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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Politik und den ganzen Quatsch
     hinwegsahen, könnte er zum Kaptein aufsteigen. Noch heute würde er erfahren, ob es geklappt hatte.
    Kaptein Bennie Griessel – das war Musik in seinen Ohren. Außerdem brauchte er diese Beförderung. Dringend.
    »Morgen, Vusi«, sagte er.
    »Hi, Bennie«, grüßte ihn Jimmy, der lange, magere Weißkittel von der Spurensicherung. »Wie ich höre, nennt man dich inzwischen
     ›das Orakel‹.«
    »Wie diese Frau in
Herr der Ringe
«, ergänzte Arnold, der kleine Dicke. In den Kapstädter Polizeikreisen waren die beiden als »Dick und Doof« bekannt, oft begleitet
     von inzwischen ziemlich abgedroschenen Witzen, etwa: »Die Spurensicherung wird durch Dick und Doof zu euch halten.«
    |16| »Das war in
Matrix
, du Depp«, verbesserte Jimmy.
    »Ist doch egal«, erwiderte Arnold.
    »Einen schönen guten Morgen«, unterbrach sie Griessel. Er wandte sich zu den Uniformierten unter dem Baum und holte schon
     Luft, um sie anzuherrschen: »Das hier ist ein Tatort, los, raus hier, und zwar sofort«, als ihm einfiel, dass das Vusis Fall
     war. Er musste den Mund halten und Mentor spielen. Er warf den Uniformierten einen drohenden Blick zu, der keinerlei Effekt
     hatte, und wandte sich dann zu der Leiche um.
    Das Mädchen lag auf dem Bauch, den Kopf der Straße abgewandt. Ihr blondes Haar war sehr kurz geschnitten. Über ihren Rücken
     zogen sich zwei horizontale Schnittwunden, gleichmäßig rechts und links über ihre Schulterblätter. Aber es war der gewalttätige
     Schnitt durch ihre Kehle, der ihren Tod verursacht hatte, tief genug, um die Speiseröhre freizulegen. Mit Gesicht, Brust und
     Schultern lag sie in einer großen Blutlache. Der Geruch des Todes hing bereits in der Luft, bitter wie Kupfer.
    »Mein Gott!«, sagte Griessel. Angst und Ekel stiegen tief aus seinem Inneren in ihm auf. Er musste durchatmen, langsam und
     ruhig, wie Doc Barkhuizen es ihn gelehrt hatte. Er musste auf Abstand gehen,
es nicht an sich heranlassen.
    Er schloss für einen Moment die Augen. Dann schlug er sie wieder auf, blickte hinauf in die Bäume. Er rang um Objektivität,
     aber es war und blieb eine furchtbare Art zu sterben. In seinem Kopf stiegen unwillkürlich Vorstellungen davon auf, wie es
     sich zugetragen hatte – das blitzende Messer, das seifenglatt und tief durch ihr Gewebe schnitt.
    Rasch erhob er sich und gab vor, sich umzusehen. Dick und Doof zankten sich um irgendetwas, wie üblich. Er versuchte zu verstehen,
     was sie sagten.
    Mein Gott, und sie war noch so jung! Achtzehn, neunzehn?
    Was war das für ein Wahnsinn, einem solchen Kind die Kehle durchzuschneiden! Was für eine Perversion!
    Er verscheuchte die Bilder aus seinem Kopf, dachte an die Fakten, die Folgen. Sie war weiß. Das bedeutete Ärger. Das verhieß
     Medienrummel. Der ganze Kreislauf der Anschuldigungen, das |17| Verbrechen sei außer Kontrolle geraten, würde wieder von vorn anfangen. Es bedeutete großen Druck und lange Arbeitszeiten
     und zu viele Leute, die sich einmischen würden. Jeder würde mal wieder seine eigene Haut zu retten versuchen. Er hatte es
     satt bis obenhin.
    »Das gibt Ärger«, sagte Griessel leise zu Vusi.
    »Ich weiß.«
    »Es wäre besser, wenn die Kollegen da hinter der Mauer bleiben würden.«
    Ndabeni nickte, ging auf die Männer in Uniform zu und bat sie, auf dem Umweg hinter der Kirche entlang den Friedhof zu verlassen.
     Sie reagierten nur widerstrebend, denn sie wollten unbedingt dabei bleiben. Endlich aber gingen sie.
    Vusi gesellte sich zu Griessel, Notizbuch und Stift in der Hand. »Alle Tore sind geschlossen. Auf der anderen Seite, beim
     Pfarrbüro, gibt es ein elektrisches Eingangstor, und dann noch das Haupteingangstor hier vor dem Gebäude. Sie muss über die
     Gartenmauer gesprungen sein, das war die einzige Möglichkeit, hier reinzukommen.« Vusi sprach zu schnell. Er deutete mit dem
     Finger auf einen Farbigen, der jenseits der Mauer auf dem Bürgersteig stand. »Der alte Mann da … James Dylan Fredericks, der
     hat sie entdeckt. Er ist Day Manager bei Kauai Health Foods in der Kloofstraat. Er sagt, er sei mit dem Golden-Arrow-Bus von
     Mitchells Plain gekommen und dann am Bahnhof ausgestiegen. Als er hier vorbeigegangen sei, um fünf vor fünf, sei ihm die reglose
     Gestalt aufgefallen. Er sei über die Mauer geklettert, aber als er das viele Blut gesehen habe, sei er zurückgelaufen und
     habe bei der Wache am Caledonplein angerufen, weil er diese Nummer für eventuelle Notfälle

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