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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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billige, aber verlässliche Armbanduhr, eine Festina aus Katzengold, die er am linken Handgelenk trägt, und steuert den Wagen über den Corso Italia, wo um diese Tageszeit kaum Verkehr herrscht. Sie haben ausreichend Zeit bis zur Abfahrt der Autofähre, die den Doktor von Sorrent ans andere Ufer des Golfs bringen und ihm die lange, kurvenreiche Straße zum Flughafen von Neapel ersparen wird.
    Das Arbeitsverhältnis zwischen Max Costa und seinem Chef ist aus spontaner Zuneigung zustande gekommen. Kaum hatte der Psychiater einen ersten Blick auf Max geworfen, vergaß er sofort dessen ausgezeichnete, wenn auch von vorn bis hinten gefälschte Referenzen. Da Hugentobler ein praktisch denkender Mensch und fest davon überzeugt ist, dass ihm aufgrund seiner Intuition und Berufserfahrung niemand etwas vormachen kann, erschien ihm dieser mit leicht überholter Eleganz gekleidete Mann, sein respektvoller, gelassener Gesichtsausdruck und vor allem die kultivierte Zurückhaltung seiner Gebärden und Worte auf Anhieb der lebende Beweis für Redlichkeit und Anstand zu sein. Der ideale Kandidat also, um dem blitzenden Fuhrpark in Sorrent, auf den der Doktor so stolz ist – den Jaguar, einen Rolls-Royce Silver Cloud II und drei Oldtimer, darunter ein Bugatti50T Coupé – mit der angemessenen Würde vorzustehen. Natürlich wäre er nicht im Entferntesten darauf gekommen, dass sein Chauffeur zu anderen Zeiten selbst Eigentümer so luxuriöser Autos war, wie er sie jetzt als Angestellter fährt. Wäre Hugentobler über alles im Bilde gewesen, hätte er seine Meinung bezüglich der eigenen Menschenkenntnis in einigen Punkten überdenken müssen und sich einen weniger feschen Fahrer mit einem durchschnittlicheren Lebenslauf gesucht. Was auf alle Fälle ein Irrtum gewesen wäre. Wer sich mit der dunklen Seite der Dinge auskennt, weiß, dass diejenigen, die ihr Charisma eingebüßt haben, den Frauen mit Vergangenheit ähneln, die eine Ehe eingehen: Niemand ist treuer als sie, weil sie das Risiko kennen. Doch wird es beim aktuellen Stand der Dinge gewiss nicht Max Costa sein, der Doktor Hugentobler aufklärt über die Flüchtigkeit von Charisma, die Ehrbarkeit der Huren oder die zwangsweise Rechtschaffenheit alter Salontänzer und späterer Ganoven im Frack.
    Als die Fähre Riva sich von der Marina Piccola entfernt, steht Max Costa noch eine Weile an den Wellenbrecher gelehnt, der die Hafenmauer schützt, und beobachtet, wie die Kielspur einen weißen Streifen in die blaue Fläche der Bucht zeichnet. Dann nimmt er die Krawatte ab und zieht die Uniformjacke aus, hängt sie über den Arm und schlendert zurück zum Auto, das er unweit des Gebäudes der Guardia di Finanza geparkt hat, am Fuß der Steilwand, über der Sorrent thront. Er gibt dem Jungen, der den Jaguar bewacht hat, fünfzig Lire, startet den Wagen und fährt langsam die Straße entlang, die sich in einer schmalen Schleife bis zum Städtchen hinaufzieht. An der Piazza Tasso hält er an, um drei Fußgänger über die Straße zu lassen, die aus dem Hotel Vittoria gekommen sind. Es sind zwei Frauen und ein Mann, und er folgt ihnen zerstreut mit den Augen, währendsie dicht vor dem Wagen die Fahrbahn überqueren. Sie sehen nach wohlhabenden Touristen aus. Der Mann ist noch keine dreißig, trägt eine dunkle Brille und eine Jacke mit Wildlederflecken an den Ellbogen. Die jüngere der beiden Frauen ist eine reizvolle Brünette in einem kurzen Rock und langem, auf dem Rücken zum Zopf geflochtenem Haar. Die andere, wesentlich ältere, trägt eine beige Strickjacke zu einem dunklen Rock und auf dem Kopf einen zerknautschten Herrenhut aus Tweed, unter dem silbergraues, sehr kurz geschnittenes Haar zum Vorschein kommt. Eine vornehme Dame, stellt Max fest. Mit dieser Eleganz, die nicht in der Kleidung besteht, sondern in der Art, sie zu tragen. Die heraussticht aus dem, was man sonst in den Sommervillen und Nobelhotels von Sorrent, Amalfi und Capri zu sehen bekommt, selbst um diese Jahreszeit.
    Etwas an dieser zweiten Frau hält seinen Blick fest, während das Grüppchen sich über die Piazza Tasso entfernt. Vielleicht ist es ihr Gang: langsam, sicher, die rechte Hand lässig in der Jackentasche. Der Gang derjenigen, die ein Leben lang selbstbewusst durch ihre mit Teppichen ausgelegte Welt geschritten sind. Möglicherweise ist es auch ihre Art, den anderen das Gesicht zuzuwenden, die Max’ Aufmerksamkeit fesselt, wie sie über etwas lacht oder wie sie spricht, wobei natürlich die

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