Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
Vom Netzwerk:
Gute, und sosehr ich Euch auch schätze, hoffe ich, dass wir uns nicht noch einmal wiedersehen«, hörte sie die alte Frau sagen.
    »Das hoffe ich auch.«
    »Ich möchte Euch noch zwei Ratschläge für Eure eigene Gegenwart mitgeben: Fühlt Euch nicht schuldig, wenn Ihr nach bestem Gewissen gehandelt habt. Zu glauben, für alles verantwortlich zu sein, ist übrigens auch eine Art Hochmut. Und außerdem: Folgt endlich Eurem Herzen. Auch in Liebesdingen.« Die Äbtissin schenkte ihr einen ihrer unergründlichen Blicke.
    Ehe Jo sie fragen konnte, was sie denn damit hatte sagen wollen, rief Lutz wieder: »Jo, nun komm endlich!« Prall und voll blähten sich die Ballone senkrecht über den Körben im Wind.
    Jo rannte über den verschneiten Platz und stieg die kleine Leiter hinauf, die an dem Korb lehnte. Lutz zog sie über den geflochtenen Rand ins Innere, wo sich bereits sechs Soldaten wie die Ölsardinen um den Brenner drängten. Heiße Luft und Qualm schlugen Jo entgegen.
    »Wir sind auch so weit!« Peter und Herbert winkten ihnen aus dem anderen Korb zu, der mit ihnen und sieben weiteren Männern gefüllt war.
    »Gut!«, brüllte Lutz und hob die Hand. »Dann können die Leinen gekappt werden.« Während er heftig den Blasebalg betätigte, schnitten die am Boden gebliebenen Soldaten die Taue durch.
    Ein Ruck ging durch den Ballon. Er hob vom Boden ab und stieg höher und höher in die Luft. Auch der Schwesterballon überwand die Schwerkraft und begann zu fliegen.
    »Viel Glück!«
    »Gottes Segen!«, hörte Jo die Nonnen rufen. Mittlerweile hatte der Ballon schon den First der Scheune passiert und trieb in Richtung der Kirche.
    »Bist du dir sicher, dass ich keinen Joint geraucht habe?«, murmelte Jo an Lutz gewandt.
    »Von mir hast du jedenfalls keinen bekommen.« Er grinste sie an, während er den Blasebalg nun langsamer betätigte und sie an den Kirchtürmen vorbeiglitten. »Findest du nicht, dass es an der Zeit wäre, mir Abbitte zu leisten und zu sagen: ›Lieber Lutz, es tut mir leid, dass ich dich so sträflich unterschätzt habe?‹ Vor mir niederknien musst du nicht, denn dazu ist hier ohnehin kein Platz.«
    »Dafür werfe ich mich im Geiste vor dir auf die Knie.«
    »Das ist gut so!«
    »Sobald wir sicher gelandet sind«, konnte Jo sich nicht verkneifen zu bemerken. Doch dann legte sie ihm rasch die Hand auf den Arm. »Ohne dich wäre ich in dieser Zeit verloren gewesen«, sagte sie leise.
    »Na ja, ich ohne dich auch.« Lutz schien noch etwas hinzufügen zu wollen. Stattdessen wandte er sich jedoch dem Brenner zu, warf Kohlen in die Glut und fachte das Feuer erneut vorsichtig an. Erst jetzt registrierte Jo wieder die Soldaten. Alle waren sehr weiß geworden. Einer hielt die Augen fest geschlossen. Ein anderer beugte sich über den Korbrand und würgte.
    Unter ihnen zog der dichtverschneite Wald vorbei. In der Ferne stieg Rauch aus den Schornsteinen von Ebersheim in dicken Dunstwolken in den klaren blauen Himmel auf. Irgendwann glaubte Jo, in der Ferne Kirchenglocken läuten zu hören, die nach einer Weile wieder verstummten.
    Bald würde sich entscheiden, ob sie und Lutz die Konfrontation mit Leonard überleben und wieder in ihre eigene Zeit zurückkehren würden . Jo war zu angespannt, um zu reden. Sie versuchte, sich zu fokussieren, sich mental ganz auf die Situation in der Gertrudiskirche einzustellen, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Wie eine Wohnung zu stürmen war, in der sich ein Verbrecher verschanzt hatte, oder wie sie bei einer Geiselnahme zu reagieren hatte, hatte sie häufig trainiert. Aber nichts in ihrem Leben als Polizistin hatte sie darauf vorbereitet, wie mit einem psychopathischen Bischof zu verfahren war, der versuchte, während einer Messe Unsterblichkeit zu erlangen.
    Stumm verfolgte Jo, wie die beiden Ballone sich stetig der Stadt näherten. Nun konnte sie den Fluss erkennen. Er erschien ihr sehr schön, wie er sich silbrig glitzernd durch die weißen Weinberge wand. Auch Lutz war nicht nach Reden zumute. Wortlos gab er Kohlen in den Brenner und benutzte hin und wieder den Blasebalg. Den Soldaten, die noch käsiger als vorhin wirkten, hatte es ohnehin die Sprache verschlagen.
    Die weitläufigen Wiesen, die die Stadt umgaben, tauchten jetzt unter ihnen auf. Lutz bückte sich und hob eine Metallschale vom Boden des Korbs auf, die er über den Brenner legte. Erst geschah nichts, doch dann begann die Hülle zu schrumpfen, und der Ballon sank.
    »O Gott …«, stöhnte einer der

Weitere Kostenlose Bücher