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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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merke sofort den Unterschied: Der Boden ist trocken. Die Sprinkleranlage ist in diesem Teil des Gebäudes nicht angesprungen. Wir sind immer noch beide klatschnass und hinterlassen wässrige Fußspuren, als wir zusammen weiterrennen.
    Rob ist immer noch bei uns. Im einen Moment hinter uns, dann plötzlich vor uns. Er schreit mich an.
    Du verdammter Verräter.
    »Wie sollen wir denn hier rauskommen?«, fragt Neisha.
    Ich bin stärker, kleiner Bruder.
    »Wir versuchen es an einem anderen Fenster. Hier –«
    Hilf mir, sie umzubringen …
    In Panik drücke ich gegen die Metallplatte an der nächsten Tür links. Die Tür schwingt auf und wir stürzen hinein. Es ist die Mädchentoilette.
    Die Tür schwingt hinter uns zu und pendelt hin und her, bis sie zur Ruhe kommt. Neisha und ich schauen uns an. Hier drinnen dröhnt die Alarmanlage schwächer, aber jetzt hören wir draußen eine Sirene, vielleicht auch zwei.
    »Feuerwehr«, sage ich. »Wahrscheinlich auch Polizei.«
    Ich drehe mich um und reiße an dem Rollhandtuch hinter der Tür. Es ist eins von den Dingern, bei denen sich erst ein Stück rausziehen lässt und dann automatisch in die Metallbox zurückgezogen wird. Ich ducke mich unter die Box, rubble die nassen Haare ab und wische mir auch die Ohren aus, um sämtliches Wasser wegzubekommen. Ihn wegzubekommen, fort von mir, fort von ihr.
    »Nimm dir das andere Handtuch«, sage ich zu Neisha. »Versuch trocken zu werden.«
    »Kein Problem. Ich mach das zu Hause. Ich will einfach nur raus hier«, sagt sie.
    Es sind vier Kabinen in dem Raum und wir stehen neben ein paar Waschbecken. An der Wand hängen Spiegel und weiter oben gibt es zwei kleine Milchglasfenster. Sie sind wirklich sehr klein.
    »Was meinst du?«, sage ich mit einem Blick nach oben.
    »Nein, Carl. Lass uns zurückgehen. Es muss einen einfacheren Weg geben.«
    »Es gibt keinen, Neisha, nicht ohne dass wir noch mal nass werden, und die Bullen sind auch gleich da. Vertrau mir. Ich muss dich hier rausbringen. Es gibt einen kleinen Hof auf der anderen Seite, mit Bänken und so. Vielleicht kannst du auf eine der Bänke springen – ist nicht sehr tief. Jetzt komm schon, ich helf dir hoch.«
    Neisha stellt einen Fuß auf die Kante des einen Waschbeckens und ich drücke sie dabei nach oben. Ich halte ihre Beine fest, als sie den Haken am Fenster löst und es öffnet. Der Hahn am Waschbecken tropft.
    »Ich weiß nicht …«, sagt sie.
    »Tritt auf die Wasserhähne und dann stemm dich hoch!«
    Sie schaut zu mir runter, um sich noch einmal zu vergewissern. Ich nicke ihr ermutigend zu, auch wenn ich nicht weiß, ob sie es schaffen kann. Ich weiß nur, dass ich es nicht kann. Sie stellt einen Fuß auf den Kaltwasserhahn. Dabei muss sie ihn aus Versehen aufgedreht haben, denn plötzlich verwandelt sich das Tropfen in starkes Rauschen. Dann merke ich, dass der andere Hahn an diesem Waschbecken auch läuft. Und auch die beiden am zweiten Becken. Ich zittere.
    »Geh, Neisha. Geh. Geh jetzt!«
    Das Wasser läuft nicht ab. Es steigt an den Rändern hoch und ist braun. Es dringt mit seinem Geruch nach Verwesung in meine Nase. Ich drehe an den Hähnen, an allen, doch es passiert nichts. Das Wasser läuft weiter.
    »Neisha, mach schnell.«
    »Ich glaube, ich schaff’s«, ruft sie zurück, »aber was ist mit dir?«
    »Kein Problem. Ich komm irgendwo anders raus.«
    »Ich geh aber nicht ohne dich«, sagt sie.
    Das braune Wasser reicht jetzt bis zum Rand, schwappt auf den Boden.
    »Du musst. Dein Dad rastet aus, wenn sie dich auf die Polizeiwache bringen, das weißt du genau. Geh, Neisha. Mach schon.«
    »Okay«, sagt sie, »okay, aber ruf an, wenn du zu Hause bist, ja?«
    »Ja, ich ruf an.«
    »Versprochen?«
    »Ja. Aber bitte, bitte, geh jetzt!«
    Sie springt ein wenig hoch und zieht Kopf und Schultern durch die Lücke.
    Rechts von mir höre ich ein dumpfes mechanisches Geräusch, ein Knirschen von Eisen und das Stürzen und Kreiseln von Wasser. Was ist das?
    Neisha müht sich noch immer durch das Fenster. Sie hat nichts gehört, aber in meinen Adern erstarrt das Blut.
    Sie ist jetzt halb draußen, windet sich durch den Spalt und einen schrecklichen Moment lang denke ich, sie hängt fest. Ich sehe ihre Hände auf der anderen Seite des Fensters, wie sie gegen das Milchglas drücken. Und jetzt rutschen ihre Beine durch und ihre Füße verschwinden. Es tut einen Schlag und ich höre sie leise aufschreien.
    Ich steige auf das Waschbecken und drücke mein Gesicht zum Fenster

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