Dreifach
sich danach auf der Shari-al-Salibah nach Osten. Sie bummelten, betrachteten Brunnen und Gebäude, spähten in winzige, dunkle Läden, beobachteten Baladi -Frauen, die Zwiebeln, Paprika und Kamelfüße an Ständen kauften.
Die beiden machten an einer Kreuzung halt und betraten ein Teegeschäft. Tofik überquerte die Straße zum Sebil, einem gewölbten Brunnen hinter Fenstern aus Eisengeflecht, und studierte das barocke Relief an seinen Wänden. Er bewegte sich weiter die Straße hinauf, ohne das Teegeschäft aus den Augen zu verlieren, und verbrachte einige Zeit damit, an einem Stand vier unförmige Riesentomaten von einem barfüßigen Verkäufer mit weißer Mütze zu erwerben.
Schulz und seine Frau kamen aus dem Teegeschäft und schlenderten nach Norden – hinter Tofik her – zum Straßenmarkt. Hier fiel es Tofik leichter, bald vor ihnen, bald hinter ihnen zu spazieren. Frau Schulz kaufte Pantoffeln und einen goldenen Armreif und zahlte einem halbnacktenKind zuviel für einen Minzezweig. Tofik war so weit vor ihnen, daß er es sich leisten konnte, eine kleine Tasse starken, ungesüßten türkischen Mokka unter der Markise des Café Nasif zu trinken.
Sie ließen den Straßenmarkt hinter sich und betraten einen überdachten Suk , der sich auf Sattlerei spezialisiert hatte. Schulz warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sprach mit seiner Frau, was Tofik zum erstenmal leichte Besorgnis verursachte. Dann gingen sie ein wenig schneller, bis sie bei Bab Suwela herauskamen, dem Tor zu der ursprünglichen, von Mauern umgebenen Stadt. Ein paar Sekunden lang wurde Tofik die Sicht durch einen Esel verstellt, der einen Karren mit Ali-Baba-Gläsern – ihre Öffnungen waren mit zerknülltem Papier verstopft – hinter sich herzog. Als der Karren vorbeigefahren war, sah Tofik, daß Schulz sich von seiner Frau verabschiedete und in einen alten grauen Mercedes stieg. Tofik fluchte verhalten.
Die Tür schlug zu, und das Auto setzte sich in Bewegung. Frau Schulz winkte. Tofik las das Nummernschild – es war der Wagen, dem er von Heliopolis gefolgt war – und beobachtete, wie er nach Westen fuhr und bald in die Shari Port Said einbog.
Ohne auf Frau Schulz zu achten, wirbelte er herum und lief hastig davon.
Sie waren ungefähr eine Stunde unterwegs gewesen, hatten aber nur eine Meile zurückgelegt. Tofik rannte durch den Suk mit den Sattlereien und durch den Straßenmarkt, wich den Ständen aus und prallte gegen Männer in langen Gewändern und Frauen in Schwarz, ließ seine Tüte Tomaten bei einem Zusammenstoß mit einem nubischen Straßenkehrer fallen und erreichte endlich das Museum und sein Auto.
Er zwängte sich auf den Fahrersitz, schwer atmend, und verzog das Gesicht über den Schmerz an seiner Seite. Dann ließ er den Motor an und fuhr auf kürzestem Weg zur Shari Port Said.
Der Verkehr war spärlich, deshalb vermutete er, hinter dem Mercedes zu sein, als er auf die Hauptstraße kam. Er fuhr weiter nach Südwesten, über die Insel Roda und die Gisa-Brücke zur Gisa-Straße. Schulz hatte nicht bewußt versucht, seinen Verfolger abzuschütteln. Wenn der Professor vom Fach gewesen wäre, hätte er Tofik entschlossen und endgültig hinter sich gelassen. Nein, er hatte einfach einen Morgenspaziergang über den Markt gemacht, bevor er jemanden an einem Orientierungspunkt traf. Aber Tofik zweifelte nicht daran, daß der Agent den Treffpunkt und den Spaziergang vorgeschlagen hatte.
Sie hätten jede beliebige Richtung einschlagen können, aber wahrscheinlich verließen sie die Stadt – denn sonst hätte Schulz einfach ein Taxi am Bab-Suwela-Tor nehmen können, und dies war die Hauptverkehrsstraße nach Westen. Tofik fuhr sehr schnell. Bald lag außer der pfeilgeraden, grauen Straße nichts vor ihm, und zu beiden Seiten war nichts als gelber Sand und blauer Himmel.
Er erreichte die Pyramiden, ohne den Mercedes eingeholt zu haben. Hier gabelte sich die Straße; sie führte nördlich nach Alexandria oder südlich nach Fayum. Von dort, wo der Mercedes Schulz abgeholt hatte, wäre es eine unwahrscheinliche, umständliche Route nach Alexandria gewesen. Deshalb entschied Tofik sich für Fayum. Endlich bekam er den anderen Wagen wieder zu Gesicht – er sah ihn im Rückspiegel auf sich zurasen.
Bevor der Mercedes ihn jedoch erreicht hatte, bog Tofik nach rechts von der Hauptstraße ab. Er bremste schlagartig und setzte den Renault zu der Abzweigung zurück. Das andere Auto war schon eine Meile vor ihm auf der Nebenstraße. Er
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