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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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anrufen konnte, hieß es, Oerson sei wieder zurück.
    |383| Vusi drehte sich um und erkannte den Mann wieder – es war der, der heute Morgen an der Kirche gewesen war, mit der protzigen
     Uniform. Inzwischen sah sie nicht mehr ganz tadellos aus, und Oersons Gesicht glänzte vor Schweiß. »Inspekteur Oerson?«, fragte
     Vusi.
    »Was denn?« Eilig, entnervt.
    »Ich bin Inspekteur Vusi Ndabeni von den SAPS. Ich komme wegen eines Fahrzeugs, das um 12:34 Ihre Fahrzeughalle verlassen
     hat, ein Peugeot Boxer-Transporter, Kennzeichen CA 409-341.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«, fragte Oerson und setzte ungerührt den Weg zu seinem Büro fort. Vusi folgte ihm, entgeistert
     über eine derartige Einstellung.
    »Man hat mir gesagt, Sie hätten das Formular unterzeichnet.«
    »Wissen Sie, wie viele Formulare ich am Tag unterzeichne?« Oerson blieb vor einer verschlossenen Bürotür stehen.
    Vusi holte tief Luft. »Inspekteur, Sie waren doch heute Morgen am Tatort. Dieses amerikanische Mädchen …«
    »Und?«
    »Das Fahrzeug wurde dazu benutzt, ihre Freundin zu entführen. Es ist unser einziger Hinweis. Die junge Frau schwebt in großer
     Gefahr.«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen, ich habe nur das Formular unterschrieben«, sagte Oerson achselzuckend und legte eine Hand auf
     die Türklinke. »Jeden Tag rennen die hier ständig rein und raus, die Frauen aus der Verwaltung, und suchen einen, der ihre
     Formulare unterschreibt. Ich kontrolliere nur, ob alles vorschriftsmäßig ist.«
    Hinter der geschlossenen Tür begann ein Telefon zu klingeln. »Telefon«, sagte Oerson und öffnete die Tür.
    »Und ist bei diesem Fahrzeug alles ordnungsgemäß gewesen?«
    »Andernfalls hätte ich das Formular nicht unterzeichnet.« Das Telefon klingelte.
    »Aber in der Verwaltung heißt es, es gebe keine Quittung oder sonst irgendetwas.«
    »Alles war in Ordnung, als ich unterschrieben habe«, entgegnete Oerson. Er ging in sein Büro und schloss die Tür hinter sich.
    |384| Vusi stand da wie vom Donner gerührt.
    Wie konnte ein Mensch nur so sein?
    Vusi stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab. Er musste diese Leute ignorieren, er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Was
     er jetzt tun musste, war, den ganzen Prozess von A bis Z nachzuvollziehen. Wo fing man an, wenn man ein Fahrzeug aus der Halle
     holen wollte, wer erfasste die Daten, wurde man nach einem Ausweis gefragt?
    Er seufzte und wandte sich zum Gehen, als Oerson dort drinnen etwas sagte, was ihm bekannt vorkam.
Cat and Moose … Augenblick, warte mal …
    Vusi blieb stehen wie angewurzelt.
    Plötzlich ging die Tür auf, und Oerson sah ihn vorwurfsvoll an. »Was haben Sie hier noch zu suchen?«
    »Nichts«, sagte Vusi und ging. Auf halbem Wege den Flur hinunter sah er sich um. Oerson lehnte an der Tür, um sicherzugehen,
     dass er sich entfernte. Vusi lief weiter. Dann hörte er die Tür zuklappen. An der Treppe blieb er stehen.
    Das Cat & Moose? Was hatte Oerson damit zu schaffen? War das Zufall?
    Oerson war heute in aller Herrgottsfrühe dort gewesen. Ein Senior Inspekteur der Metro.
    Er war derjenige, der den Rucksack gefunden hatte. Er war damit anmarschiert gekommen, voller Stolz, er hatte darin herumgewühlt,
     bevor er ihn ausgehändigt hatte. Im Club hatte Bennie mit Fransman Dekker geredet und ihm aufgetragen, Oerson wegen der Tüte
     mit dem Krempel anzurufen, den die Metro-Kollegen aufgesammelt hatten.
    Oerson hatte das Formular unterschrieben. Diese Einstellung, diese Arroganz, der Schweiß auf seiner Stirn.
    Das Cat & Moose.
    Da lag der Hase im Pfeffer.
    Vusi fragte sich, ob er erst Griessel anrufen sollte, entschied sich aber dagegen. Bennie musste an tausend andere Dinge denken.
    Er kehrte zu Oersons verschlossener Tür zurück.

|385| 41
    Im Krankenhaus sagte man Fransman Dekker, er könne Alexandra Barnard jetzt nicht sehen. »Der Arzt sagt, sie stehe unter Medikamenten«,
     hieß es apodiktisch. Es reizte Fransman Dekker bis zur Weißglut. »Ihr seid den Weißkitteln ja hörig! Der Arzt, der Arzt, der
     interessiert mich einen feuchten Dreck!« Das müsste denen irgendwann mal jemand an den Kopf knallen, aber er tat es nicht.
     Denn Bennies Worte vom Vormittag hallten in seinen Ohren wider.
    Es wird behauptet, du wärst ehrgeizig, also muss ich dir etwas sagen: Ich habe meine verdammte Karriere weggeworfen, weil
     ich mich nicht beherrschen konnte …
    Zum ersten Mal in seinem Leben hatte jemand auf diese Art und Weise mit ihm geredet. Zum ersten Mal hatte

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