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Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Titel: Drimaxid 02 - Welt der Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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der schwarzen Folie.
    Danach schleifte er vier Säulen herbei. Er konnte nicht sagen, wozu diese einmal gedient hatten. Vielleicht hatten sie ein Bühnenbild oder die Bühne selbst getragen. Er hatte keinen Schimmer. Mit aller Kraft rammte Adam sie in den Boden und hämmerte sie mit dem unförmigen Stein, der ihm vorhin in den Rücken gestochen hatte, in die Erde. Mit jedem Schlag trieb er die Säulen tiefer in den weichen Boden. Schließlich hatte er an jeder Ecke seines Grundrisses eine Säule errichtet. Eine war länger gewesen, doch Adam hatte solange auf die Oberseite gehämmert, bis sie genauso weit wie die anderen aus dem Boden geragt hatte. Exakt vier Meter.
    Fieberhaft durchsuchte er die Müllberge und fand ein zerrissenes Frotteetuch, das er an den Eckpfeilern der Zelle festband. Mit kleinen Schnüren zerrte er den Stoff fest und spannte ihn wie ein Sprungtuch.
    Am Ende fehlte nur noch das Dach seiner Konstruktion. Hierfür wuchtete er ein abgebrochenes Stück Welldach aus astbesthaltigem Material auf die vier Säulen hinauf. Der Wind vermochte nicht, es wegzutragen und so zog sich Adam zufrieden ins Innere der Zelle zurück.
    Das ist meine Zelle , verkündete er stolz in Gedanken. Das ist meine Welt!
    Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände. Das Tuch hatte kleine Löcher, durch die der Wind herein pfiff und den Stoff flattern ließ. Ab und zu fielen Steine scheppernd auf das Dach, die der Sturm mit seinen unsichtbaren Händen vom Boden aufgelesen und zielsicher über der Zelle fallengelassen hatte. Aber das störte Adam nicht weiter.
    »Der Herr ist mein Hirte«, betete er und spürte, wie er dem inneren Frieden ein Stück näher kam.
    Und so hockte er da, mitten im größten Sturm der letzten Jahre, in den Trümmern, die einmal seine Welt gewesen waren, und betete.
    Er betete um sein Leben.
    Betete, die silbernen Giganten mögen nicht zurückkommen, um ihn mit den spitzen Nadeln ihrer Spritzenarme zu foltern.
     
    *
     
    Tag um Tag verging. Die Sonne brach morgens in aller Frühe auf und rollte wie eine faulige Orange, der man einen beherzten Stoß verpasst hatte, den steilen Weg zum Zenit hinauf, wo sie einen Augenblick verharrte – wie ein erschöpfter Wanderer auf dem Gipfel eines Berges; nach Luft schnappend, sich den Schweiß von der Stirn wischend, Ausschau haltend, ehe er dann den beschwerlichen Abstieg beginnt.
    Am Abend versank der lodernde Feuerball jedes Mal hinter den zerstörten Mauern der Lagerhalle. Die Sonnenstrahlen krochen meist noch einige Stunden durch die zahllosen Einschusslöcher in den Wänden. Das goldene Licht drang sogar durch den ausgefransten Stofffetzen, den Adam zwischen den Eckpfeiler seiner Zelle gespannt hatte.
    Die meiste Zeit verbrachte er in seinem neuen Zuhause. Seiner Zelle.
    Das Leben ist wie eine Toilettenschüssel , kam ihm einmal in den Sinn.
    Auf Anhieb fand er keine passenden Argumente um seine These zu untermauern. Trotzdem wäre er bereit gewesen diese in einer ernsthaften Diskussion hartnäckig zu verteidigen. Leider gab es niemanden mit dem er sich unterhalten konnte. Die schwarzen Scherenschnittmänner hatten alle getötet.
    Im Schutz der Dunkelheit verließ er die Zelle und durchsuchte den Müll nach brauchbaren Gegenständen. Vor allem Lebensmittel gehörten zu seiner begehrtesten Beute. Er grub einige Kühlschränke unter dem anderen Krempel aus, die oft bis zum Rand gefüllt waren. Die meisten Lebensmittel waren leider schon weit über dem Verfallsdatum und konnten nicht mehr von ihm verzehrt werden. Also aß er Dreck und einige der wenigen, konservierten Sachen, die länger haltbar waren. Er erinnerte sich an die Vorratskammer des Raumschiff-Sanatoriums.
    Gemüse. Verdorben.
    Fleisch. Verkommen.
    Käse. Verschimmelt.
    Milch. Roch sauer.
    Brot. Verschimmelt.
    Obst. Ungenießbar.
    Käse. Käse. Käse. Verschimmelt. Verschimmelt. Verschimmelt.
    Flüssigkeit gab es genug. Wasser in Plastikflaschen. Saft in Tüten. Bier in Aluminiumdosen. Bier in Glasflaschen. Bier in Tetra-Packs.
    Adam gönnte sich keine ruhige Minute. Seit er zum ersten Mal zu sich gekommen war, litt er an Schlaflosigkeit. Der grässliche Gedanke, die silbernen Giganten könnten zurückkommen, um ihn zu holen, ließ ihn immer wieder auffahren. Wenn man an Schlaflosigkeit leidet, ist man immer wach. Man ist müde, aber man schläft nie. Jedenfalls nicht wirklich.
    Manchmal bewegte sich sein Mund, ohne dass er sprach. Er bewegte sich und formte groteske

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