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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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(Allerdings, wenn sie daran denkt, wie Felice in der »Penthesilea« und der »Braut von Messina« gespielt hat, muss sie zugeben, so unrecht hat dieser Kritiker nicht ...)
    Und dann endlich kommt die Hausherrin, natürlich in Begleitung ihres Trabanten Anton, der rank und schlank wie ein junger Page neben ihr einhergeht und diesmal Smoking trägt – und, wie sich Leonie mit einem Blick versichert, auch Strümpfe.
    Felice ist in hautenges Schwarz gekleidet und hat eine ebenfalls schwarze Boa aus Straußenfedern um die Schultern geschlungen. Sie nimmt Hand- und Wangenküsse entgegen, erwidert hier und da ein Scherzwort, hebt das Glas gegen den und jenen. Dann fällt ihr Blick auf Leonie – mit einer gewissen Verwunderung, natürlich, man hat sie ja in weißem »Mädchenkleid« erwartet – und sie stellt ihren Sektkelch irgendwo ab und klatscht in die Hände.
    »Liebe Freunde, erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Cousine Leonie aus Berlin vorstelle. Schauspiel-Elevin, meine Schülerin.«
    Während sie auf Leonie, die »Cousine«, weist, löst sich die Boa von einer Schulter, hängt nur noch malerisch auf einer Seite und enthüllt, was auf ihrem schwarzen Kleid prangt.
    Und Leonie, die Schauspiel-Elevin, macht im Augenblick wohl alles andere als eine gute Figur, denn sie steht mit offenem Mund und starrt diese Frau an, als begegne sie einer Geistererscheinung.
    Sie ringt nach Luft. Wieder fühlt sie, wie sich von der Narbe an ihrem Hinterkopf ein stechender Schmerz ausbreitet und ihre Wirbelsäule hinunterkriecht bis zu den Hüften.
    Felice Lascari trägt an einer gedrehten Seidenkordel ein fast handtellergroßes goldenes Schmuckstück um den Hals, einen schimmernden Anhänger.
    Das zweite Zeichen, den Buchstaben Mem.

13
    Ich habe mich auf dieser Abendgesellschaft aufgeführt wie eine Närrin, so durcheinander, wie ich war.
    Während ich auf leutselige und wohlwollende Fragen zerstreut mit Ja oder Nein antwortete (vielleicht manchmal auch an der falschen Stelle) und wahrscheinlich den denkbar schlechtesten Eindruck machte, der überhaupt nur möglich war, überlegte ich die ganze Zeit fieberhaft: Weiß sie überhaupt, was ihr da am Hals hängt? Ist es eine hochmütige Spielerei, sich mit einem Ding zu schmücken, das eine kabbalistische Bedeutung hat – oder ist es für sie nur ein exotisches dekoratives Schmuckstück, dessen Sinn sie gar nicht kennt, irgend so ein altes Familienerbstück eben?
    Und während ich Champagnerkelche entgegennahm und austrank, als sei ich am Verdursten, starrte ich immer wieder wie hypnotisiert auf das funkelnde Ding auf dem schwarzen Kleid. Irgendwann war mir wirblig im Kopf, und als die blonde Dame mit dem Federkragen ans Klavier trat und zu singen begann, nutzte ich die Gelegenheit, mich in meinen Anbau wegzuschleichen, vorbei an dem verwundert dreinschauenden Joseph in Livree, der immer noch den Türhüter zu spielen hatte.
    Und nun sitze ich hier auf einem Stuhl mitten im Zimmer, im Dunkeln, von da drüben dringt der Gesang der Blondinen herüber, und ich versuche, mich zu fassen.
    Also gut, suchen musste ich nicht. Diesmal nicht. Der erste Schritt ist getan. Ich bin ein gewaltiges Stück weiter. Das Ding ist da, ich hätte es berühren können, hätte es ihr vom Hals reißen und damit weglaufen können ...
    Aber Teil zwei der Mission ist dadurch nicht einfacher. Denn wie soll ich diese Frau bewegen, mir ihre »Halskette« zu überlassen?
    Was, wenn ich ihr einfach die Wahrheit sage? Sage, weshalb ich hier bin?
    Aber wenn sie die Geschichte nicht kennt – dann hält sie mich für übergeschnappt. Dann habe ich hier ausgespielt.
    Ich springe auf und setze mich wieder und springe wieder auf und gehe ans offene Fenster, um die Nachtluft tief in meine Lungen zu ziehen. Streife die albernen schwarzen Handschuhe herunter und schleudere sie in irgendeine Ecke, und weil ich einmal dabei bin, folgen die Schuhe gleich hinterher. Nun tigere ich auch schon fast so herum wie die »Herrschaften« – nein, ganz barfuß bin ich noch nicht.
    Wie bekomme ich das Mem, das an Felices Hals hängt? Wann habe ich mehr Chancen: Wenn sie um den Stellenwert des Zeichens weiß, die Golemgeschichte kennt, sich verantwortlich fühlt, die Tradition zu bewahren? Oder wenn ihr das alles egal oder sogar unbekannt ist?
    Ich merke, dass ich anfange, mir das Haar um den Finger zu drehen, wie ich es als Kind abends im Bett tat, wenn mich was in der Schule genervt hatte.
    Eigentlich glaube ich nicht, dass sie von dem

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