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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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mir erzählen, dass wir keinen Personenschutz brauchen?«
    »Es klingt schlimmer, als es ist, das versichere ich Ihnen«, versuchte der amerikanische Konsul Anderson zu beruhigen.
    »Mr Burton, wir fliegen heute Nachmittag hinunter. Ich will nur, dass Sie mir einen Sicherheitsdienst empfehlen.«
    Dan Burton seufzte. »Nun, wir empfehlen für gewöhnlich Body Armour, eine Firma, die auf Personenschutz spezialisiert ist.
     Sie können eine Ms Jeanette Louw anrufen …«
    »Können Sie mir das buchstabieren?«
    In dem Moment klingelte das Festnetztelefon neben Anderson auf dem Schreibtisch, und er sagte: »Entschuldigen Sie mich für
     einen Augenblick.« Dann nahm er den Hörer ab und sagte: »Bill Anderson.«
    »Daddy!«, hörte er die Stimme seiner Tochter.
    »Rachel! Oh, Gott, wo bist du?«
    »Ich bin bei Captain Bennie Griessel, Daddy …« Dann brach ihre Stimme.
     
    Griessel saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt, beide Arme um sie geschlungen. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt,
     während sie mit ihrem Vater redete. Als sie fertig war und ihm das Telefon zurückgab, drehte sie sich zu ihm um und sagte:
     »Danke.«
    Er wusste nicht, was er ihr antworten sollte. Er hörte, wie sich Sirenen näherten, und fragte sich, wann wohl der der Hubschrauber
     käme.
    »Haben Sie das Video gefunden?«, fragte Rachel.
    »Welches Video?«
    »Das Video von dem Mord. In Kariba.«
    »Nein«, antwortete er.
    »Deswegen haben sie Erin umgebracht.«
    »Du musst mir das jetzt nicht erzählen«, sagte er.
    »Doch, ich muss.«
     
    |424| Erin und sie hatten sich während der ganzen Tour ein Zelt geteilt.
    Erin hatte sich schnell an die Zeitverschiebung gewöhnt. Schon bald schlief sie durch, reckte sich bei Sonnenaufgang behaglich
     und seufzte: »Ein neuer, wunderschöner Tag in Afrika!«
    Rachel dagegen hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Nach einer Woche klappte es besser, aber sie wachte jede Nacht irgendwann
     zwischen eins und drei auf. Ihre innere Uhr weckte sie – tranceartige Augenblicke, an die sich tags darauf kaum noch erinnern
     konnte. Sie musste sich dann erst wieder bewusst machen, wo sie war, und dann wunderte sie sich über dieses unglaubliche Abenteuer,
     dieses besondere Privileg, so dazuliegen und den Geräuschen eines göttlichen Kontinents lauschen zu können. Kurz darauf sank
     sie dann wieder unbeschwert und sorgenfrei in einen erholsamen Schlaf.
    Am Karibasee hatte sie das Mondlicht überrascht. Um kurz nach zwei am frühen Morgen, noch im Halbschlaf, wurde sie sich des
     hellen Leuchtens bewusst und öffnete die Augen. Zuerst schien es ihr, als habe jemand einen Scheinwerfer eingeschaltet, bis
     sie überrascht feststellte, dass Vollmond war. Sie war bezaubert von der Intensität und Größe des Mondes. Sie war schon kurz
     davor, wieder in ihre Träume zurückzusinken, doch im Geiste stellte sie sich den Vollmond über dem Wasser des Karibasees vor.
     Nein, sie musste seine Schönheit in ihrem Videotagebuch festhalten. Vielleicht würde das die Eröffnungsszene der DVD werden,
     die sie zu Hause zusammenstellen wollte. Oder der Hintergrund ihrer Titelsequenz-Animation in After Effects, falls sie irgendwann
     genügend Zeit fand, sich mit den Feinheiten dieses Programms zu beschäftigen.
    Ganz vorsichtig kroch sie aus dem Schlafsack, um Erin nicht zu stören, griff nach ihrer Videokamera und schlüpfte hinaus in
     die schwüle Sommernacht.
    Im Lager herrschte Ruhe. Sie lief zwischen den Zelten hindurch bis an das Ufer: ein weiteres atemberaubendes Afrika-Schauspiel,
     genau wie sie erwartet hatte. Der Mond glich einer Medaille aus fleckigem Silber, gebettet auf einen Teppich aus Billionen |425| Sternen. Ein märchenhaftes Panorama, das sich auf dem Wasser des Sees widerspiegelte. Sie schaltete die Kamera ein, klappte
     den kleinen LCD-Monitor aus und drückte den Wahlknopf »Sonnenuntergang & Mond«. Doch der Mond stand zu hoch, so dass sie nur
     entweder ihn oder seine Spiegelung einfangen konnte, aber nicht beide gleichzeitig. Sie sah sich um und entdeckte einige Felsen
     am Seeufer, etwa hundert Meter entfernt. Eine Akazie ragte aus ihnen empor. Die würde ihr Höhe geben, einen Anhaltspunkt,
     eine Perspektive.
    Oben auf den Felsen versuchte sie es erneut. Sie experimentierte mit den Zweigen des Baumes als Vordergrund, bis sie seltsame
     Geräusche hörte. Direkt unter ihr, kaum fünfzehn Meter entfernt.
    Zwei Gestalten in der Dunkelheit. Ein gedämpfter Streit. Jason de Klerk und Steven

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