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Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Drimaxid 02 - Welt der Mutanten

Titel: Drimaxid 02 - Welt der Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Wörter, die keinen Sinn ergaben. Adam spürte, dass sie eine tiefreichende Bedeutung hatten, so wie die bilderreichen Metaphern in seinem Kopf, doch obwohl er das wusste, verbannte er sie sofort aus seinem Bewusstsein.
    Nicht dem Wahnsinn verfallen , wies Adam sich selbst streng zurecht.
    Wir haben SCHON EINMAL den Verstand verloren , gab Alberts Stimme in seinem Kopf zu bedenken.
    WIR? Es gibt kein WIR! , verkündete Adam entschlossen. DU bist ausgetickt. Nicht ICH.
    Wieder beschäftigte er sich mit den zentralen Fragen seiner Existenz: Wer bin ich? Wer bin ich wirklich?
    Adam verbrachte ungefähr drei Tage damit, intensiv über dieses Problem nachzudenken, ohne eine brauchbare Lösung zu finden. Das hinderte ihn aber nicht daran, seine alltäglichen Riten mit eiserner Disziplin durchzuführen.
    Adam urinierte in eine weiße Kloschüssel aus Keramik, die neben der Zelle stand. Sie war nicht angeschlossen. Adam pinkelte im Grunde auf die nackte Erde und hätte auch an einer anderen Stelle pinkeln können. Aber das tat er nicht.
    Die Macht der Gewohnheit , nannte er dies. Obwohl es für ihn in dieser Hinsicht keine so genannte ›Gewohnheit‹ mehr gab, seit er im Raumschiff-Sanatorium abwechselnd in Ecken oder Waschbecken gepisst hatte.
    Adam zwickte sich gelegentlich in den Arm. Nicht, weil er glaubte, er würde einen schrecklichen Alptraum träumen und könne dieser grässlichen Horrorwelt auf diese Weise entkommen, sondern um sich wach zu halten. Des Weiteren hatte der Schmerz für ihn etwas Vertrautes. Adam vermisste die hässlichen Narben an seinen Armen. Die brennenden Biss- und Kratzspuren waren ein zuverlässiger Hinweis darauf gewesen, dass er noch am Leben war. Und jetzt waren sie weg. Einfach so.
    Adam machte niemals Feuer. Weder um sich zu wärmen, noch um irgendwelches Konservenessen zu erhitzen, das er ab und zu in Dosen abgefüllt fand. Er befürchtete das Feuer könne jemanden (oder etwas) anlocken, was natürlich absoluter Schwachsinn war; es brannten schon so unzählige Feuer in der Lagerhalle. Tonnen zum Beispiel, die mit einer undefinierbaren Flüssigkeit gefüllt waren. Oder Autowracks, die wie überdimensionale Petroleumlampen aussahen.
    Adam beobachtete seine Umgebung zwar pausenlos, interessierte sich aber nicht wirklich für das, was er sah. Sein größtes Interesse galt den Gebeten, die einen immer wichtigeren Stellenwert in seinem Leben einnahmen.
    Sieh nur Mutter , dachte er und blickte durch die Risse in der Decke zu den Sternen hinauf. Ich werde ein gläubiger Mensch. Ein heiliger Mann.
    Die Sterne funkelten am Himmel und schienen zu antworten: Hoffentlich meinst du es ernst. Sonst werde ich dich grün und blau prügeln.
     
    *
     
    Als er die Zelle das nächste Mal verließ, waren viele Tage bereits an ihm vorbeigezogen. Ein beachtlicher Bart war an seinem Kinn gewachsen und kratzte unangenehm. Leider fand Adam nichts, womit er sich von dem borstigen Haar befreien konnte. Eigentlich suchte er auch nicht wirklich nach einer Rasierklinge oder einem Elektrorasierer. Letzteres war gar nicht einmal so abwegig, wenn man bedachte, wie viel Plunder hier herumlag und welche wunderbaren Kostbarkeiten sich unter dem billigen Ramsch verbargen.
    Adam hatte es aber auf etwas anderes abgesehen. Er suchte ein Messer und fand es zwischen zwei ausgelaufenen Autobatterien. Die Klinge hatte zum Glück nichts von der giftigen Batteriesäure abbekommen. Es handelte sich um ein besonderes Messer. Eine flache, präzise Klinge – wie ein Skalpell, aber natürlich war es nicht wirklich eins.
    Einerlei , dachte Adam und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Er hatte das Messer aus einem ganz besonderen Grund gesucht, denn Messer hatten noch immer eine wichtige Rolle in seiner Geschichte gespielt. Zuerst das Messer, mit dem er damals im Krater auf dem Schlachtfeld den schwarzen Scherenschnittmann erstochen hatte, und dann die Skalpelle und Küchenmesser im Raumschiff-Sanatorium.
    Allerdings hatte das Ganze auch etwas Geheimnisvolles. Adam hatte sich an diesem Tag nicht aufgemacht um irgendein Messer zu suchen. In dem Augenblick, als seine Augen die flache, präzise Klinge erblickt hatten, hatte er gewusst, dass er genau dieses Messer gesucht hatte. Als hätte er die ganze Zeit über ein exaktes Abbild dieser Waffe im Kopf gehabt. Während er darüber nachgrübelte, kehrte zur Zelle zurück.
     
    *
     
    Als er aus der Zelle kroch, hörte er den quietschenden Laut, mit dem die Rolltore hochgefahren wurden – ein

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