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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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er offenbar schon lange der gleichen Meinung ist!«
    »Ich bin nicht dein großer Kavalier, sondern nur dein kleiner Freund. Und wenn du jetzt deine Wut an mir auslassen willst, dann tu es ruhig. Ich halte den Kopf hin, wie immer. Ich bin’s ja gewohnt, Bichette.«
    »Nenn mich nicht Bichette!«
    »Sonst hörst du’s doch ganz gern.«
    Leonie ist die ganze Szene peinlich. Dieser Streit zwischen den beiden wird immer privater, das geht sie nichts an. Da fällt ihr Name.
    »Lenk nicht ab von diesem entsetzlichen Abend. Und zu allem noch die kleine Lasker. Kommt daher wie ein Vamp vom Kurfürstendamm in ihren schwarzen Handschuhen ... Nebenbei: War nicht vom Debütantinnenballkleid die Rede? Egal. Jedenfalls, du denkst, jetzt erfolgt der große Auftritt. Doch dann – sie steht da wie ein Stockfisch und bekommt den Mund nicht auf. So etwas soll meine Schülerin sein! Blamage! Und schließlich verschwindet sie einfach sang- und klanglos.«
    »War ja vielleicht das Beste, was sie tun konnte. Kann sein, sie verträgt auch keinen Alkohol.«
    »Willst du sagen, wie ich?« Die Stimme wie Eis.
    »Ich hab gar nichts gesagt, Fee.«
    »Nein, den ganzen Abend über nicht. Aber den Spruch von diesem arroganten Schnösel, von Hofrat Wölfling, den hast du doch gehört, wie?! ›Ja, Protektion ist alles auf der Welt. Talent ist zweitrangig. Löblich, dass Sie zurückzahlen, Gnädigste, was man Ihnen seinerzeit gegeben hat.‹ Und das Gelächter!«
    »Die lachen doch immer, wenn Hofrat Wölfing nur den Mund aufmacht, Fee. Der hat nun mal den Ruf als Witzbold weg. Da kann er noch so plattes Zeug quatschen. Außerdem glaube ich, die meisten haben gar nicht verstanden, was er gemeint hat.« Das Glas klirrt wieder.
    Felices Stimme geht in ein tragendes Tremolo über. »Und ob sie das verstanden haben! Sie unterstellen mir, dass ich jemanden aus der Verwandtschaft protegiere, auch wenn er kein Talent hat! Jüdische Mauschelei, Protektion. Schließlich weiß jeder, dass das Geld und der Einfluss meines verstorbenen Mannes mir den Weg geebnet haben – erst zu meinem teuren Schauspiellehrer, dann zur Burg. Aber lassen wir die kleine Berlinerin aus dem Spiel ... Da stehen ein paar der bedeutendsten Männer dieser Stadt inmeinem Salon, zwei Maler von der ›Sezession‹, darunter der, der mich porträtiert hat, dann dieser Komponist, dieser berühmte, von all den mit mir ›befreundeten‹ Schauspielern und den Geldsäcken mal ganz abgesehen, und alle lachen sich eins, wenn der Lascari unter die Nase gerieben wird, dass sie sich ins gemachte Nest gesetzt hat damals und dass sie inzwischen zu betagt ist für die Rollen, die sie außerdem noch spielt wie vor hundert Jahren. Kapierst du das, du adliger kleiner Hohlkopf?«
    Anton erhebt sich, jetzt steht auch er im Licht. Er ist in Hemdsärmeln und hält Glas und Flasche in der Hand, sein Haar ist zerzaust. »Dein adliger kleiner Hohlkopf geht jetzt schlafen. Wenn du mich weiter beschimpfen willst, dann tu’s lieber drinnen.« Er beugt sich vor und küsst die Luft über Felices Haar.
    Dann verzieht er den Mund zu seinem entschuldigenden Grinsen, hebt sein Glas und prostet ins Dunkel, Richtung Dependance.
    Leonie fährt erschrocken zurück. Die Schamröte steigt ihr ins Gesicht, sie fühlt es.
    Weiß er schon die ganze Zeit, dass sie da steht und lauscht, oder hat er sie eben erst entdeckt? Zum Glück bemerkt Felice nichts. Sie hat den Kopf in den Nacken gelegt, und ihre Stimme hat auf einmal alle Schärfe verloren, ist jetzt weich und leise. »Bitte geh nicht fort, Flusch. Bleib bei mir.«
    »Ich warte auf dich, Bichette.« Er klingt sanft.
    Anton verschwindet im Dunkeln. Felice schlingt die Arme um ihre Knie und legt den Kopf darauf.
    Es kommt Leonie so vor, als wenn Traurigkeit und Zorn sie wie eine sichtbare Hülle umschließen würden.
    Ich werde es nicht leicht haben, diese Hülle zu zerbrechen, sagt sie sich. Denn ich bin mit der Anlass gewesen für diesen Gefühlsausbruch.

14
    Liebe Isabelle, lieber Gaston!
    Das zweite Zeichen! Ich habe es gesehen, es ist da! Das Mem, es hing am Hals von Felice Lascari, sie trägt es als Schmuckstück.
    Vielleicht beruhigt es Dich ja ein wenig, Isabelle, dass es da ist, ganz ohne Frage vorhanden und vor aller Augen. Also keine aufreibende Suche.
    Aber was ich ganz und gar nicht weiß: Wie ich herankommen soll!
    Felice Lascari ist eine stolze und eigenwillige Person und der Zugang zu ihr ist nicht einfach. Ich hoffe, mir ist etwas eingefallen, wie ich

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