Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Worauf es ankam, war, dass sie ein Mal dort gewesen war. Sie hatte sie alle kennenlernen dürfen.
Und jetzt war es Zeit, nach Hause zu gehen.
»Ich bin bereit«, flüsterte sie leise. »Keine Entschuldigungen mehr. Keine Blicke zurück. Ich wünsche mir, zu meinem Leben zurückzukehren, wohin auch immer es mich führt und wer auch immer ich sein werde.«
Hazels Herz klopfte heftig, sie öffnete die Augen und wartete mit angehaltenem Atem.
Einen Augenblick lang geschah gar nichts.
Doch dann kam genau wie die beiden Male vorher erst das Flattern. Das leichte Flattern vom Stoff am Saum ihres Kleides. Sie blickte nach unten zu der Stelle, wo der kleine goldene Schmetterling versuchte, sich vom Stoff zu lösen.
Langsam schaffte er es, schwebte neben ihrem Gesicht, seine kleinen zarten Flügel schlugen in die Luft.
Hazel lächelte und erinnerte sich an das erste Mal, als sie ihn gesehen und gedacht hatte, sie verliere den Verstand. Wo sie doch eigentlich dadurch erst richtig zu Verstand gekommen war.
Der Schmetterling flatterte immer noch vor ihr in der Luft, als ein heftiger Windstoß um Hazels Knöchel fegte, kleine Sandkörner auf dem Deck herumwirbelte und ihr das eigene Haar ins Gesicht schlug. Der Schmetterling sah aus, als wäre er gefangen, und Hazel wollte schon die Hand ausstrecken, um ihn zu retten, doch der Wind war stärker. Mit einem mächtigen Stoß erfasste er den kleinen Schmetterling und trug ihn davon, bis er nur noch als winziges Licht über den Wellen zu erkennen war.
Der Wind nahm noch weiter zu, und Hazel musste ihre Augen mit einem Arm abschirmen. Sie bemühte sich, bei der Reling stehen zu bleiben, aber der Wind trieb sie zurück. Sie stolperte in Richtung Fensterfront und legte ihr Gesicht ans Glas, schmeckte die Gischt des Ozeans auf ihren Lippen. Sie hielt die Augen fest geschlossen, ihr Herz hämmerte in ihren Ohren, während der Wind um sie herumpfiff.
Ein blendend weißes Licht zuckte trotz ihrer geschlossenen Augen vor ihr auf, und Hazel fiel zu Boden, den Kopf in beiden Händen, und hoffte nur noch, es wäre bald vorüber.
33
Selbst mit geschlossenen Augen merkte Hazel, dass es dunkel war.
Sie blinzelte und öffnete langsam die Augen. Der Wind hatte sich gelegt und eine unheimliche Stille hinterlassen. Hazel war von Dunkelheit umgeben, mehr tintenblau als schwarz.
Als ihre Augen sich an die Umgebung gewöhnt hatten, sah sie ein winziges funkelndes Licht und dachte im ersten Moment, es sei der Schmetterling, der immer noch irgendwo zwischen Zeit und Raum stecken geblieben war. Langsam erkannte sie jedoch, dass es das Funkeln eines Sterns war, und dann kamen noch Hunderte andere Sterne am weiten Himmel in Sicht.
Hazel stemmte sich vorsichtig auf die Füße und ging hinüber zur Reling. Sie befand sich immer noch auf einem Schiff und orientierte sich langsam. Zuerst blickte sie nach hinten und bekam ein flaues Gefühl im Magen.
Die Berge von Marin verschwanden gerade in der Dunkelheit, und zu beiden Seiten des Schiffes ragten hoch und glänzend Brücken auf.
Langsam, mit angehaltenem Atem, drehte Hazel sich in die andere Richtung. Vor sich sah sie die Lichter von San Francisco, die vertraute Skyline, den offenen Hafen.
Das war ihr altes Zuhause, und dahin war sie jetzt unterwegs.
Hazel blickte zurück zum Fenster und erkannte, dass sie genau auf der Fähre war, auf die sie damals tränenüberströmt gegangen war, nachdem sie erfahren hatte, dass Rosanna tot war.
Rosanna. Hazel tat das Herz weh, als sie an diesen Abend dachte: Billy an der Bar. Rosanna war immer noch fort. Nichts würde daran etwas ändern.
Ohnehin hatte sich nichts geändert. Hazel blickte auf ihre Uhr. Es war 21:42. Und das Datum: Als seien keine Monate vergangen. Es war genau der Tag, an dem sie die Zeitreise angetreten hatte. Nur ein paar Stunden, nachdem sie an Bord gegangen war.
Was bedeutete das? Hazel sah sich auf der Fähre nach Hinweisen um. War alles nur ein Traum gewesen?
Ihr Herz klopfte heftig, als sie sich auf den Boden kniete und ihre Tasche aufriss. Die Fotos! Sie hatte doch die Polaroids eingesteckt – alle Fotos, die sie auf der Insel und von ihren Freunden gemacht und die Rosanna nicht gerahmt hatte. Sie waren echt. Sie mussten es sein!
Hazel suchte in ihrem Rucksack, versuchte panisch, den Umschlag zu finden. Sie leerte die Tasche aus, schüttete den Inhalt auf den Metallboden.
Alles, was herausfiel, war ein einziges Kleid. Das mit dem kaputten Reißverschluss, das sie selbst
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