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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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standen wahrscheinlich gegen die Wände gepreßt und schossen durch Bullaugen und Türen hinaus; einer oder zwei beobachteten vielleicht die Leiter. Es gab keinen sicheren Weg, um eine so starke Verteidigungsstellung zu nehmen.
    Mach schon, Koch!
    Dickstein hatte beabsichtigt, sich ein oder zwei Sekunden lang auf der Leiter zu verstecken. Jeden Moment konnte einer der Araber zu ihm hochblicken. Wenn Koch zusammengebrochen war, würde er zurückkehren müssen und –
    Das Nebelhorn ertönte.
    Dickstein sprang und feuerte schon, bevor er landete. Zwei Männer standen dicht am Fuß der Leiter. Er erschoß sie als erste. Das Feuer von außen steigerte sich zu einem Crescendo. Dickstein wirbelte in einem Halbkreis herum, ließ sich auf ein Knie fallen, um eine kleinere Zielscheibe zu bieten, und deckte die Feddajin an den Wänden mit einem Kugelhagel ein. Plötzlich ratterte noch eine Maschinenpistole, als Ish von unten auftauchte. Dann war Feinberg an einer Tür und feuerte. Dovrat, der verwundet war, kam durch eine andere Tür herein. Dann – wie auf ein Signal hin – hörten alle auf zu schießen, und die Stille war wie ein Donnerschlag.
    Alle Feddajin waren tot.
    Dickstein, der immer noch kniete, senkte erschöpft den Kopf. Nach einer Weile stand er auf und betrachtete seine Männer. »Wo sind die anderen?« fragte er.
    Feinberg sah ihn seltsam an. »Es ist noch jemand auf dem Vorderdeck. Sapir, glaube ich.«
    »Und die anderen?«
    »Damit hat’s sich«, sagte Feinberg. »Alle anderen sind tot.«
    Dickstein ließ sich gegen ein Schott sacken. »Welch ein Preis«, murmelte er.
    Er schaute durch das zerschmetterte Bullauge und sah, daß der Tag angebrochen war.

17
    E IN JAHR ZUVOR hatte der BOAC-Jet, in dem Suza Ashford das Dinner serviert hatte, ganz plötzlich ohne jede Erklärung über dem Atlantik an Höhe verloren. Der Pilot hatte die Sicherheitsgurtlämpchen angeknipst. Suza war von einem zum anderen gegangen, hatte erklärt: »Nur eine kleine Bö«, und Passagieren geholfen, ihre Sicherheitsgurte anzulegen. Und dabei hatte sie ständig gedacht: Wir werden sterben, wir alle werden sterben. Genauso fühlte sie sich auch jetzt. Tyrin hatte eine kurze Botschaft geschickt: Die Israelis greifen an, die Israelis greifen an – dann war er verstummt.
    In diesem Moment wurde Nathaniel beschossen. Er konnte verwundet, in Gefangenschaft oder sogar schon tot sein. Aber während Suza vor Angst und nervöser Schwäche laut hätte schreien mögen, mußte sie dem Funker gegenüber das BOAC-Lächeln aufsetzen und sagen: »Das ist eine prächtige Ausrüstung, die Sie hier haben.«
    Der Funker der Karla war ein hochgewachsener grauhaariger Mann aus Odessa. Er hieß Alexander und sprach passabel englisch. »Hat 100 000 Dollar gekostet«, antwortete er stolz. »Sie verstehen etwas vom Funken?«
    »Ein bißchen ... Ich war früher Stewardeß.« Das »früher« war ihr unbewußt entschlüpft, und nun fragte sie sich, ob ihr altes Leben wirklich vorbei sei. »Ich habe gesehen, wie die Piloten ihre Funkgeräte benutzten. Deshalb habe ich ein bißchen Ahnung.«
    »Eigentlich habe ich vier Geräte«, erklärte Alexander. »Eins reagiert auf den Leitstrahlsender der Stromberg ,das zweite empfängt Tyrins Funksprüche von der Coparelli , das dritte belauscht die normale Wellenlänge der Coparelli , und dieses ist flexibel. Sehen Sie.«
    Er zeigte ihr eine Skala, deren Nadel sich langsam bewegte. »Es sucht einen Sender und bleibt stehen, wenn es einen gefunden hat«, sagte Alexander.
    »Das ist unglaublich. Haben Sie es erfunden?«
    »Ich bin leider kein Erfinder, sondern nur Funker.«
    »Und Sie können mit jedem dieser Geräte Botschaften ausschicken, indem sie einfach auf SENDEN schalten?«
    »Ja, im Morsecode oder Sprechfunk. Aber bei dieser Operation wird der Sprechfunk natürlich von niemandem benutzt.«
    »Dauerte Ihre Ausbildung zum Funker lange?«
    »Nicht sehr lange. Es ist leicht, das Morsealphabet zu lernen. Aber als Schiffsfunker muß man wissen, wie das Gerät repariert wird.« Er senkte die Stimme. »Und als KGB-Funker muß man die Spionageschule besuchen.« Er lachte, und Suza lachte mit ihm. Doch insgeheim betete sie: Melde dich, Tyrin. Dann erfüllte sich ihr Wunsch. Die Mitteilung begann, Alexander schrieb sie nieder und sagte gleichzeitig zu Suza: »Tyrin. Holen Sie Rostow, bitte.«
    Suza verließ die Brücke nur widerwillig; sie wollte den Inhalt der Botschaft erfahren. Sie eilte zur Messe, weil sie hoffte, Rostow

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