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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Blütenblätter bereits abgefallen sind und einen schneeweißen Teppich am Boden bilden, darunter eine Holzbank. Eine Rasenfläche, geeignet, um darauf ein Picknick zu machen. Die Wege mit Kies bestreut, zwei Statuen, leicht bekleidete Gipsmädchen in affektierten Posen. Aber dann ist da schon eine hohe Mauer; so riesig viel Platz hat man eben mitten in der Stadt nicht für seinen Privatpark. Hübsch, aber klein.
    Sie geht zurück in ihr Quartier, greift sich die Handtasche, ihr Schlüsselbund, ihr Portemonnaie, in das sie ein paar Scheine steckt. Es ist warm. Eine leichte Jacke wird genügen.
    Aber als sie gerade auf das Tor zur Straße zusteuert, tritt er aus dem Haus und springt die Stufen der Eingangstreppe hinunter: Felices junger Mann. Er trägt zu seinem leicht zerknitterten weißen Anzug einen runden Strohhut von der Art, die man Kreissäge nennt (mit einem blauen Band drumherum), und sieht unbeschwert und ein bisschen verwegen aus, wie er da diesen Hut noch einmal zurechtrückt mit einer schwungvollen Bewegung, dass die Enden des Bandes nach hinten gelangen. Leonie riskiert einen Blick auf seine Füße: Ja, Schuhe hat er an, Lackschuhe sogar. Aber auch in diesen Schuhen sind seine Füße nackt.
    »Grüß Gott, gnädiges Fräulein!«, sagt er munter. »Sie wollen ausgehen? Wien anschauen? Einkäufe machen?«
    Leonie nickt. Fast hat sie das Gefühl, er hat sie abgepasst.
    Sie hat keine rechte Lust auf seine Gesellschaft, wollte die Stadt allein erkunden. Aber er lässt nicht locker. »Da bin ich der Rechte!«, sagt er fröhlich. »Gestatten Sie, dass ich Sie begleite. Mitmir werden ’s Ihre Freude haben. Ich weiß, wo ’s die feschesten Sachen hat.«
    Sie stehen inzwischen auf der Straße. Wie soll sie ihn nur abhängen?
    »Haben Sie keine anderen Verpflichtungen?«, fragt sie zurückhaltend.
    Er verzieht die Mundwinkel, diesmal beide, da wirkt er nicht mehr so blasiert – ein schelmisches Faunsgesicht. »Madame schläft um diese Stunde noch, wenn Sie das meinen«, sagt er gelassen. »Ich hab frei. Kommen ’s, ich order uns einen Fiaker.«
    Er pfeift auf den Fingern, und wie auf Bestellung biegt eines dieser Wiener Fuhrwerke um die Ecke und der Kutscher greift nach hinten und öffnet einladend den Schlag. »Kärntner Straße!«, kommandiert der junge Mann. Die Pferde ziehen an. Er wirft Leo nie einen schrägen Blick zu. »Das Geld haben Sie doch?«, vergewissert er sich.
    Leonie muss grinsen. »Ja, das hab ich, keine Bange.«
    Er beugt sich zu ihr herüber. »Eins möchte ich mit Ihnen noch besprechen«, sagt er halblaut. »Also, ich bitt Sie ... dass ich mir die Mahlzeit beim Gesinde geholt habe – das bleibt doch unter uns, ja? Das muss doch die Frau Burgschauspielerin nicht erfahren?«
    Leonie lacht los. »Wer will schon gern nobel verhungern? Ich hab ja auch da gegessen!«
    Er nickt erleichtert. »Hand drauf?«
    »Hand drauf«, sagt sie und streckt ihm ihre Rechte hin. Erst schüttelt er sie kräftig und kollegial. Dann verfällt er in eine Pose, verdreht die Augen und führt ihre Hand hingebungsvoll an seine Lippen. Und nach dem Handkuss sagt er mit einer Stimme, als stünde der Weltuntergang bevor: »Aber das gibt’s doch gar net! Warum tragen ’s denn keine Handschuh?«
    Leonie zuckt die Achseln. Handschuh! Wann hat sie schon mal Handschuh getragen, außer im Winter! Und warum tragen Sie keine Strümpfe?, liegt ihr auf der Zunge zu fragen, aber er fährt fort: »Ohne Handschuh ist die Dame von Welt in Wien nicht comme il faut. Lassen ’s uns zuerst Handschuh kaufen.«
    Sie begreift, sie wird ihn nicht los. Nachdem sie nun in Sachen heimlicher Verköstigung so etwas wie Komplizen sind, kann sie nicht einfach sagen: Gehen Sie bitte (oder wie sagte der Joseph zum Dienstmann: Schleich dich!), ich hab keine Lust auf Sie.
    So ergibt sie sich mit einem Seufzer in ihr Schicksal.
    Es hätte schlimmer kommen können, denn es erweist sich, dass der junge Mann einen passablen Fremdenführer abgibt, und so fährt sie denn durch das schon sonnenwarme, bunt belebte Wien dahin, im gemächlichen Klappertakt der Pferdehufe, und folgt mit den Augen dem weisenden Finger ihres Mitfahrers. Manchmal beugt er sich vor und gibt dem Kutscher Anweisung, wohin er fahren soll – kleine Umwege, um ihr ein besonders schönes Haus, einen kleinen Park, ein Denkmal zu zeigen.
    »Das Josefstädter Theater. Hier inszeniert gerade der Max Reinhardt, wussten Sie das?«
    Max Reinhardt?! Hat er gerade Max Reinhardt gesagt? Sie ist

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