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Drei Wünsche

Drei Wünsche

Titel: Drei Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker , Andrea Offermann
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ist größer und hat mehr Licht. Kerzen und Öllampe brauchen wir erst zu Sonnenuntergang, das spart eine Menge Geld. Außerdem», sie zeigte nach oben, «sind wir hier gut bewacht.»
    Schaffer folgte ihrem Blick und schnaufte. Auf einem Sockel an der Säule direkt oberhalb ihres Regals mit alten Büchern und allerlei Schüsseln, Tassen und Gläsern war eine steinerne Madonna angebracht, ein wirklich hübsches Ding. Sie war ihm nie zuvor aufgefallen, er blickte lieber auf seinen Weg als zum Himmel.
    Es gab in den Kirchen der Stadt eine ganze Reihe von Madonnen; wenn sie auch nicht mehr wie in katholischer Zeit angebetet wurden wie der Herrgott selbst, galt ihnen doch manch frommer Hilferuf. Ob aus Farbe, Holz oder Stein, zeigten ihre Gesichter und Gestalten zumeist die Würde oder die Tragik Marias und ihres Sohnes – diese war anders. Nur vier Handlängen hoch, die goldenen Kräusellocken unter der Krone ringelten sich weit über die Schultern herab, ein helles goldgesäumtes und blau gefüttertes Gewand, das liebliche Jesuskind auf dem Arm im roten Hemd, Blumen in der Hand, all das war nicht ungewöhnlich. Marias Pummeligkeit hingegen, ihr kleiner Kirschmund und die gesenkten Lider, die Stille des Ausdrucks – all das ließ sie wie eine Nachbarin erscheinen, die sich selbstgewiss ein Schläfchen gönnt. Schaffer machte sich nichts aus Heiligen, aber die Mutter des Herrn Jesus persönlich, dazu in der ihr geweihten Kirche und kurz vor Weihnachten, das war etwas anderes, und just diese erreichte sein Herz. Was machte sie nur so allein da oben auf dem Sockel an der Säule? Ihr gebührte ein ehrenvollerer Platz auf einem der Altäre.
    «Amen», murmelte er, weil das in einem solchen Fall nie falsch sein konnte, und behielt für sich, dass ihn das lächerliche Gefühl bedrängte, die heilige Frau wolle ihn weniger schützen als einem alten Sünder bei seinen Geschäften auf die Finger sehen. Wirklich lächerlich, letztlich war sie nur ein Stück Sandstein mit ein bisschen verblassender Farbe.
    Noch einmal blickte er nach oben – da schob sich die Vormittagssonne durch die Wolken und schickte einen Lichtstrahl durch das Fenster in die Halle, vergoldete den tanzenden Staub, und die Madonna … tatsächlich! Wäre Schaffer nicht völlig unberührt von Gespensterglauben und Wunderlegenden, hätte er geschworen, die staubige kleine Dame dort oben auf ihrem einsamen Platz habe für einen Moment die Augen geöffnet und ihm zugezwinkert.
    Er brauchte dringend einen Schluck Branntwein.
    Den gab es nicht im Dom, ein wenig der alten Würde musste geachtet werden, aber draußen im Hof gab es Punsch. Wenn er Glück hatte, brannten die Feuer unter den Kesseln schon.
    Elsi sah ihrem Vater nur flüchtig nach, als er sich durch die Menge der Marktleute und die noch herumstehenden Kisten und Körbe, Säcke, Kästen und Truhen schob. So bemerkte sie nicht, dass er, der alle kannte und gewöhnlich hier ein Wort wechselte, dort einen Scherz oder eine kleine Frechheit hinüberrief, auf eine Schulter, auch mal auf einen unter dicken Winterröcken wohlgerundeten Hintern klopfte, schnurstracks, ohne nach links und rechts zu schauen, in den Hof hinauslief.
    Sie beugte sich über die Körbe und fuhr fort, ihren Trödel möglichst einladend aufzubauen, in der obersten Kommodenschublade auch die englischen Shawls und die Puppen zu drapieren, die einen wie die anderen eine echte Okkasion beim Steuermann eines Dreimasters aus Plymouth. Sie polierte die nach ziemlich echtem Silber aussehende Zuckerdose, wischte den Staub von Büchern, Geschirr und anderem Kram, rückte alles anmutig zurecht, den Porzellanengel – ihm fehlte nur jeweils ein winziges Stück seiner Nase und des rechten Flügels – genau in die Mitte neben das bronzene Handglöckchen. Endlich betrachtete sie zufrieden ihr Werk. Es sah nicht nach einem Laden aus, in dem sich die Damen der Ratsherren und Großkaufleute bedienen ließen, aber wer sich an das Gerümpel und Durcheinander am Schaffer’schen Stand beim letzten Weihnachtsmarkt erinnerte, würde ihn kaum wiedererkennen.
    Sie zog ihr Brusttuch zurecht, anders als anzunehmen in eine höchst sittsame Position, prüfte mit raschem Griff einige der winzigen bunten Blüten in ihrem Haar und schlang das dicke Wolltuch akkurater um die Schultern. Sie hätte es gerne abgelegt, es war schäbig, unübersehbar ausgebessert und kleidete sie überhaupt nicht, aber wenn der bisher gnädige Winter dieser Tage auch keinen Frost gebracht

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