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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sallis
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gewidmet, mein Freund. Du hast Omas schnuckeliges Vehikel genommen und daraus etwas Monströses gemacht, das sechs Mal am Tag nach Fleisch giert. So wie’s aussieht, könntest du ein Haus an das Getriebe da hängen.«
    »Hab mich wohl ein bisschen mitreißen lassen.«
    »Und den Radstand bei der Gelegenheit gleich etwas verlängert, wie?«
    »Ja, er bleibt gut am Boden. Jemand hatte bereits damit angefangen, ich bring’s nur zu Ende.«
    »Frontspoiler?«
    Driver nickte. »Und die Radaufhängung war defekt. Hab der Frontaufhängung für eine gerade Achse mit Buggy-Federung den Laufpass gegeben.«
    »Vier-Zylinder?«
    »Stimmt. Siebziger. Vier-Zylinder Standard, sieben Liter.«
    »Nicht schlecht. Und schnurrt wie ’ne Miezekatze.« Der Mann tätschelte zärtlich den hinteren Kotflügel, wie einem Pferd die Flanke. Sein Mittelfinger fehlte. Alle anderen trugen Ringe. »Sieht so aus, als ob die Wüste und eine lange Mondscheinfahrt auf dich warten.«
    »Ganz klar oben auf der Liste.«
    »Wenn es so weit ist, genieße jede Minute.«
    »Mach ich.«
    »Sind die besten Stunden im Leben, nur du und die Straße, während du den ganzen Scheiß hinter dir lässt.«
    »Klar.«
    Der Mann nickte kurz und ging davon.
    Waren
es wirklich die besten Stunden? In vielerlei Hinsicht absolut. Da draußen zu sein, ungebunden und frei, fast wie im Flug, fort von allem, was sich solche Mühe gab, einen festzuhalten. Wenn man dieses Gefühl erst einmal kennengelernt hatte, wenn man es in sich aufgesogen hatte, kam man nie wieder darüber hinweg, und nichts kam diesem Gefühl auch nur annähernd gleich.
    Aber früher oder später, wie Manny ihn immer erinnerte, musste man anhalten und aussteigen.
    Er war gerade wieder unter dem Wagen, als ein zweites Paar Schuhe neben ihm stehen blieb, diesmal pinkfarbene, ziemlich ölverschmierte High-Cuts. Er rollte hervor. Das Mädchen arbeitete am anderen Ende, an dem Rolltor, das von 200-Liter-Benzinfässern offengehalten wurde. Jeder nannte sie Billie oder nur B. Sie blieb mit allen stets auf der Geschäftsebene, soweit er gesehen hatte. Eine Latina, aber in der zweiten, dritten Generation.
    »Ja, Ma’am?«
    Zuerst guckte sie erstaunt. Dann lachte sie.
    »Toller Wagen, aber wie passt der ins schicke Scottsdale?«
    »Mit etwas Glück wird sie es nie kennenlernen.«
    »
Sie
, hm?«
    Er wartete zwei Herzschläge lang, wie Schauspieler es nannten, und antwortete dann: »Ja, Ma’am.«
    Sie lachte wieder und machte eine Handbewegung in Richtung Kühlerhaube. Als er erwiderte, sie sei sein Gast, tauchte sie ab. Kam wieder hoch, um Luft zu holen, und schüttelte den Kopf.
    »Da ist noch ’ne Menge Luft drin.«
    »Man weiß nie, was man noch braucht.«
    »Stimmt, und wenn man meint, es zu wissen, stellt es sich immer als falsch heraus.« Ihre Finger hatten einen Fleck auf der Haube hinterlassen. Sie bemerkte es, bückte sich und wischte ihn mit einem Hemdzipfel ab. Ein Männerhemd aus ziemlich verblichenem Denim, die Ärmel bis zum Bizeps hochgerollt. Dazu locker sitzende, kakifarbene Cargohosen. »Ich hätte nichts gegen einen kleinen Ritt mit diesem Teil.«
    Nun lachte er.
    »Das hast du vermutlich schon mal gehört«, sagte sie.
    »Ein oder zwei Mal. Allerdings nicht in diesem Zusammenhang.«
    Sie blickte sich um. »Ach, in welchem Zusammenhang denn? Ist das jetzt der Teil, wo die Musik lauter wird und die Streicher einsetzen und all dieser Scheiß?«
    »Eher nicht.«
    »Ja, eher nicht.«
    Zusätzlich zum Oleander, den Grillen und den Rissen hatte der neue Unterschlupf einen Fernseher, und als Driver sich an diesem Abend hinsetzte, um die Reste dessen aufzuessen, was er sich aus der Bento-Box des Tokio Express mitgenommen hatte, als die heiße Luft von Fenster zu Fenster zog und die Kühle des Sumpfes langsam heraufkam, da wurden die lokalen Nachrichten von einem Spielfilm abgelöst, und plötzlich blickte er in Shannons Gesicht.
    Eigentlich nur in Teile seines Gesichts – in einem Rückspiegel. Aber er war es.
    Shannon war der beste Stuntfahrer, der je gelebt hatte, eine echte Legende, und er war es gewesen, der Driver auf die Sprünge geholfen, ihn ins Geschäft gebracht hatte. Er hatte ihn zum Essen eingeladen, ihn sogar auf seinem Sofa schlafen lassen. Zehn Monate nach Drivers erstem richtigen Job schoss Shannons Wagen bei einem Routinestunt, den er schon hundert Mal gefahren war, über eine Klippe, überschlug sich zweimal und blieb auf dem Dach liegen wie ein Käfer, alles bei laufenden

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