Dreifach
aus der Flasche zu trinken, und wußte, daß er ihre hervorspringenden Brüste anstarren würde. Sie gestattete ihm einen ausgiebigen Blick, dann packte sie die Flasche fester und schlug sie ihm mit voller Kraft von oben auf den Kopf.
Ein Übelkeit erregender dumpfer Laut, als er getroffen wurde. Er starrte sie benommen an. Sie dachte: Du müßtest ohnmächtig sein! Seine Augen schlossen sich nicht. Was soll ich tun? Sie zögerte, dann biß sie die Zähne zusammen und schlug noch einmal zu.
Seine Augen schlossen sich, und er sackte auf dem Stuhl zusammen. Suza packte ihn bei seinen Füßen und zog. Er rutschte nach vorn, und sein Kopf prallte auf den Boden, so daß Suza zusammenzuckte, aber dann sagte sie sich: Um so besser, er wird länger bewußtlos sein.
Suza zerrte ihn zu einem Schrank. Ihr Atem ging in Stößen – aus Furcht wie aus Erschöpfung. Aus ihrer Jeanstasche zog sie ein langes Stück Packseil, das sie imHeck aufgelesen hatte. Sie fesselte Alexanders Füße, drehte ihn um und schnürte ihm die Hände auf dem Rücken zusammen.
Sie mußte ihn irgendwie im Schrank unterbringen. Ein Blick auf die Tür: Oh Gott, laß niemanden reinkommen! Sie legte seine Füße hinein, beugte sich über seinen bewußtlosen Körper und versuchte, ihn anzuheben. Er war ein schwerer Mann, Suza richtete ihn halb auf, aber als sie sich bemühte, ihn in den Schrank zu schieben, entglitt er ihrem Griff. Sie trat hinter ihn, legte ihm die Hände unter die Achseln und zog. So war es besser. Sie konnte sein Gewicht gegen ihre Brust lehnen, während sie den Griff wechselte. Wieder richtete sie ihn halb auf, dann verschränkte sie die Arme um seine Brust und schob sich langsam zur Seite. Sie mußte sich ebenfalls in den Schrank zwängen, ihn loslassen und sich dann unter ihm hinauswinden.
Er saß jetzt im Schrank; seine Füße drückten gegen eine Seite, seine Knie waren gebeugt, sein Rücken war gegen die andere Seite gelehnt. Sie überprüfte seine Fesseln: immer noch fest. Aber er könnte um Hilfe rufen! Suza blickte sich nach einem Knebel um. Sie konnte nichts entdecken. Für den Fall, daß er inzwischen zu sich kam, durfte sie den Raum nicht verlassen, um nach einem Knebel zu suchen. Ihr fiel nichts anderes ein als ihre Strumpfhose.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Sie mußte ihre geborgten Seestiefel, ihre Jeans und ihre Strumpfhose ausziehen, die Jeans und die Stiefel wieder überziehen, den Nylonstoff zusammenknüllen und ihn zwischen seine schlaffen Kiefer stopfen.
Sie konnte die Schranktür nicht schließen. »Oh Gott!« stöhnte sie. Alexanders Ellbogen war im Weg. Seine gefesselten Hände ruhten auf den Schrankboden, und da sein Körper zusammengesunken war, wurden seine Arme nach außen gedrängt. Wie sehr sie die Tür auch stoßen und schieben mochte, der Ellbogen blieb ein Hindernis. Schließlich mußte sie wieder zu ihm in den Schrank steigenund ihn etwas auf die Seite drehen, so daß er sich in die Ecke lehnte. Nun war der Ellbogen nicht mehr im Weg.
Suza betrachtete ihn noch einen Moment. Wie lange blieb ein Mensch gewöhnlich bewußtlos? Sie hatte keine Ahnung. Es war am besten, noch einmal zuzuschlagen, aber sie hatte Angst, ihn zu töten. Sie holte die Flasche und hob sie sogar über den Kopf, aber im letzten Augenblick verlor sie die Nerven, stellte die Flasche ab und schleuderte die Schranktür zu.
Suza warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stöhnte vor Entsetzen auf: Es war zehn Minuten vor fünf. Die Coparelli würde bald auf dem Radarschirm der Karla erscheinen, Rostow würde hier sein, und sie hätte keine Chance mehr.
Sie setzte sich an den Funktisch, legte den Schalter auf SENDEN um, wählte das Gerät, das schon auf die Wellenlänge der Coparelli eingestellt war, und beugte sich über das Mikrofon.
» Coparelli , bitte kommen.«
Sie wartete.
Nichts.
» Coparelli , bitte kommen.«
Nichts.
»Zur Hölle mit dir, Nat Dickstein, sprich . Nathaniel!«
*
Nat Dickstein stand im mittleren Laderaum der Coparelli und musterte die Fässer mit dem sandfarbenen metallischen Erz, das so viel gekostet hatte. Sie sahen nicht nach etwas Besonderem aus – es waren einfach große schwarze Ölfässer, auf die das Wort PLUMBAT gemalt war. Er hätte gern eines geöffnet und das Zeug nur so zum Spaß befühlt, aber die Deckel waren fest versiegelt.
Er war in selbstmörderischer Stimmung.
Statt des Siegestaumels spürte er nur schmerzlichenVerlust. Er konnte sich nicht über die Terroristen freuen, die
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