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Driver

Driver

Titel: Driver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis
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Motels dieser Welt zu geben schien. Die linke untere Ecke war aus dem Rahmen gesprungen, und er spürte von draußen warme Luft hereinziehen. Sie befanden sich in einem nach vorne liegenden Zimmer im ersten Stock. Balkon, Treppe und ungefähr zwanzig Meter Parkplatz bis zum Highway. Das Motel selbst hatte drei voneinander getrennte Ausfahrten. Eine Zufahrt auf den Highway zweigte von der Kreuzung hinter dem Parkplatz ab. Eine weitere lag ein Stück die Straße hinauf.
    Als Allererstes, egal, ob in einem Zimmer, einer Wohnung, einer Bar oder einem Restaurant, checkt man die Fluchtwege und prägt sie sich ein.
    Einige Zeit zuvor, müde von viel zu vielen Stunden im Auto, hatten sie sich einen Film im Fernsehen angesehen, eine in Mexiko spielende Komödie mit einem Schauspieler, der ungefähr drei Tage lang eine große Nummer gewesen war, bevor er im Drogensumpf versank und ihm nur noch Gastauftritte in Billigproduktionen wie dieser und der klägliche, schnell verblassende Ruhm von Schlagzeilen in der Boulevardpresse blieben.
    Driver staunte über die Macht kollektiver Träume. Alles war den Bach runtergegangen, sie beide waren auf der Flucht, und was taten sie? Sie saßen herum und sahen sich einen Film an. Bei ein paar Verfolgungsszenen hätte Driver schwören können, dass Shannon hinter dem Steuer saß. Natürlich konnte er ihn nie sehen. Aber es war ganz klar sein Stil.
    Es muss an Blanche liegen, dachte Driver am Fenster, dass dieser Chevy da unten auf dem Parkplatz steht.
    Sie hatte eine Bürste aus ihrer Handtasche genommen und ging ins Bad.
    Er hörte sie sagen: »Was …«
    Dann das dumpfe Krachen der Schrotflinte.
    Driver stürmte an Blanche vorbei, sah den Mann im Fenster, rutschte im Blut aus und krachte gegen die Duschkabine. Die Glastür zersplitterte und schlitzte ihm den Arm auf. Der Mann versuchte noch immer verzweifelt, sich zu befreien. Doch jetzt hob er wieder die Flinte und richtete sie auf Driver, der ohne nachzudenken eine Glasscherbe aufhob und warf. Sie erwischte den Mann voll an der Stirn. Rosa Fleisch blühte auf, Blut strömte in die Augen des Mannes, und er ließ die Schrotflinte fallen. Driver sah das Rasiermesser neben dem Waschbecken liegen. Er benutzte es.
    Der andere tat derweil sein Bestes, die Tür einzutreten. Das hatte Driver schon die ganze Zeit gehört, ohne zu begreifen, was es war, dieses dumpfe, krachende Geräusch. Er brach genau in dem Augenblick durch, als Driver in das Zimmer zurückkehrte – gerade rechtzeitig für die zweite Ladung der Schrotflinte. Das Ding war etwa fünfzig Zentimeter lang und hatte einen mordsmäßigen Rückschlag, gar nicht gut für seinen ohnehin verletzten Arm. Driver sah Fleisch und Muskeln und Knochen.
    Aber nicht, dass er sich beklagte.
     
    In einem Motel am nördlichen Stadtrand von Phoenix saß Driver mit dem Rücken an die Zimmerwand gelehnt und schaute zu, wie das Blut sich langsam in seine Richtung ausbreitete. Von der Interstate drang Verkehrslärm herüber. Im Zimmer nebenan weinte jemand. Er wurde sich bewusst, dass er den Atem angehalten hatte, während er auf Sirenen lauschte, auf die Geräusche von Menschen, die sich unten auf dem Parkplatz versammelten, auf hektische Schritte vor der Tür, und er sog tief die Luft des Zimmers ein, die jetzt voll war mit dem Gestank von Blut, Urin, Kot und Angst.
    Neonlicht fiel auf die Haut des großen, bleichen Mannes neben der Tür.
    Aus dem Bad hörte er das Tropfen des Badewannenhahns.
    Er hörte noch etwas anderes, ein scharrendes, tastendes Geräusch. Begriff schließlich, dass es sein eigener Arm war, der zuckte, seine Knöchel, die auf den Boden klopften, seine Finger, die scharrten, wenn die Hand sich zusammenzog.
    Der Arm hing einfach nur da, losgelöst von ihm, wie ein vergessener Schuh. Als Driver ihm befahl, sich zu bewegen, passierte nichts.
    Mach dir darüber später Gedanken.
    Er blickte wieder zur offenen Zimmertür. Vielleicht war’s das, dachte Driver. Vielleicht kommt keiner mehr, vielleicht ist es vorbei. Vielleicht sind, vorläufig, drei Leichen genug.

10
    Nach vier Monaten bei Shannon hatte er genug Geld zurückgelegt, um eine eigene Wohnung zu beziehen, in einem Wohnblock in East Hollywood. Der Scheck, den Driver für Kaution und Miete ausstellte, war der erste seines Lebens und einer der letzten. Schon bald lernte er, ausschließlich mit Bargeld umzugehen, um so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. »Mein Gott, hier sieht’s ja aus wie in einem Film aus den

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