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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Zeit gehören würde, hätte ich mich in Euch verlieben können«, sagte sie impulsiv. Hoffentlich wird meine Ahnin erkennen, was für ein seltenes Goldstück dieser Mann ist, und seine Gefühle erwidern, dachte sie etwas melancholisch, während sie zum Kloster zurückging.
    »Du glaubst also wirklich, dass diese Dinger fliegen werden?« Jo wandte sich an Lutz und deutete auf die beiden Ballone, die auf dem Platz zwischen der Scheune und den Stallungen standen.
    Die Gebäude schützten sie vor Blicken außerhalb des Klostergeländes für den Fall, dass dort Leonards Späher herumschleichen sollten.
    Die beiden Hüllen, die an Eisenstangen befestigt waren, wirkten wie riesige, geschmacklose Patchworkdecken, zusammengestückelt aus hellen Leinentischtüchern und den schwarzen Stoffen der Nonnengewänder. Dazwischen blitzten roter Samt und goldene Stickereien auf. Jo vermutete, dass es sich dabei um Altardecken und Priestergewänder handelte. Die Nonnen waren wirklich ans Eingemachte gegangen. Die beiden Körbe ähnelten plumpen, überdimensionierten Badewannen, und die Brenner, die nun einige von Peters Soldaten heranschleppten, glichen avantgardistischen Grillgeräten.
    »Ich verstehe gar nicht, was du jetzt schon wieder für Bedenken hast.« Lutz wedelte lässig mit der Hand, eine Bewegung, die den Platz, den strahlend blauen Himmel und die Bäume hinter den Gebäuden umfasste. »Wir haben bestes Ballonflugwetter, und der Wind weht gleichmäßig nach Westen.«
    Doch trotz der Zuversicht, die er zur Schau trug, glaubte Jo, in seiner Stimme eine gewisse Nervosität wahrzunehmen. Egal, es gab kein Zurück mehr. Wahrscheinlich war es wenigstens ein angenehmerer Tod, bei einem Ballonflug abzustürzen, als auf einem Scheiterhaufen zu enden.
    Die Soldaten wuchteten die beiden Brenner in die Körbe. Andere karrten Kohlen heran. »Ich kümmere mich mal um die Befeuerung«, bemerkte Lutz.
    »Nur zu …«, murmelte Jo so leise, dass er es nicht hören konnte. »Vielleicht heben die beiden Dinger ja noch nicht einmal ab.«
    Einige Momente sah sie Lutz hinterher, der in einen der beiden Körbe kletterte und sich dort an der Brennvorrichtung zu schaffen machte. Peter und Herbert werkelten in dem anderen Ballon herum. Dann ging sie zu Äbtissin Agneta, die, umgeben von ihren Nonnen, auf ihren Stock gestützt dastand und die Geschehnisse mit ihrer üblichen wachen Neugier verfolgte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Gott mir einmal die Gnade schenken und es mich erleben lassen würde, Menschen beim Fliegen zuzusehen«, erklärte sie fröhlich.
    Ihr wäre es lieber gewesen, Gott, sofern es ihn überhaupt gab, hätte sich für diesen Flug andere Versuchskaninchen ausgesucht … Jo räusperte sich. »Nun, hoffen wir einmal das Beste … Ich möchte Euch noch danken, dass Ihr uns ermöglicht habt, all das zu bauen.« Sie nickte in Richtung der Körbe, wo nun Rauch von den heißen Kohlen aufstieg. Die Stoffhüllen schienen ein wenig zu zittern. Aber vielleicht kam das auch nur vom Wind. »Und ich möchte Euch auch für Eure andere Hilfe danken.«
    »Oh, ich habe Euch und Eurem – wie nennt Ihr ihn noch einmal? – Kollegen zu danken.« Die Äbtissin lächelte Jo an. »Ihr beide seid im Begriff, ein entsetzliches Unheil von der Welt abzuwenden. Während der nächsten Stunden werden meine Nonnen und ich unablässig für Euch beten.«
    Nun, schaden würde das Beten wohl nicht … »Das ist sehr nett von Euch«, murmelte Jo. Am Rand des Platzes, bei einigen Stadtsoldaten, entdeckte sie nun Meister Mattis. Er hob die Hand wie zu einem Abschiedsgruß. »Würdet Ihr mir wohl einen Gefallen tun?«, sagte Jo hastig. »Meister Mattis, der Steinmetz, liebt Josepha Weber. Also die richtige Josepha Weber. Würdet Ihr meiner Ahnin, wenn sie wieder in Eure Zeit zurückkehrt, bitte begreiflich machen, dass sie mit diesem Mann einen guten Griff tut? Auf ihn kann sie sich wirklich verlassen.«
    »Ich verspreche Euch, das werde ich.« Die Äbtissin nickte.
    »Oh, seht doch, die Hülle bewegt sich!«
    »Ja, sie fliegt!«
    »Welch ein Wunder!« Erstaunte und entzückte Rufe ertönten ringsum. Tatsächlich – die beiden Hüllen hatten sich vom Boden gehoben und schwebten nun wie monströse, überreife Birnen in Schräglage neben den Körben.
    »Jo, beeil dich, damit wir unseren Abflug nicht verpassen!«, schrie ihr Lutz zu.
    Ehe Jo reagieren konnte, fühlte sie sich plötzlich umarmt. Äbtissin Agneta hatte sie an sich gezogen. »Ich wünsche Euch alles

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