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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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einen Code benutzen, vorausgesetzt, daß es den Schlüssel beim Postamt hinterlegte. Solche Codes wurden immer öfter benutzt, mehr um Geld zu sparen – indem einfache Sätze auf ein Wort reduziert wurden – als um Geheimnisse zu bewahren. Das Telegramm von Tofiks Onkel, das nach dem registrierten Code verschlüsselt war, teilte Einzelheiten über das Testament seiner verstorbenen Tante mit. Tofik hatte jedoch einen anderen Schlüssel, und danach lautete die Botschaft:

    PROFESSOR FRIEDRICH SCHULZ BEOBACHTEN UND BESCHATTEN EINTRIFFT KAIRO AUS MAILAND MITTWOCH 28. FEBRUAR 1968 FÜR MEHRERE TAGE. ALTER 51 GRÖSSE 180 CM GEWICHT 150 PFUND HAAR WEISSAUGEN BLAU NATIONALITÄT ÖSTERREICHISCH BEGLEITET NUR VON EHEFRAU.

    Die Passagiere kamen der Reihe nach aus der Maschine, und Tofik entdeckte seinen Mann fast sofort. Nur ein einziger hochgewachsener, schlanker, weißhaariger Mann war mitgeflogen. Er trug einen hellblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte; bei sich hatte er eine Plastikeinkaufstasche aus einem Duty-Free-Shop und eine Kamera. Seine Frau war viel kleiner; sie trug einen modernen Minirock und eine blonde Perücke. Während sie die Rollbahn überquerten, schauten sie sich um und schnupperten die warme, trockene Wüstenluft wie die meisten Leute, die zum erstenmal in Nordafrika landen.
    Die Passagiere verschwanden im Ankunftsgebäude. Tofik wartete auf der Aussichtsterrasse, bis das Gepäck aus dem Flugzeug geladen wurde. Dann ging er hinein und mischte sich unter die kleine Gruppe von Menschen, die jenseits der Zollschranke warteten.
    Er mußte oft warten. Das war etwas, was einem nicht beigebracht wurde. Man lernte, mit Waffen umzugehen, sich Karten einzuprägen, Safes aufzubrechen und Menschen mit bloßen Händen zu töten – alles in den ersten sechs Trainingsmonaten; aber es gab keine Vorlesungen über Geduld, keine Übungen für schmerzende Füße, keine Seminare über Langeweile. Und das Irgend-etwas-stimmt-nicht -Gefühl meldete sich. In der Menge war noch ein Agent.
    Tofiks Unterbewußtsein hatte Alarm geschlagen, während er über Geduld nachdachte. Diejenigen in der Gruppe, die auf Verwandte, Freunde und Geschäftspartner auf den Flug von Mailand warteten, waren ungeduldig. Sie rauchten, verlagerten ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, reckten die Hälse und zappelten nervös. Zu ihnen gehörten eine Mittelstandsfamilie mit vier Kindern, zwei Männer in den traditionellen gestreiften Galabiya-Gewändern aus Baumwolle, ein Geschäftsmann ein einemdunklen Anzug, eine junge weiße Frau, ein Chauffeur mit einem Schild, das die Aufschrift FORD MOTOR COMPANY trug, und – und ein geduldiger Mann.
    Wie Tofik hatte er dunkle Haut und kurzes Haar und trug einen europäisch geschnittenen Anzug. Auf den ersten Blick schien er die Mittelstandsfamilie zu begleiten, genauso wie Tofik für einen flüchtigen Betrachter den Geschäftsmann im dunklen Anzug zu begleiten schien. Der andere Agent stand lässig da, mit den Händen auf dem Rücken; er hatte das Gesicht dem Ausgang der Gepäckhalle zugewandt und sah unauffällig aus. Neben seiner Nase zog sich ein Streifen hellerer Haut – wie eine alte Narbe – entlang. Er berührte ihn einmal mit einer vielleicht nervösen Geste und legte die Hand dann wieder auf den Rücken.
    Die Frage war, ob er Tofik im Visier hatte.
    Tofik sprach den Geschäftsmann neben sich an: »Ich begreife nie, warum es so lange dauern muß.« Er lächelte und sprach leise, so daß sich der Geschäftsmann näher zu ihm neigte, bevor er das Lächeln erwiderte. Die beiden wirkten wie Bekannte, die sich oberflächlich unterhielten.
    Der Geschäftsmann sagte: »Die Formalitäten dauern länger als der Flug.«
    Tofik schaute verstohlen zu dem anderen Agenten hinüber. Der Mann hatte seine Position nicht verändert und beobachtete den Ausgang. Er hatte nicht versucht, sich zu tarnen. Bedeutete das, daß Tofik unbemerkt geblieben war? Oder hatte er Tofik durchschaut und beschlossen, daß ein Tarnungsversuch seinerseits ihn verraten würde? Die Passagiere begannen aufzutauchen, und Tofik wurde klar, daß er in keinem Fall etwas unternehmen durfte. Er hoffte, daß die Leute, die der Agent abholen wollte, vor Professor Schulz herauskommen würden.
    Es sollte nicht sein. Schulz und seine Frau waren unter dem ersten kleinen Pulk von Passagieren, die erschienen.
    Der andere Agent trat auf sie zu und schüttelte ihnen die Hand. Natürlich, natürlich.
    Der Agent war hier, um Schulz zu

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