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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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die Unterstützung vom Terrorgnom hätte Prinz Julio das nie erkannt.
Nachdem die drei also den ärgsten Feind besiegt hatten, kehrte Prinz Julio in sein Partykönigreich und Prinzessin Anne Mosität zu ihrem Mann zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute gar nicht so weit voneinander entfernt und wünschen sich Tag für Tag, sie hätten einander nie verlassen.
    Seltsam, ich werde losgeschickt, einen Verriss zu schreiben, und verfasse ein metaphernschwangeres Kindermärchen. Aber im Gegensatz zum beabsichtigten Artikel kam dieser Text aus meinem Herzen.
    »Kein Happy End?« Am Nachbartisch sitzt der Psychologe.
    Ich schüttele den Kopf. »Das Leben ist eben keine romantische Komödie.«
    Er nimmt die Brille ab und putzt sie mit seinem Karohemd. Dann zückt er eine Visitenkarte aus der Brusttasche und reicht sie mir. »Falls Sie mal einen Experten für Ihre Reportagen brauchen.«
    Ich bedeute ihm, doch noch neben mir Platz zu nehmen, aber er lehnt ab. »Haben Sie Ihre größte Angst eigentlich jetzt besiegt?«, will er noch wissen.
    Ich muss lächeln. »Es war nicht die finnische Holzsauna.«
    »Die ist es nie.«
    Jeannie betritt den Speisesaal und beginnt, das Büfett abzuräumen. Der Psychologe ist gegangen, der Ire und die dreiköpfige Familie sind längst verschwunden, die Architekten habe ich auch nicht mehr gesehen. Dabei hätte ich mich gern noch von Obi verabschiedet. Wahrscheinlich sitzen sie längst wieder mit städtischen Baubehörden in irgendwelchen Meetings und fühlen sich dabei genauso angespannt wie in ihrem Urlaub. Anne und Mr. Perfect suchen bestimmt schon die Tischdekoration für ihre Hochzeit aus oder stoßen mit Sekt auf den geglückten Coup an.
    Nur die Chefredakteurin des Frauenmagazins und ich sind noch hier. Wahrscheinlich weiß sie auch nicht, wohin. Mit ihrer kleinen Lesebrille auf der Nase ist sie ganz vertieft in die Frühstücksbroschüre. Ich gehe zu ihr an den Tisch und bleibe ein Weilchen stehen, bis sie aufblickt und mich fragend ansieht. Ich räuspere mich.
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber was machen Sie eigentlich hier?«
    »Das Gleiche wie Sie: recherchieren – nur nicht ganz so auffällig.«
    »Haben Sie denn keine Familie?«, frage ich.
    Die Chefredakteurin sieht mich an. Kurz huscht ein Anflug von Röte unter ihrem Make-up über ihr Gesicht. »Nein, ich habe mich für die Karriere entschieden – gegen die Familie.«
    »Das habe ich auch mal getan«, seufze ich.
    Die Chefredakteurin nimmt ihre Lesebrille ab und deutet auf den freien Platz. »Im Gegensatz zur Familiengründung ist es für die Karriere allerdings nie zu spät.«

Epilog

Wenn du dich wieder beruhigt hast
    Der seriöse Journalismus liegt hinter mir. Genau wie Adoré, meine große Liebe, und Anne, meine wahre Liebe. Ihren Verriss über das »Wilde Mannle« habe ich bis heute nicht gelesen. Und auch den »Münchner« habe ich nie wieder in die Hand genommen – nur ins Impressum habe ich neulich mal geschaut. So etwas machen Journalisten, wenn sie wissen wollen, ob ihre Kollegen noch in der Stadt wohnen. Herrn Dr. Schades Namen habe ich nicht mehr gefunden. Annes Namen übrigens auch nicht.
    Dafür stehe ich erstmals in einem Impressum: als Textchef des Hochglanzmagazins »Ladylike«. Ist vielleicht nicht gerade anspruchsvoll, aber dafür bin ich der Hahn im Korb und lerne ständig Neues über Frauen. Nicht über Mode oder Beauty, sondern über die Kolleginnen, deren Probleme, Problemzonen und Problemkinder. Übrigens habe ich endgültig das Rauchen aufgegeben. Nicht aus Rücksicht auf irgendwelche Kinder, die laufen hier eh nicht herum. Es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht. Seit meiner Ungarnreise habe ich keine Zigarette mehr angerührt, denn sie erinnern mich an Adorés Kaltrauchkuss. Das alles kommt mir sehr lange her vor.
    Der Sommer ist längst vorbei. Von meinem Büro aus kann ich die Berge sehen, weit hinter den seit Wochen schneebedeckten Dächern Münchens. Auf meinem Computer steht der Plastikbubsi.
    Mein Telefon klingelt, die Chefin bittet mich ins Büro. Ich arbeite gern für sie, denn sie ist mir gegenüber direkt, unverfälscht und ehrlich. Glaube ich.
    Als ich ihr in dem kleinen, aber perfekt eingerichteten Büro gegenübersitze, erklärt sie mir, dass sie gerade von einer Verlegersitzung zurückgekehrt sei.
    »Die erste Ausgabe des neuen Familienmagazins, für das ich damals im ›Wilden Mannle‹ recherchiert habe, ist nun beschlossene Sache. Sie

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