Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Bankiers«, und schon während sie es ausspricht, ist ihr klar, dass die Runde im Gesindezimmer ihre Antwort gar nicht verstehen wird, unsinnig, wie sie ohnehin ist.
    Gerade will sie gehen, da hört sie das Tappen nackter Füße auf den Küchenfliesen. Dann geht die Tür und auf der Schwelle erscheint im gestickten Hemd und weißen Leinenhosen der Herr von Rofrano und sagt, noch bevor er sie bemerkt: »Herrschaftszeiten, hab ich an Hunger! Habt’s wohl noch einen Rest von eurem Mittagsmahl?«
    Von wegen: Er zieht es vor, im Wirtshaus zu speisen!

10
    Mir ist unbehaglich zumute, während ich, den Korken im Mund, brav meine Texte übe.
    Nein, nicht wegen dieser Übung. Sie mag ja ihren Sinn haben. Es ist das Essen, dieses Blunzengeröstl ... Das Schweineschmalz daran schmeckt noch immer nach, als klebe es an meinem Gaumen. Und natürlich ist es nicht dies Fett. Es ist die Bemerkung über jüdische Berufe ...
    Mich hat etwas eingeholt. Etwas, was die ganze Zeit auf mich gelauert hat. In Hermeneau war ich geborgen. Jetzt steckt »das« seinen hässlichen Kopf wieder heraus und macht mir klar, warum ich eigentlich unterwegs bin in dieser scheinbar so netten und harm losen Welt. Dass ich nicht umsonst von Isabelle ausgeschickt worden bin. »Das« – das muss ja gar kein Hass sein. Ein Berg von dummen und plumpen Vorurteilen reicht auch.
    Ich ziehe Bilanz. Da habe ich versucht, so etwas wie »Verbündete« zu finden, Leute, mit denen ich warm werden kann. Nicht nur wegen des Buchstabens, auch damit es nicht so schwer für mich wird hier – aber wohl eher Fehlanzeige. Das mit der Pfleiderer ist fehlgeschlagen, die habe ich verschreckt mit meinem unangepassten Verhalten, ich habe sie sogar in Verlegenheit gebracht. Mit der kann ich nicht rechnen. Und von den anderen gar nicht zu reden.
    Auch an diesen »Rosenkavalier«-Bub will ich erst einmal nicht denken.
    Bleibt mir, so paradox das zunächst scheint, niemand anderes als Felice selbst. Ich muss ihre herrische und ironische Art ertragen, aber ohne mir was zu vergeben. Ich muss ihre Achtung erringen.
    Ich kenne ja nun die Theaterleute ein bisschen, habe ein halbes Jahr höchst intensiv unter ihnen gelebt. Sie sind alle besessen von ihrer Arbeit. Und ich ahne, dass jemand wie die Lascari, ein großer Star des berühmtesten Theaters Europas, niemanden hat, mit dem sie wirklich vertraut ist. (Hält sie sich darum diesen jungen Liebhaber? Jemand, der stets zur Verfügung steht ...)
    Aber diese Frau ist eine Lasker. Vieles an ihr erinnert mich an Isabelle. Ihre Direktheit. Ihr Stolz. Ihre trockene Art, einem Dinge ins Gesicht zu sagen. Wir müssen uns nahekommen. Müssen es einfach. Sie muss anerkennen, dass ich etwas kann und etwas bin. Und irgendwann werde ich ihr beibringen, in welcher Mission ich hier bin. Jetzt muss ich Geduld haben.
    Und fleißig sein, natürlich.
    Ich nehme den spuckefeuchten Korken aus dem Mund, bewege den Unterkiefer, um keinen Krampf zu bekommen, »kaue Luft«, wie ich es von Schlomo gelernt habe, benetze mir die ausgedörrten Lippen mit der Zunge.
    Dann mache ich noch ein paar Versuche mit dem Stuhl und übe das Hinsetzen und Aufstehen in einer fließenden Bewegung.
    Morgen werde ich meine Erkundungen im Haus erst einmal aufgeben und mich auf die Stadt stürzen. (Mit oder ohne Gastons Baedeker.)
    Ach ja, und diese Küche. Das tut mir in der Seele weh. Da muss etwas geschehen. –
     
    Der Tag ist so schön und frühlingshaft wie der gestrige. Leonie guckt am Morgen aus dem Fenster, und ihr fällt so ein Operettenlied ein, wo ein Tenor mit schmelzender Stimme säuselt: »Frühling in Wien, da ist der Himmel so blau!« Als wenn die Farbe des Himmels im Frühling eine Wiener Spezialität wäre. Aber er ist tatsächlich tiefblau ...
    Sie hat einen Plan für heute. Zunächst wird sie sich den Park hinterm Palais anschauen. Dann wird sie losziehen und sich eine Robe für Felices Soiree kaufen, denn eigentlich, hat sie sich überlegt, sollte das grüne Seidenkleid doch noch auf seinenAuftritt warten. Es verbindet sich eben eine bestimmte Erinnerung damit ...
    Der Park oder Garten erweist sich als weit weniger geheimnisvoll, als ihr das so »von draußen« schien. Die Erkundung geht schnell. Da ist eine Remise mit der Kutsche und mit Gartengerät. Dann kommt man in den Teil, den sie vor ihrem Anbaufenster hat: die Fliederbüsche, ein kleines Rondell mit knospenden Rosen, Jasmin, Jelängerjelieber mit seinen rosafarbenen Blüten, zwei große Kastanien, deren

Weitere Kostenlose Bücher