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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Blick in seine Richtung erhob sie sich, um aufzubrechen.
    »Es war so nett von Ihnen, zu mir heraufzukommen«, sagte Jane. »Ich lasse mich gern von einem plötzlichen Einfall lenken, Sie auch?«
    »Nein«, erwiderte Miss Adams. »Ich wäge im Gegenteil jeden Schritt, den ich tue, vorher sorgfältig ab. Das erspart mir Sorgen und Unannehmlichkeiten.«
    »Nun, jedenfalls rechtfertigen die Erfolge Ihre Methode«, lachte Jane, die abweisende Haltung der anderen nicht beachtend. »Selten hat mir etwas einen solchen Spaß bereitet wie Ihre heutige Vorstellung.«
    Über das Gesicht der jungen Amerikanerin glitt ein warmer Schimmer. »Es ist lieb von Ihnen, mir das zu sagen«, antwortete sie. »Ich brauche Ermutigung – wir alle brauchen sie.«
    »Carlotta«, mischte sich der junge Mann mit dem Schnurrbärtchen ein, »machen Sie vor Tante Jane Ihren Knicks, sagen Sie ›Danke schön‹ und kommen Sie.«
    Die Art, wie er in schnurgerader Richtung durch die Tür steuerte, musste man ein Wunder der Konzentration nennen. Carlotta folgte ihm hastig.
    »Was fällt ihm ein, mich Tante Jane zu nennen«, entrüstete sich unsere schöne Wirtin. »Und wie kam er überhaupt zu mir hereingeschneit? Ich hatte ihn vorher gar nicht bemerkt.«
    »Meine Liebe, Sie haben es auch nicht nötig, ihn zu bemerken«, entgegnete Mrs Widburn. »Ein unbedeutender junger Dachs! Doch jetzt müssen Charles und ich leider lostraben, denn wir haben noch eine andere Verabredung.«
    Das Ehepaar Widburn trabte also los, und Martin Bryan schloss sich ihnen an.
    »Nun, Monsieur Poirot?«
    »Eh bien, Lady Edgware?«, lächelte mein Freund zurück.
    »Um Himmels willen, nennen Sie mich nicht so! Lassen Sie es mich vergessen, wenn Sie nicht der hartherzigste Mann von Europa sind!«
    »Aber nein, aber nein, Madame, ich bin nicht hartherzig.«
    Hercule Poirot, der unerreichte Detektiv, hat heute Abend anscheinend auch zu viel getrunken, spöttelte ich im Geheimen.
    »Dann werden Sie meinen Mann also besuchen? Und ihn dazu bringen, in die Scheidung einzuwilligen?«
    »Ich werde ihn besuchen«, versprach Poirot vorsichtig.
    »Wenn er Sie dann aber abweist – was wahrscheinlich der Fall sein wird –, müssen Sie einen gescheiteren Plan schmieden. Sie werden doch nicht umsonst als der gescheiteste Mann von England gerühmt, Monsieur Poirot.«
    »Oh, Madame, wenn Sie mich hartherzig nennen, führen Sie Europa ins Treffen; im Falle der Gescheitheit hingegen sprechen Sie nur von England!«
    »Wenn Sie meine Angelegenheit zu einem glücklichen Ende führen, werde ich sagen: das Universum.«
    Poirot hob abwehrend die Hand.
    »Madame, ich verspreche nichts. Aus psychologischem Interesse jedoch will ich versuchen, eine Begegnung mit Ihrem Gatten zu Wege zu bringen.«
    »Psychoanalysieren Sie ihn, soviel Sie mögen. Möglicherweise bekommt es ihm gut. Aber Sie müssen mir helfen, Monsieur Poirot. Ich will meine romantische Idylle nicht nur träumen, sondern erleben.« Und mit einem schwärmerischen Augenaufschlag fügte sie hinzu: »Bedenken Sie die Sensation!«

3
     
    E inige Tage später warf mir Poirot quer über den Frühstückstisch einen Brief zu, den er soeben geöffnet hatte. »Da möchte ich mal Ihre Meinung hören, mon ami«, sagte er.
    Das Schreiben kam von Lord Edgware, der in steifen, förmlichen Worten unseren Besuchstermin bei ihm am nächsten Tag um elf Uhr bestätigte.
    Ich verhehlte meine Überraschung nicht. Poirots Versprechen hatte ich für eine belanglose, in einem lustigen Augenblick gegebene Zusage gehalten und nicht geahnt, dass er Schritte getan hatte, um sie zu verwirklichen.
    »Ja, mein Bester, es war nicht nur der Champagner«, neckte mein Freund, der mit der ihm eigenen Hellsichtigkeit meine Gedanken las. »Schweigen Sie«, schnitt er dann alle meine Verteidigungsversuche ab. »Sie haben gedacht: Der arme Alte, er befindet sich in gehobener Stimmung, er verspricht Dinge, die er nicht ausführen wird – die er auch gar nicht auszuführen beabsichtigt. Aber, mein Freund, Sie haben vergessen, dass die Versprechen von Hercule Poirot heilig sind!«
    Bei den letzten Worten reckte er sich zu der stattlichsten Höhe auf, die ihm sein kleiner Wuchs erlaubte.
    »Selbstverständlich, selbstverständlich. Ich weiß«, beeilte ich mich zu versichern. »Ich habe auch nur gedacht, dass Ihre Urteilskraft leicht… leicht – wie soll ich mich ausdrücken? nun, leicht beeinflusst gewesen sei.«
    »So? Ich habe aber nicht die Gewohnheit, meine Urteilskraft

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