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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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sanft auf ihren, bereit, mich beim kleinsten Hinweis auf Ablehnung zurückzuziehen, aber nach ein, zwei Sekunden reagiert sie, beugt den Kopf noch ein bisschen weiter nach hinten und küsst mich dann zurück. Ich öffne den Mund und sie tut das Gleiche und wir nehmen einer den anderen auf – meine Oberlippe in ihrem Mund, ihre Unterlippe in meinem. Die Lippe ist prall und fleischig und feucht und warm und ich schmelze innerlich, spüre die schmelzende Hitze innen und außen.
    Nach einer Weile lösen wir uns. Meine Beine zittern. Schweiß sammelt sich zwischen den Schulterblättern und unter den Armen. »Ich muss mich hinsetzen«, sage ich und sacke in einen der zerfledderten Klappstühle. Neisha will sich den anderen holen, doch ich ziehe sie an mich und drücke sie auf meinen Schoß. Ich brauche wieder ihre Wärme und ihren Mund auf meinem. Der Stuhl unter uns ächzt. Neisha zieht ein Gesicht.
    »Geht das?«, fragt sie.
    »Ja«, sage ich. »Alles okay.« Und dann küssen wir uns wieder und eine Hand von ihr liegt in meinem Nacken, die andere vergräbt sich in meinem Haar. Als wir wieder hochkommen, um Luft zu holen, sind wir beide erhitzt, glücklich und fast ein bisschen scheu. Sie legt ihren Kopf an meinen und wir sitzen nur einfach still da.
    »Dein Dad hatte Recht, was Rob angeht. Er hat immer noch Recht. Neisha –«
    Ich bin kurz davor, ihr alles zu erzählen, doch ich zögere, versuche die richtigen Worte zu finden. Sie legt mir ihren Zeigefinger auf die Lippen.
    »Er hatte Recht, was Rob angeht, aber nicht bei dir …«
    Und sie beugt sich zu mir und wir küssen uns wieder. Und wieder. Und wieder.
    Die Luft hat etwas Kaltes. Ich würde am liebsten für immer hierbleiben, aber sehr bald wird es dazu zu kalt sein.
    »Wir müssen irgendwas drinnen finden«, sage ich und überlege, das Schloss von einer der Hütten zu knacken.
    »Okay«, sagt sie. »Zeig mir deine Schule.« Plötzlich blitzt es in ihren Augen, ein Funke von Übermut.
    »Du willst einbrechen?«
    »Wieso nicht? Ich will alles über dich erfahren. Wo du dich aufhältst. Die Leute, die du kennst. Los, komm.«
    Wir rappeln uns hoch. Meine Muskeln sind ganz steif vom Eingezwängtsein in diesem Klappstuhl. Händchen haltend laufen wir an den Fertigbau-Klassenräumen vorbei Richtung Schulkern – das Hauptgebäude mit Aula, Kantine, Bibliothek, Lehrerzimmer und Büro des Direktors.
    Der Bau hat noch alte Metalldinger als Fenster, jede Scheibe aufgeteilt in Hunderte kleiner Rauten. Es ist einfach, mit einem Messer dazwischenzukommen und den Riegel aufschnappen zu lassen … und natürlich habe ich ein Messer dabei …
    Wir schleichen an der Rückseite des Gebäudes entlang, geschützt vor der Straße, vor neugierigen Blicken. Die Fenster der Bibliothek reichen weit nach unten und sind von nirgendsher einsehbar. Ich mache mich ans Werk. Ich habe oft zugesehen, wie Rob es gemacht hat. Es war immer sein Job, irgendwo reinzukommen, nicht meiner. Ich war nur der, der Schmiere stand. Er wusste sogar, wie man Alarmanlagen ausschaltete, nicht dass er es oft tun musste, so nachlässig, wie unsere Hausmeister waren.
    Als ich durch das Fenster spähe, sehe ich, dass der Riegel an der Seite gar nicht richtig zugeschoben ist. Das heißt, nur der untere hält das Fenster geschlossen. Ich schiebe die Klinge hinein und stochere gegen den Metallarm, bis er sich löst. Dann fasse ich den Rahmen mit den Fingerspitzen und ziehe, bis er sich lockert und das Fenster nach außen auf mich zuschwingt. Wie immer geht kein Alarm los. Wir haben es geschafft.
    Ich sehe Neisha an. Sie presst die Lippen fest zusammen, ihre Augen leuchten jetzt vor Aufregung, nicht mehr vor Tränen.
    »Sollen wir?«, frage ich.
    »Ja«, antwortet sie. »Hilfst du mir rauf?«
    Ich lege meine Hände um ihre Taille und hebe sie hoch. Sie zieht die Füße auf den Fenstersims, tritt auf einen Schreibtisch drinnen auf der anderen Seite und springt hinunter. Ich folge ihr.
    Die Bibliothek hat diesen besonderen Geruch, den es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Nach Büchern und Staub und der Politur, die sie für den Holzfußboden verwenden. Ich muss daran denken, wie ich das erste Mal hier hereinkam. Ein ganzer Raum nur für Bücher – das überstieg jede Vorstellungskraft. Es gefiel mir, hier zu sein, ein Buch aus dem Regal zu nehmen und zu schauen, was drinstand. Rob hatte nie begriffen, wozu Lesen gut sein sollte, deshalb war ich nur selten hier gewesen, aber seit er die Schule kurz vor dem

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