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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Chitsinga, neben einem der Anhänger. Langsam,
     mit stillem Lächeln, kauerte Rachel sich hin, richtete die Kamera auf sie und filmte. Sie plante, sich einen Scherz zu erlauben,
     denn die Bequemlichkeit der Amerikaner und Europäer in der Gruppe, ihre Streitereien, ihr Gejammer und ihre Unfähigkeit, sich
     an Afrika anzupassen, waren stets Anlass für den Spott der beiden Fremdenführer. Und jetzt hatte sie den Beweis, dass auch
     sie nicht perfekt waren. Schmunzelnd stellte sie sich vor, wie sie den Film beim Frühstück vorführen würde. Sollten sie doch
     auch einmal peinlich berührt sein.
    Nachdem Steven eine der großen Gepäckklappen unter dem Anhänger geöffnet hatte, bückte er sich, um etwas herauszuholen. Er
     zerrte grob daran – und plötzlich stand ein dritter Mensch zwischen ihnen, kleiner als die beiden hochgewachsenen, durchtrainierten
     Führer.
    Plötzlich rief einer der Männer etwas Unverständliches. Steven packte die kleinere Gestalt von hinten und legte ihm die Hand
     über den Mund. In diesem Augenblick hob Rachel entsetzt den Blick von dem Display, denn sie wollte sichergehen, dass das Bild
     in der Kamera sie nicht trog. Sie hatte gesehen, wie etwas in Jasons Hand aufblitzte, hell und tödlich im Mondlicht. Jetzt
     trieb er es in die Brust des kleinen Mannes! Dieser erschlaffte in Stevens Griff.
    |426| Jason hob die Füße an, Steven packte die Arme, und gemeinsam schleppten sie die leblose Gestalt weg in den Schatten zwischen
     den Bäumen.
    Lange blieb sie dort noch sitzen. Schockiert und ungläubig. Das konnte doch nicht sein, es musste ein Albtraum sein! Sie schaltete
     den Ton der Kamera aus und spulte das Video zurück. Die Aufnahmen waren nicht gut, die Kamera war nicht gerade für die Qualität
     ihrer Nachtaufnahmen bekannt, aber dennoch war die grässliche Szene auf dem Film zu erkennen. Nach und nach beschlich sie
     die grausige Erkenntnis, dass sie Zeugin eines Mordes geworden war, begangen von zwei Menschen, denen sie ihr Leben anvertraut
     hatte.
     
    Am nächsten Tag war sie vollkommen durcheinander. Sie ahnte, dass sie wohl unter Schock stand, doch sie wusste nicht, was
     sie tun sollte. Sie verschloss sich, zog sich zurück. Erin fragte sie wieder und wieder, was los sei. Später wollte sie wissen,
     ob sie vielleicht irgendetwas getan habe, wodurch sie sie unwillentlich verletzt habe. Doch Rachel hatte nur geantwortet,
     dass sie sich nicht ganz wohlfühle.
    Erin vermutete, es seien die ersten Symptome einer Malaria, und erkundete sich ständig nach ihrem Befinden, aber sie antwortete
     so lange ausweichend, bis ihre Freundin aufhörte zu bohren.
    Sie wollte den Mord anzeigen, aber bei wem? Es gab so viele Gerüchte über die Polizei in Simbabwe, so viele Geschichten über
     Korruption und politische Verwicklungen, dass sie zögerte. Nach dem Besuch der Victoria-Wasserfälle verließen sie das Land
     und fuhren weiter nach Botswana, und plötzlich sah Rachel keine Möglichkeit mehr, das Verbrechen zu melden. Das Entsetzen
     jedoch trug sie weiterhin mit sich herum, und das Wissen, dass ein Mord in Simbabwe, an einem Bürger Simbabwes, nicht von
     der Polizei eines anderen Landes geahndet würde. Nicht auf diesem Kontinent.
    In Kapstadt waren sie zusammen mit einigen anderen in den Van-Hunks-Nachtclub gegangen, ohne zu ahnen, dass Jason später auch
     dort auftauchen würde.
    |427| Beide Mädchen hatten Alkohol getrunken, Erin mit großer Verbissenheit. Sie hatte angefangen, Rachel immer heftigere Vorwürfe
     zu machen – am Tisch, auf der Tanzfläche. Erst stichelnd, dann in schneidendem Tonfall und schließlich unter den bekümmerten
     Tränen der Trunkenheit. Es ging um Freundschaft, Vertrauen und Verrat.
    Der Alkohol hatte Rachels Selbstkontrolle unterhöhlt und sie sentimental gemacht. Der Drang, die schwere Last ihres Geheimnisses
     ein wenig zu erleichtern, war stetig gewachsen – und auch das Bedürfnis, die schrecklichen Vorwürfe gegen sie zu entkräften.
     Endlich, als sie am Tisch vertraulich die Köpfe zusammensteckten, hatte sie Erin alles gestanden.
    Erin hatte sich beruhigt. Doch sie hatte ihr die Geschichte nicht geglaubt. Nicht Jason und Steven. Unmöglich. Rachel hatte
     ihr erzählt, dass sie sich das Video in den frühen Morgenstunden oft noch einmal angesehen habe und es wirklich kein Irrtum
     sei.
    »Komm, wir fragen sie! Komm, wir klären die Sache auf!«, hatte Erin gefordert, mit den Argumenten einer bereits Betrunkenen,
     der stets naiven,

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