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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Zuständigkeitsbereich?«
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Griessel. »Sorgen Sie dafür, dass der Krankenwagen hier parkt. Genau hier. Und dann möchte ich, dass
     Sie jeden Bürgersteig und jede Gasse von hier aus in einem Umkreis von sechs Blocks absuchen. Das Opfer trug einen Rucksack,
     und diesen Rucksack wollen wir haben. Durchkämmen Sie jeden Mülleimer, jede Ecke und jeden Winkel. Verstanden?«
    Der Mann sah ihn lange an. Vermutlich erwog er die Konsequenzen einer Weigerung. Dann nickte er mürrisch und fing an, seinen
     Untergebenen Befehle zuzublaffen.
    Griessel kehrte zu Vusi zurück.
    »Kommen Sie, sehen Sie sich das mal an!«, rief die Rechtsmedizinerin über die Leiche gebeugt.
    Sie gesellten sich zu ihr. Die Ärztin hatte mit einer kleinen Zange das Etikett hinten im Sporthemd des Mädchens herausgezogen.
    »Broad Ripple Vintage, Indianapolis«, sagte sie und blickte sie vielsagend an.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Vusi Ndabeni.
    »Ich glaube, sie kommt aus Amerika«, antwortete Tiffany October.
    »Scheiße!«, stöhnte Bennie Griessel. »Sind Sie sicher?«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen ob seines Sprachgebrauchs antwortete Tiffany October: »Ziemlich sicher.«
    »Das gibt Ärger«, prophezeite Ndabeni. »Gewaltigen Ärger.«

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    |35| 07:02 – 08:13
    |37| 4
    In der Bibliothek des großen Hauses in der Brownlowstraat, Stadtteil Tamboerskloof, wurde Alexandra Barnard von den schrillen,
     verängstigten Schreien ihrer Haushaltshilfe aus dem Schlaf gerissen.
    Es war ein surrealistischer Augenblick. Sie wusste nicht, wo sie war, ihre Glieder fühlten sich seltsam steif und verrenkt
     an, ihr Schädel brummte, und ihre Gedanken waren zäh wie kalte Melasse. Sie hob den Kopf und versuchte, ihren Blick zu schärfen.
     Sie erkannte die untersetzte Farbige an der Tür. Ihr Mund war zu einer Grimasse des Abscheus verzogen, und sie stieß weiterhin
     markerschütternde Schreie aus.
    Alexandra stellte fest, dass sie rücklings auf dem Perserteppich lag, und fragte sich, wie sie hier hergeraten war. Während
     sie sich des widerlichen Geschmacks im Mund sowie der Tatsache bewusst wurde, dass sie besoffen auf dem Boden geschlafen hatte,
     folgte sie dem Blick von Sylvia Buys: Jemand lag neben dem großen braunen Ledersessel ihr gegenüber. Sie drückte sich mit
     beiden Armen hoch. Sylvia sollte endlich aufhören zu schreien! Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr gestern Abend
     jemand beim Trinken Gesellschaft geleistet hatte. Wer lag bloß da? Sie setzte sich auf, damit sie besser sehen konnte, und
     erkannte die Gestalt. Es war Adam. Ihr Gatte. Er trug nur einen Schuh; am anderen Fuß hing eine Socke, als hätte er sie ausziehen
     wollen. Schwarze Hose, weißes Hemd, auf der Brust schwarz verschmiert.
    Und dann, als hätte endlich jemand die Kamera scharf eingestellt, begriff sie, dass Adam verletzt war. Das Schwarze auf seiner
     Brust war Blut, das Hemd war zerfetzt.
    Mit beiden Händen auf den Teppich gestützt, versuchte Alexandra aufzustehen, verwirrt, stumm vor Schreck. Sie sah die Flasche
     und das Glas auf dem Holztischchen neben ihr. Ihre |38| Finger berührten etwas; sie sah hin und erkannte eine Pistole. Adams Pistole. Was machte die Waffe hier?
    Sie stand auf.
    »Sylvia«, sagte sie.
    Die Frau schrie weiter.
    »Sylvia!«
    Die plötzliche Stille war eine schreckliche Erleichterung. Sylvia stand an der Tür, die Hände vor den Mund geschlagen, die
     Augen starr auf die Pistole gerichtet.
    Alexandra Barnard tastete sich zwei Schritte voran und blieb dann stehen. Adam war tot. Das erkannte sie jetzt, anhand der
     Wunden und der Art, wie er dalag, aber sie begriff es nicht. Träumte sie?
    »Warum?«, schrie Sylvia sie an, an der Grenze zur Hysterie.
    Alexandra sah sie an.
    »Warum haben Sie ihn getötet?«
     
    Die Rechtsmedizinerin und die beiden Sanitäter legten die Leiche behutsam in einen schwarzen Sack mit Reißverschluss. Griessel
     saß auf der Steinumrandung einer Palme. Vusi Ndabeni sprach mit dem Dienststellenleiter. »Ich brauche mindestens vier, Sup,
     für die Recherchen … Ja, ich verstehe, aber es handelt sich um eine amerikanische Touristin … Ja, wir sind ziemlich sicher
     … Ich weiß, ich weiß. Nein, noch nichts … Danke, Sup, ich warte auf sie.«
    Er kam zu Bennie hinüber. »Der Chef sagt, es gäbe heute irgendeine Demonstration der Arbeitergewerkschaft vor dem Parlament,
     daher könne er nur zwei Leute entbehren.«
    »Ach, es gibt immer irgendeine

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