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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ja«, sagte die Frau, »einen Augenblick bitte«, und griff zum Telefon.
     
    Bei seinem Auto angekommen, überlegte Griessel für einen Augenblick, die sechs Blocks zu Fuß zu gehen. Aber angenommen, er
     musste von dort aus gleich weiterhetzen? Er sprang hinein und fuhr los. Sein Handy klingelte. Er fluchte und brauchte eine
     Weile, bis er es aus seiner Hosentasche gefummelt hatte.
    FRITZ
. Sein Sohn. In diesem Augenblick fiel ihm wieder ein, dass er ja heute Abend um sieben eine Verabredung mit Anna hatte. Automatisch
     sah er auf seine Armbanduhr. Viertel vor drei, noch vier Stunden. Sollte er nicht lieber anrufen und Bescheid sagen, dass
     er heute Abend arbeiten musste?
    »Fritz?«, sagte er und fragte sich, ob sein Sohn etwas von den Absichten seiner Mutter wusste.
    |381| »Papa, ich höre mit der Schule auf.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir haben einen fetten Vertrag an Land gezogen!«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Die Band, Papa! ›Recht und Ordnung‹, so nennen wir uns, aber wir schreiben das ›und‹ nicht aus, sondern nehmen nur diesen
     Schnörkel, du weißt schon, so ähnlich wie ein ›s‹.«
    »Das Et-Zeichen.«
    »Wie auch immer. Recht & Ordnung, wegen deiner Arbeit, das war meine Idee. Findest du das nicht auch cool?«
    »Und deswegen willst du die Schule schmeißen?«
    »Ja, Papa, dieser Vertrag – wir spielen als Vorgruppe von Gian Groen und Wellblech auf ihrer Tournee, wir sollen fünfundzwanzigtausend
     pro Monat bekommen, das sind mehr sechstausend pro Mann!«
    »Und?«
    »Ich brauche die Schule nicht mehr, Papa.«
     
    Der Anruf erreichte den Provinzkommissaris um 14:48. Der kleine Xhosa meldete sich, vorgewarnt von seiner Sekretärin. Es war
     Dan Burton, der amerikanische Konsul.
    »Mr Burton?«
    »Kommissaris, könnten Sie uns bitte erklären, was da bei Ihnen los ist?«
    Der Kommissaris richtete sich hinter seinem Schreibtisch auf. »Ja, Sir, das kann ich Ihnen erklären. Jeder einzelne verfügbare
     Polizist in Kapstadt sucht nach diesem Mädchen. Wir haben den unserer Meinung nach besten Ermittler der Kaphalbinsel als Leiter
     der Ermittlungen eingesetzt, und wir tun in diesem Augenblick alles in unserer Macht Stehende, um die vermisste junge Frau
     zu finden.«
    »Das glaube ich Ihnen, Sir, aber ich habe gerade einen Anruf von den Eltern des Mädchens erhalten, die sich sehr, sehr große
     Sorgen machen. Offenbar war Rachel bereits in Sicherheit. Sie hat diesen Captain Ghree-zil angerufen, aber der hat sich anscheinend
     alle Zeit der Welt gelassen, um zu ihr zu fahren, und bis er eintraf, war sie bereits wieder verschwunden.«
    |382| »Da habe ich aber ganz andere Informationen, Sir.«
    »Wissen Sie eigentlich, was los ist? Wissen Sie, wer diese Leute sind? Warum jagen sie das arme Mädchen wie ein Tier?«
    »All das wissen wir nicht. Ich kann Ihnen nur nochmals versichern, dass wir alles tun, was wir können.«
    »Offenbar, Sir, ist das nicht genug. Es tut mir furchtbar leid, aber ich sehe mich gezwungen, den Minister anzurufen. Da muss
     etwas geschehen!«
    Der Kommissaris erhob sich. »Sir, tun Sie, was Sie für richtig halten. Ich wüsste allerdings nicht, was wir sonst noch unternehmen
     könnten.«
    Dann legte er auf und ging hinaus, den Flur entlang in Richtung von John Afrikas Büro. Unterwegs sagte er ein Wort in seiner
     Muttersprache, und der Klicklaut hallte von den Wänden wider.
     
    Sie hörte nicht, wie sie hinter der Holztür diskutierten. Sie saß mit dem nackten Rücken an den Träger gelehnt. Die Schmerzen
     in ihrem Fuß waren höllisch, und noch immer floss Blut aus den beiden Stümpfen. Die beiden Zehen lagen auf dem Zementboden.
     Ihr Kopf hing herunter, und sie weinte. Rotz, Speichel und Tränen flossen ihr aus Nase, Mund und Augen.
    Sie war leer.
    Ganz und gar leer.
     
    Man sagte Vusi Ndabeni, Senior Inspekteur Jeremy Oerson sei außer Haus, aber auf dem Handy zu erreichen. Mit demselben Widerwillen,
     einer Leck-mich-am-Arsch-Haltung und kaum verhohlener Arroganz, die er nicht verstehen konnte. Den ganzen Tag lang ging das
     schon so – der Pferdeschwanztyp im Club, die Russin, der Mann an der Fahrzeughalle, die Frau in der Verwaltung – niemand interessierte
     sich einen Dreck für ihn. In dieser Stadt kümmerte sich jeder nur um sich selbst.
    Er unterdrückte das zunehmende Unbehagen und die Frustration. Er musste versuchen, Verständnis für die Leute aufzubringen,
     es half alles nichts. Er nahm die Handynummer entgegen, aber noch bevor er

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