Dreifach
dort vor einem starken schwarzen Kaffee zu finden, aber der Raum war leer. Nun stieg sie zum nächsten Deck hinunter und näherte sich seiner Kabine. Sie klopfte an die Tür.
Seine Stimme sagte etwas auf russisch, was eine Aufforderung zum Eintreten sein konnte.
Sie öffnete die Tür. Rostow stand nur mit einer Unterhose bekleidet da und wusch sich in einer Schüssel.
»Tyrin meldet sich«, sagte Suza. Sie wandte sich ab.
»Suza.«
Sie drehte sich wieder um.
»Was würden Sie sagen, wenn ich Sie in Ihrer Unterwäsche überraschte?«
»Ich würde sagen: Verziehen Sie sich.«
»Warten Sie draußen auf mich.«
Sie schloß die Tür und dachte: Das hat mir noch gefehlt. Als er herauskam, erklärte sie: »Es tut mir leid.«
Er lächelte etwas gekünstelt. »Ich hätte nicht so unprofessionell sein sollen. Gehen wir.«
Sie folgte ihm hinauf zum Funkraum, der genau unterhalb der Brücke lag – dort, wo eigentlich die Kapitänskabine hätte sein sollen. Wegen der vielen zusätzlichen Ausrüstung, hatte Alexander erläutert, sei es nicht möglich gewesen, den Funker wie üblich neben der Brücke unterzubringen. Suza selbst hatte sich überlegt, daß dieses Arrangement auch den Vorteil hatte, die Besatzung vom Funkraum fernzuhalten.
Alexander hatte Tyrins Mitteilung entschlüsselt. Er reichte sie Rostow, der sie auf englisch vorlas. »Israelis haben Coparelli erobert. Stromberg längsseits. Dickstein am Leben.«
Suza fühlte sich ganz schlaff vor Erleichterung. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken.
Es fiel niemandem auf. Rostow entwarf schon seine Entgegnung an Tyrin: »Wir schlagen morgen früh um 6.00 Uhr zu.«
Mit Suzas Erleichterung war es vorbei. Sie dachte: Oh Gott, was soll ich jetzt tun?
*
Nat Dickstein, der sich eine Matrosenmütze geborgt hatte, stand stumm da, während der Kapitän der Stromberg den Gottesdienst für die Toten hielt und mit seiner Stimme Wind, Regen und Meer übertönte. Einer nach dem anderen wurden die in Segeltuch eingehüllten Körper über die Reling in das schwarze Wasser gekippt: Abbas, Sharret,Porush, Gibli, Bader, Remez und Jabotinsky. Sieben von zwölf waren gestorben. Uran war das teuerste Metall der Welt.
Vorher hatte es schon eine Beisetzung gegeben. Vier Feddajin waren am Leben geblieben – drei Verwundete und einer, der die Nerven verloren und sich versteckt hatte –, und nach ihrer Entwaffnung hatte Dickstein ihnen erlaubt, ihre Toten zu bestatten. Ihre Beisetzung war größer gewesen – sie mußten 25 Leichname dem Meer übergeben. Ihre Zeremonie war hastig unter den aufmerksamen Augen – und Waffen – von drei überlebenden Israelis abgelaufen, die begriffen, daß man auch einem Feind dieses Entgegenkommen schuldig war, wenngleich sie keinen Gefallen daran fanden.
Inzwischen hatte der Kapitän der Stromberg all seine Schiffspapiere an Bord gebracht. Die Monteure und Zimmerleute, die mitgekommen waren für den Fall, daß es nötig sein sollte, die Coparelli an die Stromberg anzupassen, machten sich daran, die Schäden der Schlacht zu beheben. Dickstein befahl ihnen, sich auf das zu konzentrieren, was vom Deck aus zu sehen war; das übrige würde Zeit haben, bis man im Hafen einlief. Sie füllten Löcher aus, reparierten Möbel und ersetzten Glasscheiben und Metallrahmen durch Ersatzteile aus der zum Untergang verurteilten Stromberg . Ein Maler ließ sich an einer Leiter hinab, um den Namen Coparelli vom Rumpf zu entfernen und statt dessen mit einer Schablone die Buchstaben S-T-R-O-M-B-E-R-G anzubringen. Danach bestrich er die reparierten Schotten und das Holzwerk auf Deck mit Farbe. Alle Rettungsboote der Coparelli waren so stark beschädigt, daß sie nicht mehr repariert werden konnten; man hackte sie in Stücke, warf sie über Bord und ersetzte sie durch die Boote der Stromberg . Die neue Ölpumpe, welche die Stromberg auf Kochs Anweisung hin mitgebracht hatte, wurde in die Maschine der Coparelli eingebaut.
Die Arbeit war für die Beisetzung unterbrochen worden. Nun wurde sie fortgesetzt, sobald der Kapitän die letzten Worte gesprochen hatte. Am späten Nachmittag erwachte die Maschine dröhnend zum Leben. Dickstein stand mit dem Kapitän auf der Brücke, während der Anker gelichtet wurde. Die Besatzung der Stromberg fand sich rasch auf dem neuen Schiff zurecht, das mit ihrem alten identisch war. Der Kapitän gab den Kurs an und befahl volle Geschwindigkeit voraus.
Es ist fast vorbei, dachte Dickstein. Die Coparelli war verschwunden: Praktisch war
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