Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
unsichtbar zu sein, und wie es ist, verliebt zu sein und sich zu fühlen, als leuchtete man. All die Aspekte eines Menschen, die es ausmachen, dass man das Gefühl hat, dazuzugehören … oder dass man sich ganz allein vorkommt.«
Ich mache eine Pause. Lawrence flüstert Dschinn etwas zu, der lacht und nickt zurück. Nun berührt Lawrence meinen Dad am Arm und zeigt mit einer Handbewegung auf Dschinn, der lächelt und meinen Eltern die Hand hinstreckt. Er muss vollkommen sichtbar sein.
Ich verschlucke ein Grinsen und füge hinzu: »Meine Bilder behandeln die Frage, wie wichtig es ist, gesehen zu werden. Technisch betrachtet sind sie außerdem natürlich fürchterlich schlampig, was mir leidtut.« Die Zuhörer lachen, und ein paar von den anderen Kunstschülern nicken zustimmend. Aaron sieht auf die Uhr. Meine Mom wirft Dschinn einen strengen Blick zu und mustert ihn aufmerksam.
Das ist alles. Meine Einführung ist vorbei – sie war kürzer als die aller anderen, aber das war wirklich alles, was gesagt werden musste. Alles, was ich sagen wollte. Ollie kommt auf dem Weg zum Pult an mir vorbei und drückt mir kurz den Arm. Als ich von der Bühne geklettert bin, nickt Xander mir zu und hebt einen Daumen. Meine Eltern, Lawrence und Dschinn arbeiten sich zu mir durch.
»Wir haben gerade deinen Freund Dschinn kennengelernt«, flüstert meine Mutter mir zu.
»Ich hab’s gesehen«, antworte ich. »Ich mag ihn lieber als Aaron. Was meint ihr – du und Dad?«
Meine Mom wirft einen Blick zu Dschinn hinüber. »Ich stehe zu dir, was deine Beziehung angeht«, sagt sie. Es hört sich an, als hätte sie den Satz vorher auf Band aufgenommen. Sie zuckt die Achseln. »Außerdem – hey, er ist nicht schwul.«
Ich nicke ihr zu und fange leise an zu lachen, weil … ja, jetzt endlich finde ich es auch komisch.
24
Dschinn
I ch habe also wieder einen Tag überstanden, ohne dass die Dschinn-Polizei mich erwischt hat«, kommentiert Lawrence über einer Pizza.
Es ist Freitag, und durch das Dach des Wintergartens können wir die Sterne am Himmel über uns sehen. Zum ersten Mal mag ich diesen Raum. Viola sitzt auf dem Boden, und Lawrence hat sich auf einem der Sofas ausgebreitet, während ich mich langsam auf das andere sinken lasse.
»Wir sollten trotzdem nicht ausgehen. Uns in ein Auto zu setzen ist praktisch eine Einladung dazu, einen Verkehrsunfall-Drücker auszuprobieren«, sage ich.
»Diese Ifrit-Typen hören sich ganz schön brutal an«, merkt Lawrence an. Er versucht es leichthin zu sagen, aber ich höre die winzige Spur Furcht in seiner Stimme heraus.
»Solange wir dafür sorgen, dass du nicht in echte Gefahr gerätst, passiert nichts«, sage ich in einem, wie ich hoffe, tröstlichen Ton.
Lawrence wirkt nicht restlos überzeugt. Violas Handy klingelt schon wieder: Aaron. Nicht weiter überraschend, denn er hat es versucht, seit wir uns von der Ausstellung weggeschlichen haben und ihm dabei aus dem Weg gegangen sind. Ein bisschen tut er mir schon leid – ich habe wirklich ganze Arbeit geleistet, als ich Viola den Wunsch nach seiner Liebe gewährt habe. Dem armen Kerl muss es das Herz brechen, weil sie ihn so ignoriert.
»Vielleicht solltest du einfach drangehen«, sagt Lawrence gereizt. Ihm zufolge findet heute Abend eine Party statt, veranstaltet von einem Freund von Aaron, der schon am College ist. Sowohl Lawrence als auch Viola sind eingeladen, aber keiner von ihnen hat vor, hinzugehen – ich bin mir nicht sicher, ob der Grund der angekündigte Drücker ist oder die Tatsache, dass sie von Footballspielern und Bier bis auf weiteres genug haben.
Das ist es, was ich vermissen werde , denke ich, während ich verfolge, wie Viola und Lawrence sich über der Frage anzischen, ob sie nun ans Telefon gehen sollte oder nicht. So unbekümmert, so freundschaftlich, obwohl Lawrence gerade alles aufs Spiel setzt, nur damit seine beste Freundin glücklich sein kann. Damit ich glücklich sein kann. Sterbliche Beziehungen – das ist es, was sie so schön macht. Wie kann ich nach alldem nach Caliban zurückkehren? Dschinn-Beziehungen sind damit nicht zu vergleichen – ich nehme an, auch das ist ein Teil unserer legendären Bestrafung.
Viola gibt schließlich nach, nimmt den Anruf an und verschwindet mit dem Telefon in einen Nebenraum.
»Ich hätte nicht gedacht, dass Aaron Moor mir jemals so leidtun würde«, sagt Lawrence, während er ihr nachsieht.
»Er liebt sie. Er glaubt, sie wäre es, die ihn vollständig
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