Dreifach
das Schiff, mit dem er jetzt fuhr, die Stromberg , und sie gehörte legal zum Besitz von Savile Shipping. Israel hatte sein Uran, und niemand wußte, woher. Alle in der Operationskette waren jetzt ausgeschaltet – außer Pedler, der immer noch gesetzlicher Eigentümer des Yellow Cake war. Er war der einzige, der den ganzen Plan zum Scheitern bringen konnte, wenn er entweder neugierig oder feindselig wurde. Papagopulos würde sich jetzt um ihn kümmern; Dickstein wünschte ihm Glück.
»Wir sind weit genug entfernt«, sagte der Kapitän.
Der Sprengstoffexperte im Kartenraum legte einen Hebel an seinem Funkzünder um. Dann beobachteten alle die leere Stromberg , die jetzt mehr als eine Meile hinter ihnen lag.
Ein lautes, dumpfes Dröhnen erklang wie ein Donnerschlag, und die Stromberg schien in der Mitte durchzusacken. Ihre Treibstofftanks fingen Feuer, und der stürmische Abend wurde von einem Flammenschein erhellt, der zum Himmel emporzüngelte. Dickstein verspürte Triumph und leichte Besorgnis beim Anblick einer so gro- ßen Zerstörung. Die Stromberg begann zu sinken, zuerst langsam und dann schneller. Ihr Heck ging unter, Sekunden später folgte der Bug; einen Moment lang ragte ihr Schornstein aus dem Wasser wie der Arm eines ertrinkenden Mannes, dann war sie verschwunden.
Dickstein lächelte schwach und wandte sich ab.
Er hörte ein Geräusch. Auch der Kapitän hörte es. Sie traten an den Rand der Brücke, sahen hinaus und begriffen, was vorging.
Unten auf dem Deck jubelten die Männer.
*
Franz Albrecht Pedler saß in seinem Büro am Rande von Wiesbaden und kratzte sich den schneeweißen Kopf. Das Telegramm von Angeluzzi e Bianco aus Genua, das Pedlers vielsprachige Sekretärin aus dem Italienischen übersetzt hatte, war einesteils eindeutig und gleichzeitig völlig unverständlich. Es lautete: BITTE BALDMÖGLICHST NEUEN LIEFERTERMIN YELLOW CAKE MITTEILEN. Soviel Pedler wußte, stand dem alten Liefertermin, in zwei Tagen, nichts im Wege. Er hatte bereits an die Reeder telegrafiert: HAT SICH YELLOW CAKE VERZÖGERT ? Pedler war ein wenig verärgert über sie. Sie hätten nicht nur den Kunden, sondern auch ihn informieren müssen, wenn es einen Aufschub gegeben hatte. Aber vielleicht waren die Italiener einem Mißverständnis zum Opfer gefallen. Pedler war während des Krieges zu der Ansicht gelangt, daß Italiener nie das taten, was man mit ihnen ausmachte. Und sie hatten sich offenbar nicht geändert.
Er stand am Fenster und sah zu, wie der Abend sich über seine Fabrikgebäude senkte. Fast wünschte er sich, das Uran nicht gekauft zu haben. Der Vertrag mit der israelischen Armee, auf den er Brief und Siegel hatte, würde seiner Firma für den Rest seines Lebens Profite einbringen. Er brauchte nicht mehr zu spekulieren.
Seine Sekretärin kam mit der schon übersetzten Antwort der Reeder herein:
COPARELLI AN SAVILE SHIPPING ZÜRICH VERKAUFT DIE NUN FÜR IHRE FRACHT VERANTWORTLICH SIND. DIE KÄUFER SIND HUNDERTPROZENTIG ZUVERLÄSSIG.Danach folgten die Telefonnummer von Savile Shipping und die Worte SPRECHEN SIE MIT PAPAGOPULOS .
Pedler gab seiner Sekretärin das Telegramm zurück. »Würden Sie bitte die Nummer in Zürich anrufen und mich mit diesem Papagopulos verbinden?«
Sie kehrte ein paar Minuten später zurück. »Papagopulos wird sich bei Ihnen melden.«
Pedler wart einen Blick auf die Uhr. »Am besten warte ich hier auf seinen Anruf. Da ich einmal angefangen habe, will ich den Dingen auf den Grund gehen.«
Papagopulos rief zehn Minuten später an. Pedler sagte: »Wie ich höre, sind Sie jetzt für meine Fracht an Bord der Coparelli verantwortlich. Ich habe ein Telegramm von den Italienern erhalten, die sich nach einem neuen Liefertermin erkundigen – gibt es irgendeine Verzögerung?«
»Ja. Sie hätten informiert werden sollen – es tut mir schrecklich leid.« Der Mann sprach ausgezeichnet deutsch, aber man merkte deutlich, daß er kein Deutscher war. Außerdem merkte man, daß es ihm keineswegs schrecklich leid tat. »Die Ölpumpe der Coparelli hat auf See versagt, und sie liegt fest. Wir treffen Maßnahmen, damit Ihre Fracht so bald wie möglich geliefert wird.«
»Und was soll ich Angeluzzi e Bianco antworten?«
»Ich habe ihnen mitgeteilt, daß sie das neue Datum erfahren werden, sobald ich es selbst weiß«, gab Papagopulos zurück. »Bitte, überlassen Sie alles mir. Ich werde Sie beide unterrichten.«
»Also gut. Auf Wiederhören.«
Seltsam, dachte Pedler, während er den
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