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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Kopf. »Schwarzes Arschloch«, sagte die Stimme.
     
    Diese schrecklichen Schmerzen in seiner Brust! Griessel konnte sich nicht bewegen, rang nach Luft. Er lag auf dem Zementboden.
     Der Tod würde kommen, alles war vorbei. Er hätte auf das Einsatzkommando warten sollen. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er
     eine Bewegung wahr. Er versuchte, den Kopf zu drehen. Vusi. Ein donnernder Schuss, jemand fiel, weiter rechts. Alles in Zeitlupe,
     unwirklich, vage, weit weg. Das war der Anfang, das Wegtaumeln vom Leben. Als Nächstes würde er den Angstschrei hören, diesen
     schrecklichen Schrei, wenn er in den tiefen, dunklen Abgrund stürzte. Warum fürchtete er sich nicht? Warum dieser … Frieden,
     diese immense Sehnsucht nach seinen Kindern, nach seiner Frau, Anna? Jetzt wusste er, dass er sie haben wollte, zurückhaben,
     jetzt – zu spät.
    Eine Bewegung. Er konnte sehen. Er war noch nicht tot. Vusi schoss erneut, drei Mal. Er hielt Ausschau nach seinem Kollegen.
     Das Atmen fiel ihm etwas leichter. Wieso? Bennie tastete vorsichtig nach seiner Brust, suchte die klaffende Wunde. Alles trocken.
     Kein Blut. Er sah nach, tastete weiter. Ein Loch in seiner Hemdentasche. Aber kein Blut. Warum hatte er dann solche Schmerzen?
     Er fühlte etwas Hartes, griff danach.
    Das Leatherman – die Kugel hatte das Leatherman getroffen! Seine Erleichterung war unbeschreiblich, und gleich darauf schämte
     er sich ein wenig, weil er gedacht hatte, er würde sterben. Dann hörte er eine Stimme: »Schwarzes Arschloch!« Er blickte auf.
     Der, der auf ihn geschossen hatte, hielt Vusi eine Waffe mit langem Lauf an den Kopf.
    Griessel tastete nach seiner Pistole, die neben ihm auf dem Boden lag, nahm sie in die Hand, hob sie hoch, hatte keine Zeit |411| mehr zum Zielen: Er drückte den Abzug, sah, wie der Arm des Angreifers zuckte, sah Vusi fallen, schoss wieder – daneben. Der
     Mann stand immer noch aufrecht, nur die Pistole mit dem Schalldämpfer war verschwunden. Bennie versuchte aufzustehen. Sein
     ganzer Brustkorb brannte wie Feuer. Noch immer hatte er höllische Schmerzen, trotz des schützenden Leathermans. Er kroch ein
     Stück auf allen vieren, kam auf die Füße, stolperte auf den Angreifer zu.
    Vusi regte sich.
    Griessel richtete seine Dienstwaffe auf den stehenden Mann. »Keine Bewegung!«, sagte er. Jetzt sah er, dass der Mann seinen
     Arm festhielt. Der Ellbogen war zerschmettert, überall Blut, ein Brei aus Gewebe und Knochensplittern.
    Vusi richtete sich auf. »Bennie …« Seine Stimme klang weit weg. Griessel war halb taub durch die Schüsse.
    »Ich hab ihn erwischt, Vusi.«
    »Ich habe gedacht, du wärst tot!«
    »Hab ich zuerst auch gedacht«, sagte Griessel ein wenig verlegen. Er packte den Mann am Kragen. »Hinlegen!«, kommandierte
     er. Langsam sank der Mann auf die Knie.
    »Wo ist Rachel?«
    Der Mann sah sich langsam um, nach der Tür hinter ihm. »Da.«
    »Ist sie allein?«
    »Nein.«
    »Ist Jason da drin, Jason de Klerk?«
    Keine Reaktion. Griessel stieß ihn mit der Pistole an. »Wo ist Jason?«
    Der Mann schwieg. Dann sagte er: »Das bin ich.«
    Eine jähe Wut erfasste Griessel, eine Welle des Zorns und zugleich der Erleichterung. Er packte de Klerk an den Haaren. »Du
     verdammter Abschaum!«, zischte er und fühlte den übermächtigen Drang, ihn zu töten, ihm eine Kugel in die Kehle zu jagen,
     für Erin Russel, für alles. Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Bennie!«
    Plötzlich hörten sie hinter sich ein Geräusch. Eine Tür klappte zu. Beide Ermittler fuhren herum, zielten.
    |412| »Nicht schießen!« Dort stand ein weiterer junger Mann mit erhobenen Händen, angstverzerrtem Gesicht und blutiger Oberlippe.
    »Auf den Boden!«, befahl Vusi.
    »Bitte!«, flehte der Mann und legte sich sofort hin.
    »Wo ist Rachel?«, fragte Bennie.
    »Sie ist da drin.«
    Sie blickten zur Tür. »Vusi, bei der kleinsten Bewegung …«, sagte Griessel und ging auf die geschlossene Tür zu.
    »Vorsicht!«, sagte der Mann. »Oerson ist bei ihr.«
     
    Sie sah die Schusswaffe, die auf sie gerichtet war, und den Mann in der protzigen Uniform. Er sagte ihren Namen. Kannte er
     sie? Sie hob den Blick, versuchte, klar zu sehen. Warum stand der andere auch noch da, der junge, der ihre Beine festgehalten
     hatte?
    Ein Schuss krachte. Rachel schloss instinktiv die Augen. Sie wartete auf den Einschlag der Kugel.
    Erst als der Mann in der Uniform laut fluchte, öffnete sie die Augen wieder. Er hatte sich von ihr abgewandt und

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