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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verfolgte es.
    Jetzt wurde es gefährlich. Die Straße führte wahrscheinlich tief in die westliche Wüste, vielleicht sogar bis zum Ölfeld von Kattara. Sie schien selten benutzt zu werden, und jeder starke Wind konnte sie unter einer Sandschicht verschwinden lassen. Der Agent im Mercedes würde mitSicherheit merken, daß er verfolgt wurde. Wenn er ausgekocht war, konnte der Anblick des Renaults sogar Erinnerungen an die Fahrt von Heliopolis auslösen.
    Hier wurde jedes Training überflüssig. Alle sorgfältigen Tarnungen und einschlägigen Tricks wurden sinnlos; es galt, sich einfach jemandem an die Fersen zu heften und sich nicht abschütteln lassen, ob man gesehen wurde oder nicht, denn vor allem mußte herausgefunden werden, welches Ziel der andere hatte. Wenn man das nicht fertigbrachte, taugte man nichts.
    Er schlug also jede Vorsicht in den Wind und folgte dem anderen. Trotzdem verlor er den Anschluß.
    Der Mercedes war schneller und besser für die schmale, holprige Straße gebaut. Nach einigen Minuten war er außer Sicht. Tofik fuhr weiter. Er hoffte, ihn einzuholen, falls er anhielt, oder wenigstens auf etwas zu stoßen, das sein Ziel sein konnte.
    Nach sechzig Kilometern, tief in der Wüste und etwas beunruhigt über seinen Benzinvorrat, erreichte er ein winziges Oasendorf an einer Straßenkreuzung. Ein paar knochige Tiere grasten in der spärlichen Vegetation um einen schlammigen Teich. Ein Glas Fava-Bohnen und drei Fanta-Dosen auf einem behelfsmäßigen Tisch vor einer Hütte zeigten das örtliche Café an. Tofik stieg aus dem Wagen und wandte sich an einen alten Mann, der einen mageren Büffel tränkte.
    »Haben Sie einen grauen Mercedes gesehen?«
    Der Bauer starrte ihn verständnislos an, als redete er in einer fremden Sprache.
    »Haben Sie einen grauen Wagen gesehen?«
    Der alte Mann streifte sich eine große schwarze Fliege von der Stirn und nickte einmal.
    »Wann?«
    »Heute.«
    Mit einer genaueren Antwort konnte Tofik wahrscheinlich nicht rechnen. »Wohin ist er gefahren?«
    Der alte Mann deutete nach Westen, in die Wüste.
    »Wo kann ich Benzin bekommen?«
    Der alte Mann deutete nach Osten, in Richtung Kairo. Tofik gab ihm eine Münze und kehrte zu seinem Auto zurück. Er ließ den Motor an und betrachtete die Treibstoffanzeige. Sein Benzin reichte gerade noch, um zurück nach Kairo zu kommen; wenn er weiter nach Westen fuhr, würde er die Rückfahrt nicht mehr schaffen. Er hatte getan, was er konnte. Erschöpft wendete er den Renault und fuhr zur Stadt zurück.

    *

    Tofik liebte seine Arbeit nicht. Wenn sie eintönig war, langweilte er sich, wenn sie aufregend war, hatte er Angst. Aber man hatte ihm gesagt, daß wichtige, gefährliche Aufgaben in Kairo zu erfüllen seien und daß er die nötigen Eigenschaften für einen guten Spion habe. Es gebe nicht genug ägyptische Juden in Israel, so daß man nicht einfach einen anderen mit den erforderlichen Qualitäten finden könnte, wenn Tofik sich weigerte. Daraufhin hatte er natürlich zugestimmt. Es war nicht Idealismus, der ihn bewog, sein Leben für sein Land aufs Spiel zu setzen. Er hatte eher sein eigenes Interesse im Auge: Die Vernichtung Israels würde seine eigene Vernichtung sein; wenn er für Israel kämpfte, kämpfte er für sich selbst; er riskierte sein Leben, um sein Leben zu retten. Es war nur logisch. Trotzdem freute er sich auf die Zeit in fünf Jahren? zehn? zwanzig? – wenn er zu alt sein würde für den Außeneinsatz. Dann würde man ihn nach Hause zurückholen und ihn an einen Schreibtisch setzen. Er würde ein nettes jüdisches Mädchen finden, es heiraten und seßhaft werden können, um sich an dem Land zu erfreuen, für das er gekämpft hatte.
    Inzwischen aber folgte er Frau Schulz, da er den Professor aus den Augen verloren hatte.
    Sie besuchte weiterhin Sehenswürdigkeiten, begleitet von einem jungen Araber, den die Ägypter vermutlich bereitgestellt hatten, damit er sich in Abwesenheit ihres Mannes um sie kümmere. Am Abend führte der Araber sie zum Essen in ein ägyptisches Restaurant, brachte sie nach Hause und küßte sie unter dem Jakarandabaum im Garten auf die Wange.
    Am nächsten Morgen ging Tofik zum Hauptpostamt und schickte ein verschlüsseltes Telegramm an seinen Onkel in Rom:

    SCHULZ AM FLUGHAFEN VON MUTMASSLICH EINHEIMISCHEN AGENTEN ABGEHOLT. ZWEI TAGE SEHENSWÜRDIGKEITEN BESICHTIGT. VON ERWÄHNTEM AGENTEN RICHTUNG KATTARA GEFAHREN. ÜBERWACHUNG FEHLGESCHLAGEN. BEOBACHTE NUN SEINE FRAU.

    Um 9.00 Uhr war er

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