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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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aus, Stofftiere zu gewinnen. Wir halten schließlich vor einer Dampforgel an, die ein Stück von den Fahrgeschäften entfernt steht. Sie spielt ein hübsches Musikstück, das im Krach der Lautsprecher, aus denen die Musik der örtlichen Sender dröhnt, beinahe untergeht.
    »Das wäre ein gigantischer Bruch der zweiten Vorschrift. Mich Lawrence zu zeigen ist eine Sache, aber einem ganzen Jahrmarkt …«, sagt Dschinn. Seine Stimme klingt wachsam, und er weicht meinem Blick aus.
    »Was, wenn ich dir befehle, es zu tun?«, frage ich, während ich eine Augenbraue hochziehe.
    Dschinn sieht mich an. »Na ja, ich kann mich nicht gut weigern, einem Befehl meiner Herrin Folge zu leisten«, sagt er mit einem kleinen Grinsen.
    »Ich hoffe bloß, du erwartest jetzt nicht, dass dieses ›Herrinnen‹-Ding auch bei anderen Leuten funktionieren wird.« Lawrence versetzt mir einen kleinen Stoß.
    Ich lache und will mich gerade wieder an Dschinn wenden, als ich sehe, wie Lawrences Augen ganz kurz zu einem Jungen in der Menge hinübergleiten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn dabei erwischt habe, wie er einem Typen nachstarrt, aber es ist das erste Mal, dass es mich nicht stört. Wie könnte es mich stören, wenn Dschinns Augen im selben Moment auf meine gerichtet sind?
    »Lass sie dich sehen«, sage ich leise, während ich Dschinn anlächle.
    Er nickt und berührt ganz kurz meine Hand. Gemeinsam treten aus dem Schatten der Dampforgel wieder ins Licht hinaus, mit einem vollkommen sichtbaren Dschinn. Das Karussell gegenüber wirft unsere Spiegelbilder zurück, alle drei und hundertfach vervielfältigt.

22
    Dschinn
    W enn Viola mir in letzter Zeit einen direkten Befehl gegeben hat, war ich mir nie sicher, ob ich ihn befolge, weil ich es muss oder weil ich es will. So wie jetzt – ich nicke ihr zu und gehe augenblicklich dazu über, für die ganze Menschenmenge sichtbar zu sein. Ein kleines Mädchen mit einem geschminkten Tigergesicht kommt vorbei und erstarrt unmittelbar vor uns, um mich interessiert anzustarren. Ich scharre unbehaglich mit den Füßen, während sie an einer Haarsträhne lutscht und ihr Tiger-Make-up verschmiert. Dann lächelt sie – ein zahnlückenhaftes Sechsjährigenlächeln – und rennt weiter.
    Ich werde ja so viel Ärger wegen all dieser Regelverstöße bekommen, wenn ich nach Hause gehe. Wahrscheinlich werden sie mich dafür nicht mal mehr in eine Lampe oder Flasche bannen. Wenn die Ältesten mit mir fertig sind, werde ich der Geist in der Klobürste sein.
    Aber das ist es wert. Ich sehe zu Viola und Lawrence hinüber. So etwas gibt es nicht in Caliban.
    Es dauert mehrere Stunden, aber irgendwann ist meine Nervosität verflogen. Lawrence hatte recht: Kein Mensch scheint mich allzu genau zu betrachten, mit Ausnahme des einen oder anderen Kindes, dem Dinge auffallen, die den gehetzten Müttern entgehen. Es beginnt zu dämmern, und die Mücken sind in Scharen eingefallen. Wir sind mit den meisten Karussells gefahren, für die wir nicht zu groß sind, und jetzt sitzen wir an einem lavendelblau und seegrün gestrichenen Picknicktisch in der Nähe eines Kinderschminkstands und ruhen uns aus.
    »Wer ist das?«, fragt Lawrence, als Violas Handy klingelt.
    »Schon wieder Aaron«, antwortet sie und schaltet den Klingelton aus. Es ist das achte Mal, dass er angerufen hat, seit wir hierhergekommen sind. Ich fange ihren Blick auf, als sie das Telefon wieder in die Tasche schiebt.
    »Fahren wir doch noch mal mit dem Himalayan «, sage ich mit einer Kinnbewegung zu dem Fahrgeschäft hinüber.
    »Zum vierten Mal? Haben die in Caliban eigentlich keine billigen Jahrmarktattraktionen?«, fragt Lawrence. Er ist eine Spur grün im Gesicht.
    Als es richtig dunkel wird und der Jahrmarkt für heute schließt, bin ich vom Fahrtwind völlig zerrauft und rieche nach gezuckertem Popcorn. Beides trägt dazu bei, dass ich mir ausgesprochen sterblich vorkomme. Lawrence setzt Viola und mich in der Einfahrt vor Violas Elternhaus ab. Unmittelbar bevor sie die Tür öffnet, dreht sie sich um und legt mir eine Hand auf die Brust. Ich erstarre unter dem Druck ihrer Handfläche, sehe ihr in die Augen und wage nicht zu atmen, aus Furcht, dass sie die Hand dann fortnehmen wird. Kann sie spüren, dass ich mich verändere, altere, so wie ich spüren kann, dass sie sich verändert?
    Viola wird rot, als sie spricht. »Ich hab nur … bist du immer noch für alle Leute sichtbar?«, fragt sie und zieht die Hand zurück. Die Erinnerung an ihre

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