Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
hinzu.
Violas Mutter winkt ab und wirft Viola einen verständnisvollen Blick zu. »Ich weiß, dass die Sache mit Lawrence dich furchtbar runtergezogen hat, aber … dieser Junge kommt mir irgendwie nicht ganz wie dein Typ vor, Vi.«
Viola schüttelt den Kopf und seufzt. »Er ist … na ja, ich … äh … ich glaube, ihr könntet recht haben.« Sie wendet sich ab und macht Anstalten, in ihr Zimmer zu verschwinden. Ich bleibe gerade noch lange genug, um zu sehen, wie ihre Mutter ihren Mann in den Arm boxt und ihn anstrahlt.
»Siehst du? Wir bauen wieder eine Verbindung zu ihr auf, genau wie es in dem Buch beschrieben war!«
»Mhm«, antwortet Violas Vater nur und stellt die Nachrichten wieder laut.
Ich grinse und schließe Violas Tür, während ich mich zugleich frage, ob es auch ein Buch gibt, in dem steht, wie es mit meiner Beziehung zu ihr weitergehen sollte. Bleibe ich heute Nacht bei ihr? Ist das die Art, wie es funktioniert, diese Sehnsucht nacheinander? Als Viola im Bad verschwindet, lehne ich mich aufs Fensterbrett und sehe zu den Sternen hinauf.
»Sterne?«, fragt Viola, als sie aus dem Bad zurückkommt.
»Genau«, sage ich und drehe mich vom Fenster fort. Ich setze mich hin, während sie sich zu kämmen beginnt.
»Die Ausstellung wird morgen Nachmittag eröffnet. Und ich weiß immer noch nicht, wie ich meine Bilder erklären soll«, sagt sie, während sie die Steppdecken auf ihrem Bett zurückschlägt. »Ich hab noch mal ganz von vorn angefangen, weißt du. Gestern vor der Party bin ich in den Kunstsaal gegangen. Ich habe gemalt … alles . Aaron, Lawrence, dich, mich, die unsichtbare Viola, die glitzernde Viola, die alte Viola …«
»Was wirst du in deiner Einführung also sagen?«, frage ich.
»Keine Ahnung«, gähnt sie und setzt sich auf die Bettkante. »Ich kann übers Malen nicht reden, basta – gar nicht zu reden davon, dass ich über alles reden könnte. Kein Mensch würde es verstehen.«
Ich setze mich neben sie, wobei ich ein paar Zentimeter Abstand lasse. »Es kommt gar nicht drauf an, ob sie es verstehen, sondern darauf, dass du die Nerven hast, es ihnen zu sagen.«
Sie zieht zu mir hin eine Augenbraue hoch. »Du warst nie auf einer Highschool, stimmt’s?«
23
Viola
I n der Shakespeare-Stunde am nächsten Vormittag schlafe ich nicht. Stattdessen verbringe ich die Zeit damit, über meinem einführenden Referat für die Ausstellung zu grübeln. Sehr gut ist es nicht. Genau genommen – es ist das Letzte. Es ergibt nicht mal irgendeinen Sinn, sondern ist ein einziger Wirrwarr aus Namen und Gefühlen und Typen von Leuten und … Dummheiten. Ich hätte eben einfach nicht noch mal von vorn anfangen sollen. Ich hätte bei meinen langweiligen Waldbildern bleiben sollen. Jede Unterrichtsstunde dieses Vormittags verbringe ich mit der Einführung und schwänze das Mittagessen, um mich auf die Suche nach einem Synonymwörterbuch zu machen. Aber bevor ich auch nur einen vollständigen Abschnitt fertig habe, klingelt es zum letzten Mal, und ich flüchte mich in den Kunstsaal, wenige Stunden vor der Eröffnungsveranstaltung.
»Hallo, Fremde«, ruft eine fröhliche Stimme mir zu, als ich die Tür hinter mir zuziehe.
Ich hätte vor Überraschung beinahe gebrüllt, als ich zu der Sprecherin herumfahre.
Es ist Ollie. Nur sieht sie nicht aus wie Ollie. Weder wie die Ollie, die zu sein ich mir so sehr gewünscht habe, noch wie die schluchzende Ollie aus dem Garten. Sie trägt nicht viel Make-up, und obwohl sie immer noch wunderschöne Klamotten aus Secondhandläden anhat, sitzen sie nicht ganz so knapp und passen nicht ganz so makellos zusammen. Sie scheint sogar ein bisschen zugenommen zu haben, sieht dadurch aber nur noch besser aus.
»Ollie, hi«, antworte ich irgendwann, nachdem sie sich bereits wieder dem Gemälde zugewandt hat, dem sie gerade den letzten Schliff gibt. Sie verpasst einem in einem Waldstück stehenden Sessel noch etwas zusätzliche leuchtend rosa Farbe.
»Ich hab deine Ausstellungsbilder da auf dem Tisch liegen sehen«, sagt Ollie und zeigt zu den Waldbildern hinüber. »Du willst doch nicht jetzt noch einen Rückzieher machen, oder?«, fügt sie hinzu.
»Nein, nein, ich habe einfach bloß … noch mal von vorn angefangen«, erkläre ich verlegen. Wenn ich mir jetzt die ursprünglichen Bilder ansehe, habe ich ein Gefühl, als betrachte ich alte Fotos von mir selbst. »Ich hab sie noch niemandem gezeigt. Es war wie eine Eingabe im letzten Moment. Sie passen nicht
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