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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Kommissariats für Tötungsdelikte in
der Kreisstadt an der Rur, nicht ganz freiwillig aufgegeben, wenngleich diese Parallelität
zu Böhnke einen anderen, keinen gesundheitlichen Hintergrund hatte. Er war vor rund
vier Jahren schlichtweg ins Landeskriminalamt hinein befördert worden, als die Kreispolizeibehörde
einen neuen Leiter bekommen sollte und Küpper eigentlich davon ausgehen durfte,
diese Stelle zu erhalten. Dieser Posten an der Spitze der Behörde wäre der krönende
Abschluss seiner beruflichen Karriere gewesen.
    Doch blieb ihm dieser Höhepunkt verwehrt. Die politischen Entscheidungsgremien
hatten auf den massiven Druck des Landrates hin einem anderen Kommissar den Posten
angetragen, einen dem Landrat wohlgesonnenen Zögling, der ursprünglich an Küppers
Stelle in der Mordkommission treten sollte. Für den Kollegen Martin Rennickens war
es ein reiner Versorgungsposten, hieß es behördenintern, seine gute Bekanntschaft
zum Landrat Fritz Pech hätte ihn auf den Stuhl gehievt. In der Öffentlichkeit wurde
die Besetzung des Chefsessels anders dargestellt: Küpper strebte der Pensionierung
zu, Rennickens war mit seinem Alter Anfang 40 geradezu prädestiniert für dieses
Amt und sorgte für eine Kontinuität über viele Jahre hinweg, die bei Küpper wegen
dessen fortgeschrittenen Alters nicht gegeben war. So hatte es auch die Presse geschrieben
und so schien es plausibel.
    Der zunächst favorisierte und qualifiziertere Küpper musste ausgerechnet
einem seiner größten Kontrahenten aus dem eigenen Hause den Vorzug lassen, was nicht
gerade zu einer Klimaverbesserung in den Behördenräumen an der Nideggener Straße
beitrug.
    Dass Pech wenige Wochen nach dieser Personalentscheidung an einer Krebserkrankung
starb, wurde von vielen Kriminalbeamten als Ironie des Schicksals betrachtet. Der
Ausdruck ›Was für ein Pech!‹ bekam eine vielfältige und auch despektierliche Bedeutung.
Wäre der Chef der Kreisverwaltung, der zugleich oberster Dienstherr vor Ort für
die Polizei war, früher gestorben, wäre der bei ihnen beliebte Küpper ihr Häuptling
geworden. Aber so mussten sie sich mit dem vermeintlich schlechteren Vorgesetzten
Rennickens arrangieren.
    Statt wie erhofft als Polizeichef in Düren saß Küpper derweil hoch
dotiert und wenig motiviert auf einem Dozentensessel in Düsseldorf und verlor allmählich
den Kontakt zum tatsächlichen Leben, während er immer mehr in die Theorie und die
innenpolitische Diskussion eintauchte.
    »Böhnke, du musst mir helfen«, wiederholte der Besucher. Dann winkte
er ab, als sei ihm etwas Wichtigeres eingefallen. »Zunächst noch was anderes: Ist
eigentlich der Mörder dingfest gemacht worden, der hier in deinem Huppenbroich einen
Immobilienmakler auf dem Gewissen hat? Wie hieß der nochmal?«
    »Keine Ahnung«, brummte Böhnke. Hatte der scheinheilige Freund den
Namen des Mörders oder den des Maklers gemeint? Er schenkte sich die Gegenfrage
und die Antwort. Ihm schwante, dass Küpper etwas im Schilde führte wie ein gewiefter
Schachspieler, der eine Finte vorhatte, um urplötzlich die Strategie zu wechseln.
»Der Mord an Puhlmann ist nicht meine Baustelle gewesen.«
    »Du hättest bestimmt was herausgekriegt, wenn du gewollt hättest. Oder?«
    »Warum sollte ich?« Worauf wollte Küpper bloß raus, fragte Böhnke sich.
    Der Bernhardiner grinste. »In der Geschichte gibt
es einige Unklarheiten und Ungereimtheiten, wie ich aus gut informierten Kreisen
erfahren habe. Natürlich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Der aber ist
bekanntermaßen manchmal verdammt kurz.«
    »Dein Freund Bahn?« Böhnke ahnte, was geschehen war. Die Journalisten
Sümmerling und von den Driesch, mit denen er den Mord an dem Aachener Immobilienmakler
aufgeklärt und in gewisser Weise auch vertuscht hatte, hatten sich wahrscheinlich
vor ihrem Kollegen aus Düren mit der Geschichte gebrüstet und der neidvolle Bahn
hatte sein Wissen prompt an Küpper weitergeleitet. Journalisten waren die größten
Tratschtanten auf der Welt, schimpfte Böhnke insgeheim. Dieses Vorurteil schien
wieder einmal bestätigt.
    Küpper hob beschwichtigend die Hände. »Es bleibt unter uns, zumal nichts
zu beweisen ist. Allerdings habe ich Bahn zugesagt, ich würde dich bitten, einmal
eine Geschichte nachzuforschen, an der er interessiert ist.«
    »Und warum hilfst du ihm denn nicht?«, hielt Böhnke dagegen, wissend,
dass diese Frage unbeantwortet bleiben würde.
    »Ganz einfach.« Küpper lächelte kurz. »Bahn und

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