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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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waren größer als er und nicht
blond, wie Böhnke von Sümmerling, einem Reporter der Aachener Zeitung, erfahren
hatte. Außerdem waren diese Taten nicht im weiteren Umkreis von Aachen geschehen,
sondern im Bereich Düsseldorf.
    »Wie dem auch sei. Jedenfalls hat ein neues Redaktionsmitglied von
Bahn beim Dürener Tageblatt diesen Aufklärungserfolg unserer Kollegen als Aufhänger
für eine Recherche genommen«, fuhr Küpper fort. »Thomas Geffert, so sein Name, ist
aus Frankfurt an die Rur gekommen. Er wollte im Tageblatt eine Serie über unaufgeklärte
und ungewöhnliche Todesfälle in der Region in den letzten zehn Jahren schreiben
und hat sich deshalb in die Archive gestürzt.«
    »Da konnte er ja in deinem Bericht nicht viel finden«, unterbrach ihn
Böhnke.
    Das kurze, zornige Aufblitzen in Küppers Augen bestätigte ihm, dass
er einen der wenigen wunden Punkte in dessen Karriere getroffen hatte.
    Fast immer war Küppers Ermittlungsarbeit erfolgreich gewesen. Die Zahl
der Tötungsdelikte, bei denen er den Täter nicht dingfest machen konnte, tendierte
zwar gegen null, war aber nicht gleich null. Und damit betrug die Aufklärungsquote
nicht 100 Prozent. Nach wie vor machte Küpper der Mord an einem Lebensmittelhändler
zu schaffen, der als ungeklärt in den Akten ruhte, obgleich der Tathergang aufgeklärt
war, konnten die flüchtigen Mörder bisher nicht identifiziert und folglich auch
nicht festgenommen werden. Das ungesühnte Verbrechen schlug sich in seiner Bilanz
nieder, weil Küpper zum Tatzeitpunkt Leiter der Abteilung war, auch wenn er sich
bei den damaligen Ermittlungen zurückhalten musste. Böhnke hatte ebenfalls in seiner
Berufslaufbahn eine fast hundertprozentige Aufklärungsquote erzielt, die jetzt zur
absoluten Quote geworden war. Die Festnahme des Discomörders hatte den letzten weißen
Flecken auf seiner persönlichen Erfolgsbilanz ausgefüllt, wenngleich sein Nachfolger
Schulze-Meyerdieck das Aufklärungsergebnis als seinen Verdienst und Erfolg verbuchte.
Dabei verschwieg Schulze-Meyerdieck, dass diese Festnahme ihm dank der Heinsberger
Kollegen in den Schoß gelegt worden war.
    Der Bernhardiner ging auf die Unterbrechung nicht ein, sondern setzte
scheinbar ungerührt seine Schilderung fort. »Geffert hat sich also in die Archive
gestürzt. Allerdings ist er nicht allzu weit gekommen.«
    »Wo nichts ist, kann ich ja auch nichts finden«, bemerkte Böhnke lakonisch.
    »Ob Bahns Kollege etwas gefunden hat oder nicht, kann ich dir nicht
sagen. Er hat Schluss gemacht, bevor er eine einzige Zeile über seine Recherche
geschrieben hatte.«
    Was meinte Küpper damit, der Kollege von Bahn habe Schluss gemacht?
Dessen Wortwahl machte Böhnke ebenso stutzig wie dessen Stimmlage und er sah seine
Vermutung bestätigt, als der Bernhardiner fortfuhr.
    »Geffert hat sich aufgebaumelt. Selbstmord. An einem stabilen Baum
im schönen Hürtgenwald. Mit einer stabilen, roten Wäscheleine. Ist gerade einmal
eine knappe Woche her. Hat seinen Wagen auf dem Parkplatz am Soldatenfriedhof abgestellt
und ist dann ein paar Schritte in den Wald gegangen.«
    »Jetzt will dein Freund Bahn die Arbeit seines toten Kollegen fortsetzen?«,
folgerte Böhnke. »Und ich soll ihn bei der Recherche unterstützen.«
    »Du bist ein richtiger Schnelldenker«, sagte Küpper ironisch. »Du hast
die Zeit, die Fantasie und das Kombinationsgeschick«, schmeichelte er seinem Gesprächspartner.
    Böhnke hörte über diese Worte hinweg. Hinter Küppers Anliegen musste
mehr stecken. Aber was? Ich soll wohl gleichzeitig deinen ungesühnten Mord aufarbeiten,
dachte er sich. Das allein konnte es nicht sein. Küpper hatte wahrscheinlich mehr
im Sinn, als er preisgab. Böhnke blieb still. Es würde die Zeit kommen, den Bernhardiner
deswegen einmal ausführlich zu befragen.
    »Hat denn Bahns Kollege überhaupt nichts gesagt über seine Arbeit?
Warum hat er damit aufgehört und sich umgebracht? Hat er keine Ergebnisse gefunden
oder was? Der muss doch mit Bahn darüber gesprochen haben.«
    »Da gibt es nichts«, erwiderte der Bernhardiner und setzte wieder seinen
typischen melancholischen Hundeblick auf. »Geffert hat nichts gesagt. Er war als
Neuling ziemlich isoliert in der Redaktion und hatte noch keinen großen Kontakt
zu den Kollegen aufgebaut. Nur mit Bahn hat er sich gelegentlich unterhalten und
anscheinend versucht, über ihn Zugang zu den anderen zu finden. Bahn sollte wohl
sein Mentor sein oder werden. Aber jetzt wird er nichts mehr sagen

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