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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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seine Umgebung in Augenschein zu nehmen. Das Zimmer hatte die unvollkommene Eleganz von Räumen, in denen Leute wohnen, die etwas über ihre Verhältnisse leben. Der dikke Perserteppich wurde von einem Streifen brüchigen grauen Linoleums begrenzt; jemand hatte am Radio herumrepariert, und die Einzelteile lagen über einen Nierentisch verstreut; dort, wo man Bilder abgenommen hatte, zeigten sich ein paar helle Rechtecke auf der Tapete, und einige Sherrygläser paßten nicht ganz zu den übrigen. Ungefähr ein Dutzend Menschen hielt sich im Zimmer auf.
    Ein Araber, der einen teuren perlgrauen Anzug trug, stand am Kamin und betrachtete eine Holzschnitzerei auf dem Sims. Eila Ashford rief ihn zu sich. »Ich möchte Sie mit Yasif Hassan bekannt machen, einem Freund meiner Familie von zu Hause. Er ist am Worcester College.«
    »Ich kenne Dickstein«, sagte Hassan. Er schüttelte allen die Hand.
    Cortone stufte ihn als recht gut aussehend – für einen »Nigger« – und arrogant ein, so, wie sie eben waren, wenn sie etwas Geld verdient hatten und in die Häuser von Weißen eingeladen wurden.
    »Sie sind aus dem Libanon?« fragte Rostow.
    »Palästina.«
    »Ah!« Rostow wurde lebhaft. »Und was halten Sie vom Teilungsplan der Vereinten Nationen?«
    »Irrelevant«, antwortete der Araber träge. »Die Briten müssen verschwinden, und mein Land wird eine demokratische Regierung haben.«
    »Aber dann werden die Juden in der Minderheit sein.«
    »Sie sind auch in England in der Minderheit. Sollte man ihnen allein schon deshalb Surrey als nationale Heimstätte geben?«
    »Surrey hat ihnen nie gehört, Palästina dagegen schon.« Hassan zuckte mit lässiger Eleganz die Achseln. »Stimmt – als den Walisern England, den Engländern Deutschland gehörte und die normannischen Franzosen in Skandinavien lebten.« Er wandte sich an Dickstein. »Sie haben Sinn für Gerechtigkeit – wie denken Sie darüber?«
    Dickstein nahm seine Brille ab. »Hier spielt Gerechtigkeit keine Rolle. Ich möchte etwas haben, was ich meine Heimat nennen kann.«
    »Sogar, wenn Sie meine stehlen müssen?«
    »Sie können den Rest des Nahen Ostens haben.«
    »Den will ich nicht.«
    »Diese Diskussion beweist, daß eine Teilung notwendig ist«, sagte Rostow.
    Eila Ashford reichte eine Schachtel Zigaretten herum.
    Cortone nahm eine und gab ihr Feuer. Während die anderen über Palästina debattierten, fragte Eila: »Kennen Sie Dickstein schon lange?«
    »Wir sind uns 1943 begegnet«, antwortete Cortone. Er beobachtete, wie sich ihre braunen Lippen um die Zigarette schlossen. Sogar beim Rauchen war sie vollendet schön. Mit graziöser Bewegung streifte sie ein Stück Tabak von ihrer Zungenspitze.
    »Ich bin schrecklich neugierig, was ihn betrifft«, erklärte sie.
    »Wieso?«
    »Alle sind es. Er ist noch ein Junge, und trotzdem scheint er so alt. Außerdem merkt man, daß er ein Cockney ist, aber all diese Engländer der Oberklasse schüchtern ihn nicht im geringsten ein. Doch er redet um keinen Preis über sich selbst.«
    Cortone nickte. »Mir wird klar, daß ich ihn eigentlich auch nicht kenne.«
    »Mein Mann sagt, er ist ein brillanter Student.«
    »Er hat mir das Leben gerettet.«
    »Mein Gott.« Sie schaute ihn eindringlicher an, so, als frage sie sich, ob er bloß sentimental sei. Dann schien sie sich zu seinen Gunsten zu entscheiden. »Ich würde gern mehr darüber hören.«
    Ein Mann mittleren Alters in ausgebeulten Kordhosen berührte ihre Schulter und fragte: »Alles in Ordnung, meine Liebe?«
    »Es könnte nicht besser sein. Mr. Cortone, darf ich Ihnen meinen Mann, Professor Ashford, vorstellen?«
    »Freut mich« sagte Cortone.
    Ashford war ein kahl werdender Mann in schlechtsitzender Kleidung. Cortone hatte Lawrence von Arabien erwartet. Er dachte: Vielleicht hat Nat doch noch eine Chance.
    »Mr. Cortone wollte mir gerade erzählen, wie Nat Dickstein ihm das Leben rettete«, erläuterte Eila.
    »Tatsächlich!« sagte Ashford.
    »Es ist keine lange Geschichte«, begann Cortone. Er warf einen Blick zu Dickstein hinüber, der nun in das Gespräch mit Hassan und Rostow vertieft war. Ihm fiel auf, daß die drei Männer ihre Einstellung durch die Art, wie sie dastanden, preisgaben: Rostow hatte die Beine gespreizt und deklarierte seine unerschütterliche Überzeugung mit erhobenem Zeigefinger; Hassan hatte sich an einen Bücherschrank gelehnt, hatte eine Hand in die Tasche gesteckt, rauchte und gab vor, daß die internationale Diskussion über die

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