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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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»Und dann muss etwas geschehen«, sagte er. »Irgendjemand muss etwas unternehmen.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Es war zu spät, um etwas zu unternehmen. Wir waren zu sehr aneinander gewöhnt, unsere Verhaltensmuster
     waren zu einem festen Teil von uns geworden, wir konnten nicht mehr auf eine andere Art und Weise leben. Von einem bestimmten
     Punkt an kann man nichts mehr ändern.«
    »Nichts?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Aber man kann immer irgendetwas ändern.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Wenn die erlittenen Schmerzen und Demütigungen einem zu viel werden.« Das war zu schwach. Er musste deutlicher werden und
     gab ihr eine bessere Vorlage: »Wenn er anfängt, Sie zu beschimpfen und zu misshandeln. Wenn er Sie schlägt …«
    Langsam drehte Alexa ihm das Gesicht zu. Zunächst ausdruckslos, so dass er nicht wusste, ob seine Worte angekommen waren.
     Dann runzelte sie die Stirn, anfangs, als ob sie ihn nicht verstanden hätte, aber dann schien ihr seine Absicht klarzuwerden,
     und ihre Miene wurde vorwurfsvoll. Sie senkte den Blick auf |418| das Taschentuch in ihrer Hand. »Ich kann es Ihnen nicht verübeln.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er, aber er wusste, er hatte versagt.
    »Sie tun nur Ihre Arbeit.«
    Er lehnte sich wieder nach vorn, ein wenig verzweifelt. Er musste es mit einem anderen Ansatz versuchen. »Wir wissen genug,
     Mevrou«, sagte er, immer noch mitfühlend. »Es ist jemand gewesen, der Adam sehr gut kannte. Jemand, der wusste, wo er seine
     Pistole aufbewahrte. Jemand, der Ihren … Zustand kannte. Jemand mit einem plausiblen Motiv. Und Sie hätten wahrhaftig eines
     gehabt. Das wissen Sie.«
    Alexa nickte nachdenklich.
    »Wer hat Ihnen geholfen?«
    »Es war Willie Mouton.«
    »Willie Mouton?«, fragte Dekker unwillkürlich, zutiefst erstaunt. Er war sich nicht sicher, was sie meinte, aber es schien,
     als sei ihr ein Licht aufgegangen.
    »Deswegen habe ich auch nach Ihrem Kollegen gefragt … Griessel.«
    »Ach ja?«
    »Ja, denn er muss dasselbe gedacht haben. Über die Pistole. Denn nur vier von uns wussten, wo sie ist, und nur Adam hat einen
     Schlüssel gehabt.«
    »Was für einen Schlüssel?«
    »Zu dem Waffentresor oben in seinem Schrank. Aber Willie war es, der den Safe eingebaut hat, damals vor vier, fünf Jahren.
     Er kann so etwas gut, er ist technisch ziemlich begabt. Früher hat er als Roadie für Bands gearbeitet. Adam hatte zwei linke
     Hände, wollte niemand Fremden für die Arbeit engagieren. Er wollte nicht, dass jemand wusste, dass er eine Pistole besaß,
     er hatte Angst, sie könnte gestohlen werden. Heute Vormittag … Willie war hier, zusammen mit seinem Anwalt. Es war eine merkwürdige
     Unterhaltung, aber das wurde mir erst bewusst, nachdem sie wieder weg waren.« Sie verstummte und hing ihren Gedanken nach,
     die Hand mit dem Taschentuch auf halbem Wege zum Gesicht.
    |419| Dekker hielt es nicht mehr aus. »Was ist Ihnen bewusst geworden?«
    »Willie wollte immer mehr. Einen größeren Anteil, mehr Geld. Auch wenn Adam ihm gegenüber noch so großzügig war.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen, Mevrou?«
    »Willie stand hier neben meinem Bett und wollte nur eines wissen: Ob ich mich noch an irgendetwas erinnern könne. Ich habe
     Willie vor über einem Jahr zuletzt gesehen, und da taucht er plötzlich heute Morgen auf, als empfinde er aufrichtige Anteilnahme.
     Er schmeichelte mir, erkundigte sich mitfühlend nach meinem Befinden, behauptete, das mit Adam tue ihm so leid, aber dann
     wollte er plötzlich wissen, ob ich mich an etwas erinnern könne. Ich antwortete ihm, dass ich durcheinander sei, dass ich
     nicht verstünde, was er wolle. Aber er bohrte immer weiter: ›Kannst du dich an etwas erinnern – an irgendetwas?‹ Ich … Erst
     nachdem sie gegangen waren, eine ganze Weile später … Ich lag da, und die Medikamente … Aber dann fiel mir wieder ein, was
     er gesagt hatte. Warum wollte er das so genau wissen? Und warum war sein Anwalt bei ihm? Das wollte ich Griessel sagen, dass
     … dass es mir merkwürdig vorkam.«
    »Aber Mevrou, Sie haben gesagt, dass er Ihnen geholfen hat.«
    Erstaunt sah sie ihn an. »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich habe Sie gefragt, wer Ihnen geholfen hat, und da haben Sie geantwortet: ›Willie Mouton.‹«
    Die Tür in Dekkers Rücken öffnete sich.
    »Nein, nein!«, sagte Alexandra Barnard, vollkommen verwirrt, und Dekker fragte sich, was für Pillen man ihr gegeben hatte.
    »Inspekteur«, mahnte die

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