Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Demonstration von irgendeiner verdammten Gewerkschaft.« Griessel seufzte und stand auf. »Ich
     helfe dir bei den Recherchen, Vusi, sobald die Fotos da sind.« Er konnte einfach nicht tatenlos herumsitzen.
    »Danke, Bennie. Möchtest du einen Kaffee?«
    »Schickst du jemanden einen holen?«
    »Nein, unten an der Straße gibt es ein Café, ich geh schnell.«
    »Lass nur, ich besorge uns einen.«
     
    |39| Sie drängten sich vor dem Schalter der Wache am Caledonplein, die Kläger, die Opfer, die Zeugen und die Mitläufer, um von
     den Ereignissen der vergangenen Nacht zu berichten. Über die Kakophonie der protestierenden und klagenden Stimmen hinweg klingelte
     ein Telefon, schrill und eintönig. Eine Sergeantin, erschöpft nach neun harten Stunden auf den Beinen, ignorierte das nächste
     stirnrunzelnde Gesicht vor ihr am Schalter und griff nach dem Hörer. »Caledon Square, Sergeant Thanduxulo Nyathi am Apparat,
     was kann ich für Sie tun?«
    Eine Frauenstimme, fast unhörbar leise.
    »Bitte sprechen Sie lauter, Madam, ich kann Sie nicht verstehen.«
    »Ich möchte etwas melden.«
    »Ja?«
    »Mir ist eine junge Frau begegnet …«
    »Ja?«
    »Heute Morgen so gegen sechs Uhr, am Signal Hill. Sie sagte, ich solle bei der Polizei anrufen, denn jemand wolle sie umbringen.«
    »Einen Augenblick, bitte.« Die Sergeantin zog sich ein Formblatt heran und holte einen Kuli aus der Brusttasche. »Wie war
     noch Ihr Name?«
    »Also, eigentlich wollte ich das nur melden …«
    »Ich weiß, aber wir brauchen trotzdem Ihren Namen.«
    Stille.
    »Hallo?«
    »Mein Name ist Sybil Gravett.«
    »Und Ihre Adresse?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was das zur Sache tut. Ich habe die junge Frau am Signal Hill gesehen, als ich mit meinem Hund spazieren
     gegangen bin.«
    Die Polizistin unterdrückte einen Seufzer. »Und was ist dann passiert?«
    »Nun, sie ist auf mich zugelaufen und hat gesagt, ich solle die Polizei anrufen, jemand wolle sie umbringen, und dann ist
     sie weitergerannt.«
    »Ist ihr jemand gefolgt?«
    |40| »Ja, nach ein paar Minuten kamen sie angerannt.«
    »Wie viele, Madam?«
    »Nun, ich habe die Männer nicht gezählt, aber es müssen fünf oder sechs gewesen sein.«
    »Können Sie die Verfolger beschreiben?«
    »Sie waren, nun, einige waren weiß und einige schwarz. Und sie waren noch ziemlich jung … Ich fand es besorgniserregend, wie
     diese jungen Männer so verbissen hinter der jungen Frau hergelaufen sind.«
     
    Sie schrak aus dem Schlaf hoch, weil jemand sie anschrie. Voller Angst wollte sie aufspringen, aber ihre Beine versagten ihr
     den Dienst, so dass sie stolperte und mit einer Schulter gegen die Mauer prallte.
    »Bis obenhin zugedröhnt, was?« Der Mann stand vor den Sträuchern, die Hände auf den Hüften. Es war dieselbe Stimme, die eben
     vom Haus her ihren Verfolger angebrüllt hatte.
    »Bitte!«, flehte sie und rappelte sich auf.
    »Verlassen Sie sofort mein Grundstück!«, herrschte der Mann sie an und zeigte auf das Gartentor. »Was soll das? In meinem
     Büschen den Rausch ausschlafen!«
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Hecke. Der Mann trug einen dunklen Anzug. Ein Geschäftsmann mittleren Alters, kochend
     vor Wut. »Bitte, Sie müssen mir helfen …«
    »Nein! Knall dich woanders mit dem Zeug zu! Ich habe die Nase voll! Raus hier!«
    Sie fing an zu weinen und ging auf ihn zu. »Nein, Sie irren sich, bitte, ich komme aus A…«
    Der Mann packte sie am Arm und schleifte sie zum Tor. »Ist mir doch scheißegal, wo du herkommst!« Aggressiv zerrte er an ihr.
     »Ich will nur, dass ihr verdammten Junkies aufhört, eure dreckigen Sachen auf meinem Grundstück zu machen!« Beim Tor angekommen,
     stieß er sie auf die Straße. »Und jetzt hau bloß ab, sonst rufe ich die Polizei!«, zischte er, machte auf dem Absatz kehrt
     und ging zurück zum Haus.
    »Ja, bitte rufen Sie die Polizei!«, sagte sie schluchzend. Ihre Schultern zuckten, und sie bebte am ganzen Leib. Doch er hielt |41| nicht inne, ging durch eine Gittertür, knallte sie hinter sich zu und verschwand.
    »Oh, Gott!« Weinend und zitternd stand sie auf dem Bürgersteig. »Oh, Gott!« Aber durch den Tränenschleier hindurch blickte
     sie instinktiv die Straße entlang, erst nach links, dann nach rechts. Und tatsächlich: Weit oben, kurz bevor sich die Straße
     über die Flanke des Berges wand, standen zwei von ihnen. Kleine wartende Gestalten mit dem Handy am Ohr. Sie erschrak und
     setzte sich in Bewegung, weg von ihnen, in die Richtung,

Weitere Kostenlose Bücher