bloß mit dir angestellt?«, fragt der Ifrit , während er sich das Blut mit dem Saum seiner Uniformjacke aus dem Gesicht wischt. »Du gehst zurück nach Caliban. So oder so – ich lasse nicht zu, dass ein Mensch dich vollkommen ruiniert. Erst brichst du alle drei Vorschriften, und nun das. Ist dir eigentlich klar, wie viel Ärger dir ohnehin schon mit den Ältesten bevorsteht? Dieses sterbliche Mädchen ist völlig unwichtig!«
Ich hole scharf Luft. Das sterbliche Mädchen ist unwichtig? Nein, mein Freund. Sie ist nicht unwichtig.
»Bitte«, sage ich laut. Ich hebe den Blick und halte den des Ifrit fest. »Bitte tu ihr nichts. Brich den Drücker ab. Ich kümmere mich um die Ältesten, wenn ich zurückkomme, und werde dich aus der Sache heraushalten. Aber brich den Drücker ab.«
Der Ifrit wirkt erstaunt, weil ich ihn um etwas bitte, nachdem ich ihn geschlagen habe – ich kann es ihm nicht übel nehmen. Er schüttelt den Kopf, als sähe er einen Fremden vor sich, jemanden, von dem er glaubt, er könnte ihn früher einmal gekannt haben. Es dauert eine ganze Weile, bis er mir antwortet.
»Du kannst einen angeforderten Drücker nicht zurücknehmen. Das weißt du genau. Die Ältesten würden es nicht zulassen, außerdem könnte ich es auch nicht vor ihnen geheim halten. Abgesehen davon würde ich ihn nicht mal dann zurücknehmen, wenn es möglich wäre. Du musst hier raus. Du glaubst, du wärst glücklich, stimmt’s? Du bist nicht glücklich. Du bist einfach nur durcheinander. Bring sie dazu, dass sie sich was wünscht, bring sie dazu, dass sie dich vergisst – in deinem eigenen Interesse«, fügt der Ifrit hinzu. Er wischt sich noch einmal über die Lippe und verschwindet.
Ich keuche, als er weg ist, als käme ich zum Luftholen an die Wasseroberfläche, und lasse mich mit dem Rücken gegen die Eiche sinken. Meine Fingerspitzen zittern ganz leicht. Er hat recht. Natürlich hat er recht. Sie wird mich vergessen. Die Verbindung zwischen einem Herrn und einem Dschinn muss zu irgendeinem Zeitpunkt getrennt werden. Nichts wird das ändern. Es ist, als
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