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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Golem weiß. Vielleicht wäre es das Einfachste, zu ihr zu gehen und zu sagen: So und so, unsere Verwandte in den Pyrenäen, die sammelt solche Stücke. Sie wird dir dafür gutes Geld geben und vorher kannst du dir ja noch eine Kopie machen lassen ... (Geld wird ja schließlich gebraucht in diesem Haus, wo man auf großem Fuß lebt und der Kühlschrank leer ist, außer wenn es eine Soiree gibt. So eine kleine Notlüge.)
    Aber das verwerfe ich gleich wieder. Das ist Unsinn. Denn wenn sie die Tradition doch kennt, wird sie beleidigt sein, dass ich sie hinters Licht führen will.
    Ich darf nicht mit der Tür ins Haus fallen. Ich muss mich vorsichtig annähern. Bloß wie? Wie kann ich ihr näherkommen, wenn ich sie doch nur auf der Bühne zu sehen bekomme oder bei der nächsten Unterrichtsstunde?
    Die Unterrichtsstunde. Als ich sie fragte, ob ich gut bin. Da hatsie etwas gesummt. Nach der gemeinsamen Arbeit, die ihr gefallen hatte – und das hörte sich nach »Avram avinu« an, einem jener sephardischen Lieder der Familie, aus der uralten spani - schen Zeit stammend. Also weiß sie Bescheid? Die Erkennungszeichen der Laskers untereinander: die Buchstaben, die Lieder und »Fuego y sapor«, diese ganz bestimmte, von den spanischen Juden her überlieferte Gewürzmischung, die ihre Küche unverkennbar machte...
    Fuego y sapor. Das ist es! Es ist mir ja schon einmal gelungen, damit das Eis zu brechen. In der Wohnküche der Laskarows, als mich Schlomo das erste Mal küsste. Und anschließend gehörte ich dazu.
    Die Küche hier ist eine Einöde. Aber vielleicht kann ich sie ja zum Leben erwecken. Und vielleicht Felice wird wenigstens die Gewürze erkennen, wenn sie auch sonst nichts isst. (Hier, wo niemand isst, außer man holt sich was von draußen. Oder aus der Gesindestube. Blunzengeröstl.)
    Das könnte der Weg sein.
    Jetzt kann ich einschlafen. –
    Leonie erwacht, weil jemand sehr laut spricht da drüben vorm Palais. Nein, mehr. Man schreit herum.
    Felices Stimme, weit tragend und glasklar. Unverkennbar.
    Sie richtet sich im Bett auf. Eigentlich will sie nur das Fenster schließen, aber das ist natürlich sinnlos, denn ihr Fenster sieht ja auf den Park raus, nicht zur Eingangstür des Haupthauses.
    Sie schwingt die Füße über die Bettkante und geht in den Flur; die Kälte der Fliesen an ihren Fußsohlen. Öffnet vorsichtig einen Spaltweit die Tür, bleibt stehen, wagt einen Blick.
    Die Soiree scheint vorüber zu sein. Alles ist zwar noch hell erleuchtet, aber kein Gast mehr zu sehen. Sie sind wahrscheinlich gegangen und das Personal muss sich diskret zurückgezogen haben – denn auf den äußeren Treppenstufen sitzt die Hausherrin, die Hände hinter sich aufgestützt, den Kopf zurückgeworfen, und schreit, als wäre sie auf der Bühne und müsste auch noch den letztenZuhörer im fünften Rang erreichen. (Im Schein der großen Öllampen, die das Entree flankieren, leuchtet der Buchstabe auf ihrer Brust wie lebendiges Feuer.)
    »Muss ich mir das bieten lassen! Ich! In meinem eigenen Haus?! Diese abgefeimte Bande! Lassen da >zufällig‹ einen Zeitungsausschnitt auf dem Flügel liegen, und diese scheinheilige Pianistin nimmt ihn und sagt: >Oh, gehört das Ihnen, Frau Lascari?‹ Und ich stehe da und lese – aller Augen auf mich gerichtet! –, dass ich tönenden Singsang und hohles Pathos von mir gebe und zu alt bin für die Rollen, die ich spiele!«
    (Leonie begreift: Die haben doch tatsächlich diese beleidigende Zeitungsnotiz der Gastgeberin in die Hände gespielt! Was für eine Gemeinheit! Vorsichtig geht sie einen Schritt weiter vor.)
    »Ganz so stand es nicht da!«, kommentiert inzwischen eine gelassene Stimme aus dem Halbdunkel, in normaler Lautstärke. »Ich hab’s schließlich dann auch gelesen. Immerhin, du hattest dein Gesicht unter Kontrolle. Kompliment, größte aller Actricen.«
    Da sitzt er also zwischen Tür und Angel, für Leonie unsichtbar, der Edle von Rofrano. Ein Glas klirrt an einen Flaschenhals. Offenbar trinkt er ziemlich ruhig weiter seinen Champagner.
    »Du fandest es wohl nicht weiter schlimm?« Felices Stimme ist messerscharf.
    »Ich fand’s schon schlimm, Fee. Aber nicht so arg, dass ... « »Nicht schlimm, wenn man behauptet, ich wäre zu alt für
    meine Rollen? Meinst du das im Geheimen vielleicht auch?« »Beruhige dich.«
    »Was ist das für eine Antwort: Beruhige dich? Ich will aber nicht! Man beleidigt mich in meinem eigenen Haus und mein großer Kavalier findet das in Ordnung! Weil

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