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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Kenntnisnahme
vorgelegt worden waren, bei denen er jedoch niemals selbst als Hauptermittler tätig
gewesen war.
    Nicht einmal eine Handvoll Todesfälle hatte Geffert herausgefunden.
In dem Ordner, der auf dem Rücken fein säuberlich mit seinem Namen und dem Titel
›Ungeklärte Todesfälle‹ beschriftet war, hatte Geffert rein nach chronologischen
Aspekten seine Arbeitsergebnisse abgeheftet.
    Die Liste begann mit den Informationen über ein unaufgeklärtes Verbrechen
an einer jungen Frau vor ziemlich genau zehn Jahren. Die aus Stolberg stammende
22-Jährige war zunächst im Frühjahr von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden.
Einige Monate später fanden spielende Kinder die sterblichen Überreste im hohlen
Betonsockel einer im Feld nahe Euskirchen stehenden Brücke. Das unpassend in der
freien Natur stehende Gebilde war ursprünglich gebaut worden, um als eine von mehreren
Autobrücken für eine geplante Eifelautobahn zu dienen. Doch diese Schnellstraße
wurde nie gebaut und die bereits errichteten Brücken blieben funktionslos erhalten,
weil ein Abriss zu teuer geworden wäre. Wie die Frau dorthin, in diese Öde, gekommen
war, blieb ebenso ungeklärt wie die weiteren Umstände ihres Todes. Die Staatsanwaltschaft
war von einem Tötungsdelikt ausgegangen, wie Böhnke lesen konnte. Geffert hatte
alle Zeitungsartikel kopiert, die in den Zeitungen der Region über den Mord erschienen
waren. Auch hatte er die Todesanzeige beigefügt und die regelmäßigen Jahresgedächtnisse,
die die Eltern von Angelika Fröschen in den Tageszeitungen des Aachener Zeitungsverlags
veröffentlichen ließen. Einer Aktennotiz entnahm Böhnke, dass der Journalist telefonisch
Kontakt zu den Eltern aufgenommen und mit ihnen einen Termin vereinbart hatte. Zu
diesem Gespräch war es aber nicht mehr gekommen, weil sich Geffert zuvor aus dem
Kreise der Lebenden verabschiedet hatte.
    Knapp acht Jahre her war ein zweiter Mord, der sich in Düren ereignet
hatte – der schwarze Fleck auf Küppers ansonsten blütenreiner Ermittler-Weste. An
einem Sonntagmorgen im frühen Herbst war der allein lebende Kaufmann Wolfgang Saggolny,
ein Lebensmittelhändler mit mehreren Geschäften im Großraum Düren, in seiner Villa
im sogenannten Musikerviertel erschossen aufgefunden worden. Aufgeschreckte Nachbarn
hatten gegen 4 Uhr zwei oder drei Schüsse gehört und beobachtet, wie ein unbeleuchteter
Pkw mit großer Geschwindigkeit davonfuhr. Sie hatten unverzüglich die Polizei alarmiert.
Doch waren die Täter längst verschwunden, bevor der Polizeiapparat endlich in Schwung
gekommen war. Sie blieben unerkannt und unbekannt. Die von Geffert zusammengetragenen
Berichte in den Zeitungen bezogen sich mehr auf die stadtbekannte Persönlichkeit
und deren Engagement als auf die Tat und deren Umstände. Es gab eben nicht viel
zu schreiben über den ›perfekten Mord‹, wie ein Blatt das Verbrechen nannte. Küpper,
der als ermittelnder Kommissar mehrfach in den Artikeln zitiert wurde, sprach immer
nur von den zahlreichen Spuren und Hinweisen, denen die Polizei nachginge, ohne
konkret zu werden. Er konnte und wollte es allenfalls ausschließen, dass es sich
um einen Raubmord handelte. Die Täter hatten Saggolnys Villa nach dem Mord ohne
Beute verlassen, obwohl es zahlreiche Vermögenswerte gab.
    Deutlicher als Küpper wurde Geffert in seinen Notizen. Auftragsmord
und Schwulenszene hatte er dort vermerkt, ohne näher darauf einzugehen. In den Berichten
der Tageszeitungen und auch in der Boulevardpresse hatten sich dazu keine Anmerkungen
finden lassen. Woher hatte Geffert dieses Wissen, fragte sich Böhnke. Aus einer
Firmenbroschüre der immer noch bestehenden Handelskette hatte der Journalist ein
Bild des Getöteten kopiert. Es zeigte einen kleinen, rundlichen Mann Anfang 40,
mit bereits schütterem Haar und einem feisten, fast schon gierigen Blick. Nicht
gerade das Musterexemplar von einem attraktiven Mann, sagte sich Böhnke, aber sein
Geld machte ihn wahrscheinlich sexy. Wie er den weiteren Unterlagen entnahm, hatte
das Mordopfer keine eigene Familie oder Nachfahren. Saggolny war Einzelkind, hatte
das kaufmännische Unternehmen während seines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums
in Köln geerbt und es als GmbH der Nachwelt hinterlassen. Dementsprechend gab es
nur Todesanzeigen einiger Geschäftsleute und Handelsvertretungen. Die Jahrestage
des Verbrechens gingen völlig unter, wie Geffert notiert hatte. Statt den Termin
für eine Nachfrage nach dem Stand der

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