Dreifach
stürmen sie von allen Seiten gleichzeitig: backbord, steuerbord, unten und oben. Zuerst müssen wir die Brücke haben. Dafür werde ich sorgen. Wenn ich dort bin, schalte ich das Nebelhorn ein. Das wird das Signal sein.Ihr beide geht nach unten und gebt den Männern Bescheid.«
»Wie werden Sie auf die Brücke kommen?« fragte Feinberg.
»Über das Dach.«
*
Auf der Brücke waren nun neben Yasif Hassan auch Mahmud und zwei seiner Feddajin, die Feuerstellung einnahmen, während ihre Führer sich auf den Boden setzten und berieten.
»Sie können es nicht schaffen«, sagte Mahmud. »Von hier aus kontrollieren wir einen zu großen Teil des Decks. Sie können die Messe nicht von unten angreifen, da der Aufgang zu leicht von oben zu beherrschen ist. Von den Seiten oder von vorn können sie nicht angreifen, weil wir dann von hier oben auf sie feuern würden. Und sie können nicht von oben kommen, da wir die Leiter kontrollieren. Wir brauchen nur so lange zu schießen, bis sie sich ergeben.«
»Einer von ihnen versuchte vor ein paar Minuten, die Leiter zu erobern«, berichtete Hassan. »Ich haben ihn aufgehalten.«
»Du warst allein hier oben?«
»Ja.«
Er legte Hassan die Hände auf die Schultern. »Jetzt bist du einer der Feddajin.«
Hassan gab dem Gedanken Ausdruck, der sie beide beschäftigte. »Und später?«
Mahmud nickte. »Gleichberechtigte Partner.«
Sie verschränkten die Hände.
Hassan wiederholte: »Gleichberechtigte Partner.«
»Ich glaube, daß sie sich noch einmal auf die Leiter konzentrieren werden – es ist ihre einzige Chance.«
»Ich schirme sie vom Kartenraum aus ab«, sagte Hassan.Beide erhoben sich. Dann prallte eine verirrte Kugel vom Vorderdeck her durch die glaslosen Fenster und drang in Mahmuds Hirn ein. Er war sofort tot.
Und Hassan war der Führer der Feddajin geworden.
*
Auf dem Bauch liegend, Arme und Beine ausgebreitet, um Halt zu gewinnen, schob sich Dickstein langsam über das Dach. Es war gewölbt, völlig ohne Ansatzpunkte und vom Regen schlüpfrig. Während die Coparelli in den Wellen rollte und schlingerte, neigte sich das Dach nach vorn, nach hinten und zur Seite. Dickstein konnte sich nur an das Metall pressen und versuchen, sein Rutschen zu verlangsamen.
Am Vorderende des Daches war ein Positionslicht angebracht. Wenn er es erreichte, würde er sicher sein, denn er konnte sich daran festhalten. Sein Vorankommen war schmerzlich langsam. Er kam bis auf dreißig Zentimeter an das Licht heran, dann rollte das Schiff nach Backbord, und er rutschte bis zum Dachrand. Einen Moment lang hing er mit einem Bein und einem Arm zehn Meter über dem Deck. Das Schiff schlingerte noch heftiger, sein Bein rutschte ganz hinüber, und er versuchte, die Fingernägel seiner rechten Hand in das bemalte Dachmetall zu bohren. Eine qualvolle Pause.
Dann rollte die Coparelli zurück.
Dickstein gab der Bewegung nach und glitt immer schneller auf das Positionslicht zu.
Aber das Schiff bäumte sich auf, das Dach neigte sich zurück, und er rutschte in einem langen Bogen dahin, so daß er das Licht um einen Meter verfehlte. Wieder preßte er Hände und Füße ins Metall, um langsamer zu werden; wieder wurde er bis zum Rand getrieben; wieder hing er über dem Deck. Aber diesmal baumelte sein rechter Arm über den Rand hinaus; seine Maschinenpistole löste sichvon seiner rechten Schulter und fiel in ein Rettungsboot. Das Schiff rollte zurück und stampfte nach vorn, so daß Dickstein mit immer größerer Geschwindigkeit auf das Positionslicht zuschlitterte. Diesmal schaffte er es. Er packte es mit beiden Händen. Das Licht war etwa dreißig Zentimeter vom vorderen Dachrand entfernt. Direkt darunter lagen die Vorderfenster der Brücke, deren Glas schon längst zerschmettert war. Die Läufe von zwei Maschinenpistolen ragten hervor.
Dickstein hielt sich an dem Licht fest, aber er rutschte immer noch weiter. Sein Körper beschrieb einen weiten Bogen auf den Rand zu. Er sah, daß das Dach vorn – im Gegensatz zu den Seiten – eine schmale Stahlrinne hatte, die den Regen von dem Glas darunter abhalten sollte. Während sein Körper über den Rand glitt, löste er die Hände von dem Positionslicht, ließ sich mit dem Stampfen des Schiffes nach vorn treiben, packte die Stahlrinne mit den Fingerspitzen und schwenkte die Beine nach unten. Er flog mit den Füßen zuerst durch die zerbrochenen Fenster und landete in der Mitte der Brücke. Er ging in die Knie, um dem Aufprall zu begegnen, und richtete
Weitere Kostenlose Bücher