Drop City
besonders an diesem Ende des Transports, weil die Stämme Wasser aufnehmen und sich verteufelt schwer die Böschung hinaufziehen lassen würden, aber sie mußten ja sowieso trocknen und eine Weile ablagern. »Klar doch«, sagte er, »hab ich. Ist keine große Sache. Vor allem jetzt, wo ich so eine prima zähe Buschfrau hab, die die ganze Arbeit für mich macht.«
Die nächsten paar Wochen vergaß er fast seine toten Schlittenhunde, jedenfalls versuchte er es. Pamela und er fuhren jeden Tag den Thirtymile hinauf und fällten am Ufer helle Zuckerhutfichten – die schmaleren Stämme waren für das Dach – und Schwarzfichten von rund einem Viertelmeter Durchmesser (die Wurzeln geschlagen hatten, als George Washington noch nicht mal geboren war). Sie nahmen sich Mittagessen und manchmal auch Abendessen mit, und zweimal übernachteten sie unter dem Sternenzelt in einem stetigen Gewusel von Moskitos. Die Bäume gingen zu Boden wie Pappkameraden, und Pamela hackte unermüdlich mit einer Axt auf die Äste ein, ständig den Kleine-Tischchen-Blick in den Augen. Beide spürten sie die Arbeit, in den Armen und Schultern, an den wunden Händen, die sich entzündeten, Blasen bekamen und immer härter wurden, und obwohl sie total erschöpft waren, wenn sie abends Schluß machten – manchmal erst um acht oder neun –, fanden sie immer noch Zeit, miteinander zu vögeln, in einem Schlafsack oder gleich draußen am Flußufer, so als hätten sie den Sex gerade erst erfunden und müßten es immer wieder probieren, um sicherzugehen, daß sie den Bogen heraushatten.
Am Ende der zwei Wochen hatten sie eine recht ansehnliche Zahl von Stämmen stromabwärts geflößt und auf dem Sandstreifen vor dem Blockhaus aufgeschichtet, und sie fühlten sich verdammt gut dabei, jedenfalls sah es Sess so. Pamela wirkte fröhlich, und vergessen war, daß sie aus der Stadt kam, einen Uniabschluß hatte und sich ihre Sonnenbräune ebensogut in irgendeinem Ferienort an der Côte d’Or hätte holen können. Sie arbeitete wie ein Mann, wie zwei Männer, und weder trödelte sie noch sagte sie Schluß, bevor er es tat. Und wenn die Stämme an Felsen oder flachen Stellen hängenblieben, was sie unweigerlich taten, sprang sie ebensooft wie er bis zur Brust in das eisige, gerade mal acht Grad warme Wasser, um sie zu befreien.
Am letzten Abend saßen sie nach getaner Arbeit auf der Ladung Stämme dieses Tages und schaufelten sich kalte Makkaroni-Thunfisch-Käse-Sandwiches hinein, die Pamela im grellen Licht des Morgens zubereitet hatte, und sahen zum Blockhaus hinauf, wo dieses Holz seinen Platz finden würde – der härteste Teil der Arbeit lag hinter ihnen. Da hielt Pamela, in ihren Khakishorts und dem hautengen T-Shirt, mit den Holzfällerhänden und dem straff nach hinten gebundenen Haar, zwischen zwei Bissen inne und sagte, es sei langsam Zeit, in die Stadt zu fahren.
Er sah sie überrascht an. Die Bäume mußten noch mit dem Breitbeil entrindet, die Böschung hinaufgezogen und zum Trocknen gestapelt, mußten eingekerbt und aufeinandergelegt werden. Danach gab es noch die Ritzen zu schließen. Dann kam das Dach, und mit dem Mittelpfosten würden sich wohl beide einen doppelten Bruch heben, falls bei Frauen so etwas überhaupt vorkam. »Wozu?« fragte er.
»Und ich meine nicht bloß nach Boynton.«
»Du willst den weiten Weg nach Fairbanks machen?«
Sie nickte nur.
»Okay«, sagte er und hätte sie nach Topeka und wieder zurück begleitet, wenn sie das wirklich wollte, »ich versuch’s noch mal: wozu? Zum Einkaufen?«
»Ach, dazu auch«, sagte sie und schob ihren Teller beiseite. Sie thronte im Schneidersitz auf den frisch geflößten Baumstämmen wie ein Flaschengeist, als hätte sie nur mit dem Finger schnippen müssen, um das Bauholz erscheinen zu lassen. »Ich möchte deine Männerbude da tatsächlich mit ein paar Sachen aufmotzen, und ich möchte die Vorräte aufstocken – mag ja sein, daß wir den ganzen Winter Elch essen, aber ich seh keinen Fehler darin, ein paar Gemüsekonserven, Reis, Gewürze, eingelegte Gurken und so weiter als Beilage zu haben. Lasagne. Spaghetti. Schokoriegel. Karamelbonbons. Marshmallows.«
Er hievte sich hoch, streckte die Beine – er hatte zu lange auf einem Fleck gesessen, und jetzt spürte er die Steifheit aus dem Rückgrat in beide Oberschenkel ausstrahlen. »Aha, das ist es also, Marshmallows. Die Katze ist aus dem Sack. Meine Frau und ich fahren in die Großstadt wegen Marshmallows.«
Sie schenkte ihm ein
Weitere Kostenlose Bücher