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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fürs gnä’ Fräulein herrichten. Da hat sie’s nicht so beengt.«
    Also ums Beengte geht’s angeblich. Nicht ums Ungestörte der Bewohner des Palais’, um den »Einblick« in die Liebesgeschichte zwischen »Marschallin und Oktavian«. Na gut.
    »Hat die gnädige Frau eigentlich noch Verwandte hier in Wien? Ich meine, von unserer Seite, von den Laskers oder Lascari her?«, wagt sie einen Vorstoß. (Irgendwie muss sie herausfinden, ob noch andere infrage kommen, bei denen der Buchstabe sein könnte! EinVersuch...)
    Die Haushälterin macht erschrockene runde Augen. Sie sieht aus, als würde ihr so etwas auf der Zunge liegen wie: Das fehlte gerade noch!, denkt Leonie. Aber natürlich passiert das nicht. Würdevoll gibt sie zur Antwort: »Soviel ich weiß, leben die Eltern der gnädigen Frau nicht mehr, und sie ist das einzige Kind.«
    Aha. Das grenzt die Suche ein.
    »Aber es gibt doch häufig Gäste, nicht wahr? Die gnädige Frau empfängt doch sicher an bestimmten Tagen?«
    »Nun, eigentlich ... eher nicht«, stammelt die Haushälterin. (Nanu? Hatte Madame im Kaffeehaus nicht getönt, dass »Berühmtheiten von überall her« ihr quasi die Tür einrennen würden?Sie ist gespannt, was von den anderen Aktivitäten, den Wohltätigkeitveranstaltungen und Bällen, noch übrig bleibt.)
    Allerdings, bei dem, was sie bisher zu sehen bekommen hat, gab es bestimmt keinen Platz für Familienandenken der Lasker’schen Art. Dafür jede Menge Stühle und Stühlchen, Sessel, Sofas, Spiegel, Bilder, Uhren, Teppiche und Portieren. Das einzige solide Teil, in dem man etwas aufbewahren kann, war die Anrichte im Speisezimmer...
    Lieber Himmel, gewähre mir Einblick in die Privaträume der Madame Lascari!
    Leonie ist entschlossen, Frau Pfleiderer Honig um den Mund zu schmieren. Die muss sie sich warmhalten, wenn sie hier Fuß fassen will, um etwas zu finden.
    »Bewundernswert, wie Sie das alles in Schuss halten!«, sagt sie. (Und muss dabei nicht einmal heucheln. Schließlich weiß sie, was Hausarbeit bedeutet; nicht nur dass sie nach dem Tod der Mutter jahrelang ihrem Vater die Wirtschaft geführt hat, sie hat auch Ordnung in den chaotischen Haushalt der Komödiantenfamilie Laska row gebracht.) »Allein, wenn ich diese Teppiche und Vorhänge sehe. Staubfänger, nicht wahr? Und die hohen Fenster mit den vielen kleinen Scheiben ... Da müssen Sie bestimmt hinter Ihren Angestellten her sein, damit es so makellos wirkt wie hier!«
    Schmeichelei verfehlt selten ihre Wirkung.
    Frau Pfleiderers Augen leuchten auf. »Gnä’ Fräulein haben einen Blick dafür? Ja, in Berlin soll’s ja auch sehr edle Häuser geben.«
    (So horcht man Leute aus, denkt Leonie.) »In Berlin weniger«, bemerkt sie beiläufig, »aber die letzte Zeit habe ich bei Verwandten auf einem Schloss in Südfrankreich verbracht. Das war natürlich sehr gediegen und weitläufig.«
    Die Haushälterin erstirbt fast. »Auf einem Schloss?!«
    »Schloss Hermeneau, ja.« Sie macht eine kleine Pause. Kippt dann vom Hehren zum Profanen. »Und nun möchte ich gern noch die Küche sehen.«
    »Die Küche?« Ihr Gegenüber beginnt, an der Brosche herumzufummeln. »Aber das ist doch nichts für eine junge Dame!«
    Leonie strahlt sie an. »Kochen ist meine Leidenschaft! Also bitte. Außerdem hab ich Hunger. Es muss ja bald Tischzeit sein. Da kann ich gleich mal in den Topf gucken. Was gibt’s denn heute?«
    »Was es ... « Frau Pfleiderer holt ihre Brille aus der Schürzentasche, wo sie sie vorhin versenkt hatte, reibt sie am Ärmelaufschlag sauber und schiebt sie sich auf die dünne Nase. »Madame isst eigentlich nur einen Salat zu Mittag und das meist außer Haus.«
    Salat. Aha. Und abends Hirn mit Ei in Portionen, als hätte die der Apotheker abgewogen. Leonie lässt nicht locker. »Und der Herr Rofrano?«
    Jetzt ist es so peinlich, dass die Haushälterin ihre Brille wieder absetzen muss. »Wenn er denn hier ist«, erwidert sie gesetzt, »zieht er es auch vor, im Wirtshaus zu speisen.«
    (Verständlich. Wer kann schon immer nur von Salat leben? Ich kann es auch nicht.)
    »Aber Sie selbst, Sie und Ihre Untergebenen« (Leonie wählt mit Bedacht das altmodische Wort), »Sie essen doch bestimmt zu Mittag. Sie verrichten ja schließlich körperliche Arbeit!«
    Die Haushälterin nickt. Sie ist stumm vor Verlegenheit. Das alles ist offenbar kein Thema für eine »junge Dame«.
    »Kochen Sie selbst?«
    »Nein. Das Lieserl.«
    Das Nannerl putzt die Fenster und das Lieserl kocht fürs

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