Driver 2
Schleimspur hinterließ, während sie sich langsam weiterbewegte.
Noch drei Stunden bis Mittag.
DER WAGEN WAR VON EINEM HÄNDLER am äußersten Rand von Tempe. Zwei Verkäufer hatten sich um Driver gekümmert. Der eine in den Zwanzigern und so enthusiastisch, als würde er gleich anfangen, herumzuhüpfen; der andere hatte etwas von einem Krokodil an sich, wirkte alterslos und zäh.
Was er brauchte, war ein Schlitten, der nicht gleich sein wahres Gesicht zeigte, der nie knurrte, sondern gleich zubiss. Als Driver das zweite Mal zu einem Ford Fairlane zurückkehrte, brüllte ein junger Typ mit Anzug und Baseballkappe, der sich offensichtlich nur umsah, zu ihm herüber: »Hey, Alter, mit dem Ding da kannst du während der Fahrt Blümchen pflücken, verstehst du, was ich meine?«
Driver verschwand unter der Motorhaube. Kurz darauf erschien ein Paar abgetragener Kakihosen in seinem Blickfeld. Das Krokodil. Der Verkäufer wartete, bis Driver sich aufgericht hatte, und lächelte ihn an. »Ich fürchte, da ist mal jemand unter der Haube gewesen und hat etwas Unordnung gemacht.«
Driver hatte die Haube zugeknallt und das Geld abgezählt, bevor das Krokodil den Satz beenden konnte.
Jemand war tatsächlich unter der Haube gewesen, aber er hatte gewusst, was er tat. Und was derjenige angefangen hatte, brachte Driver in einer Werkstatt, die hinter dem letzten Knick der Van Buren Street lag, zu Ende.
Vor einem halben Jahrhundert noch die Hauptverkehrsader von Phoenix und ein Wasserloch für alle, die die Highways 70, 80 und 89 befuhren, war die Van Buren inzwischen nichts weiter als eine sich endlos dahinziehende Aneinanderreihung übler Motels, eine Bordsteinschwalbe nach der anderen, verlassene Ladenfronten und brachliegende Grundstücke, die von Unrat überwuchert waren; das genaue Abbild dessen, was verbraucht, abgenutzt und weggeworfen worden war. Die Stadt hatte sich weiterbewegt und ihre abgestreifte Haut hinter sich gelassen.
Boyd’s Werkstatt war es nicht besser ergangen, aber sie hatte sich gehalten, seit 1948, wenn man dem Schild glauben konnte, dessen alte Buchstaben und Zahlen kürzlich überstrichen worden waren – offenbar freihändig, denn Schlieren getrockneter Farbe hingen über die tomatenroten Ränder. Das harte Sonnenlicht entblößte die Pinselschwünge deutlich und rücksichtslos.
Innen war unter einer Duftwolke aus Schmiere, Reinigungsmitteln, Abgasen, Benzin, Haaröl und Aftershave alles unberührt geblieben von all den Jahren, die draußen vorbeigezogen waren. Die Wand neben dem Büro (den Kartonstapeln nach zu urteilen schon lange nicht mehr in Gebrauch) war zugepflastert mit Pin-up-Kalendern. Einige davon reichten zurück bis zum Zweiten Weltkrieg. Das Oberteil eines antiken Cola-Automaten gab zwei parallel laufende Stahlleisten frei. Man steckte Geld hinein und schob die Flaschen an den Leisten entlang bis zur Öffnung, wo man sie am Hals herausfischen konnte. Der untere Teil war mit kaltem Wasser unbekannten Alters gefüllt. Besser, man sah nicht so genau hin, wer wusste schon, was da unten noch so alles herumschwamm.
Der Fairlane war ohne Frage ein Straßenkreuzer. Aber jemand hatte sich große Mühe gegeben, ihn unscheinbar aussehen zu lassen, sodass Driver sich fragte, ob der frühere Besitzer jemand gewesen sein konnte, der auf die eine oder andere Art dasselbe gemacht hatte wie er. Und wie dieser Wagen wohl auf dem Autohof unter die schwarzen Schafe geraten war. Warum niemand seinen wahren Wert erkannt hatte?
Oder stimmte das alles nicht?
Nachdem Driver den Wagen bezahlt hatte, fragte er nach dem Mechaniker.
»Sie verstehen …«
»Ich will nur mit ihm reden. Aber nicht mit einem Serviceleiter, sondern mit einem der Jungs, die die schwarzen Schmieröllinien in den Hautfalten auch mit Bürsten nicht mehr wegbekommen.«
Er hatte den Wagen in den Hof gefahren und war hineingegangen. Luis warf einen kurzen Blick über seine Schulter auf den Wagen, sah Driver in die Augen und nickte dann.
Also wusste er Bescheid.
Driver stellte Fragen, und Luis erzählte ihm von der Werkstatt. Sie gehörte einem Mann namens Matthew Sweet, von allen nur Sweet Matt genannt, und seiner Frau Lupa. Sie vermieteten stundenweise, Box, Werkzeug, was immer man brauchte. Sind gute Leute, sagte er. Passen zu deinem guten Auto.
All das weckte bei Driver Erinnerungen an alte Zeiten: der Geruch, das Herumstochern in den Innereien des Fairlanes, ständig darunter- und wieder hervorzurutschen, die Schnitte in der
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