Driver
Deluxe Guzman?‹ Er hat mich einfach nur angestarrt und überhaupt nichts kapiert.«
»Was macht er so?«
»In letzter Zeit macht er karitative Arbeit, sorgt dafür, dass Beamte ihre Jobs behalten.«
Driver kam nicht mehr mit. Als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte sie hinzu: »Er sitzt.«
»Sie meinen, im Gefängnis?«
»Genau das meine ich.«
»Wie lange noch?«
»Nächsten Monat kommt er wieder raus.«
Vor den enormen, nur notdürftig bedeckten Brüsten seiner blonden Assistentin führte im Fernsehen gerade ein stämmiger dunkelhäutiger Typ in einem silbernen Jackett Zauberkunststücke vor. Bälle tauchten auf und verschwanden wieder, Karten wurden gezückt, Tauben flatterten aus Rechauds.
»Er ist ein Dieb – ein Meisterdieb, wie er mir immer wieder versichert. Angefangen hat er mit Wohnungseinbrüchen, als er vierzehn, fünfzehn war, und von da an ging’s schnell weiter. Bei einem Banküberfall haben sie ihn erwischt. Zwei Detectives kamen zufällig rein, als er gerade den Tresor ausräumte. Sie wollten ihre Gehaltsschecks einreichen.«
Standard kam tatsächlich im folgenden Monat raus. Und trotz aller Beteuerungen Irinas, dass dies nicht passieren würde, auf gar keinen Fall, so wahr ihr Gott helfe, kam er zu ihr zurück. (Was soll ich machen? sagte sie. Er liebt den Jungen. Wo soll er denn sonst hin?) Inzwischen waren sie und Driver häufig zusammen, was Standard aber nicht im Geringsten störte. An den meisten Abenden, lange nachdem Irina und Benicio zu Bett gegangen waren, saßen Driver und Standard im vorderen Zimmer und sahen fern. Viel von dem guten, alten Zeug, das nur spätnachts lief.
Und so saßen sie einmal an einem Dienstagabend, eigentlich schon Mittwochmorgen, gegen eins da und sahen sich einen Krimi an, Glass Ceiling, als er durch Werbung unterbrochen wurde.
»Rina hat mir erzählt, du bist Fahrer. Beim Film?«
»Genau.«
»Musst ziemlich gut sein.«
»Ich komme zurecht.«
»Kein normaler Achtstundentag, hm?«
»Einer der Vorteile.«
»Hast du morgen schon was vor? Also, ich meine, heute?«
»Noch nichts geplant.«
Nachdem Werbespots für Möbelhändler, Bettwäsche, Billigversicherungen, zwanzigteilige Kochtopfsets und Videokassetten großer Momente der amerikanischen Geschichte überstanden waren, ging der Film weiter.
»Ich glaube, ich kann offen zu dir sein«, sagte Standard.
Driver nickte.
»Rina vertraut dir, ich schätze, dann kann ich’s auch … Noch ein Bier?«
»Klar.«
Er ging in die Küche und kehrte mit zwei Flaschen zurück. Öffnete eine und reichte sie rüber.
»Du weißt, was ich mache, oder?«
»Mehr oder weniger.«
Er machte auch sein Bier auf und trank einen großen Schluck.
»Okay. Die Sache ist die: Ich hab einen Job laufen, eine Sache, die schon lange in Planung ist. Aber mein Fahrer ist … na, sagen wir mal, verhindert.«
»So wie der Typ da«, sagte Driver und deutete mit dem Kopf auf den Fernseher, wo gerade ein Verdächtiger verhört wurde. Die Vorderbeine des Stuhls, auf dem er saß, waren gekürzt worden, um es ihm so ungemütlich wie nur möglich zu machen.
»Kann schon sein. Würdest du für ihn einspringen?«
»Fahren?«
»Genau. Wir gehen am frühen Morgen rein. Es ist …«
Driver hob eine Hand.
»Ich muss es nicht wissen, ich will es nicht wissen. Ich fahre. Mehr mache ich nicht.«
»Ist in Ordnung.«
Drei oder vier Minuten Film, dann wieder Werbespots. Ein Wundergrill für den Herd. Gedenktafeln. Greatest-Hits-Alben.
»Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie sehr Rina und Benicio sich auf dich verlassen?«
»Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, was für ein Arschloch du bist?«
»Nee«, antwortete Standard. »Aber ist schon okay, hat schon so ziemlich jeder andere getan.«
Sie lachten beide.
11
Bei diesem ersten Job sackte Driver knapp dreitausend ein.
»Steht irgendwas an?« fragte er Jimmie, seinen Agenten, am nächsten Tag.
»Hab ein paar Eisen im Feuer.«
»Du meinst Vorsprechtermine.«
»Ja.«
»Und dafür zahle ich dir fünfzehn Prozent?«
»Willkommen im Gelobten Land.«
»Einschließlich Heuschrecken und allem Drum und Dran.«
Aber am Ende des Tages hatte er zwei Jobs in der Tasche. Es spricht sich herum, sagte Jimmie. Nicht nur, dass er fahren konnte – die Stadt wimmelte von Leuten, die fahren konnten –, sondern vielmehr, dass er auch da war, wenn man ihn brauchte, nie auf die Uhr schaute, nie Stress machte, immer das Gewünschte lieferte. Sie wissen, dass du ein Profi
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