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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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beste Freundinnen beim Sherry vor dem Mittagessen, sie und Mum lachend beim Weißwein zum Essen, und sie und Mum wie streunende Katzen keifend über Tía María, während im Fernsehen die Ansprache der Queen läuft.
    »Verdammt, Debs, lass dem Jungen noch Luft. Du erstickst ihn ja gleich.«
    Debbie löst sich und tritt einen Schritt zurück.
    »Lass dich ansehen. O mein Gott, du siehst ja wirklich aus wie dein Bruder. O mein Gott, wie schrecklich, was passiert ist.« Ihr kommen die Tränen und laufen übers Gesicht. Sie wischt sie mit dem Handrücken fort, dann streicht sie mir über die Wange. Der Daumen der Zigarettenhand fährt an meinem Kieferknochen entlang. Rauch brennt mir in den Augen und ich muss husten.
    »Warte, ich hol dir ein Glas Wasser.« Durch mein Husten höre ich, wie sie zur Spüle geht und den Wasserhahn aufdreht. Dann steht sie wieder vor mir, streckt mir einen Becher Wasser entgegen, wobei sie ihn vor mein Gesicht hält, als ob ich ein Kleinkind wäre.
    »Hier, trink was.« Sie kippt mir ein bisschen ins Gesicht.
    Trink es. Schluck es. Atme es.
    Rob ist da, er flüstert, provoziert mich. Und es ist kein Wasser aus dem Hahn, es ist das ekelhafte Zeug vom Boden des Sees – kalt und widerlich. Es versucht mir die Kehle zuzuschnüren, hineinzukommen, in meinen Hals, meine Lunge.
    »Nein!«
    Ich schlage ihr den Becher aus der Hand. Er fliegt durch die Küche und knallt gegen die Wand.
    »Carl, was machst du?«, schreit Mum.
    Auch Debbie schreit. »Ich wollte doch nur helfen! Er ist verrückt geworden, Kerry. Was ist denn mit ihm?«
    »Halt die Klappe! Halt die Klappe! Das verstehst du nicht!«
    Ich stolpere aus der Küche, taumle die Treppe hinauf und schließe mich in mein Zimmer ein, aber vorher höre ich noch, wie Tante Debbie sagt: »Wilde Tiere, Kerry. Genau wie du gesagt hast! Du hast gesagt, sie sind wilde Tiere, und ich hab es dir nicht glauben wollen …«
    Der schimmelige Geruch im Zimmer ist stärker als je zuvor. Ich liege flach auf meiner Matratze und versuche mich zu beruhigen. Es ist alles in Ordnung, sage ich mir. Neisha mag dich. Du hast sie geküsst, schon vergessen? Alles wird gut.
    Aber es ist nicht gut.
    Der Fleck an der Decke ist größer geworden, dunkler. Er zieht sich die Wände hinunter, wie Finger, die sich strecken, die nach mir greifen. Ich spüre, dass Rob da ist … er ist hier in dieser Feuchtigkeit, die in der Luft hängt.
    Du hast sie immer gewollt, stimmt’s?
    Das ist doch nicht wirklich, oder?
    Sie hat es verdient. Ihr beide habt es verdient.
    Ich halte mir die Hände über die Ohren und drehe mich auf meine Seite, ziehe die Knie an die Brust.
    »Hör auf! Hör auf!«
    Ich bring dich um, Cee. Du wirst schon sehen, ich …
    »Hör endlich auf damit, ja? Ich hör dir nicht zu. Lass mich in Ruhe.«
    Eine Hand berührt meinen Rücken. Er ist da. Ich spüre ihn. Ich will nicht hinsehen. Ich will nicht, dass er hier ist. Ich ertrage das nicht. Ich hebe den Arm und schlage ihn nach hinten. Meine Hand knallt auf warme Haut und ich höre zwei Schreie, einen ganz nah, den andern von weiter weg. Ich schaue über die Schulter. Mum sitzt mit dem Hintern auf dem Fußboden und glotzt wie ein Fisch. Tante Debbie steht an der Tür.
    Zwischen ihren Schreien höre ich noch etwas anderes: ein Lachen, das von den Wänden zurückspringt und in meinem Schädel rasselt.

SIEBZEHN
    Ich bin auf den Beinen, werfe mich die Treppe hinunter und laufe zur Tür.
    »Er ist verrückt geworden, Kerry. Er ist krank …«
    Ich renne aus der Tür, durch den Vorgarten, springe über die Mauer und weg bin ich. Ich weiß nicht, wohin ich laufe, aber zu Hause halte ich es keine Minute mehr aus. Ich renne blind durch die Gassen, die Wege entlang, an Gartenzäunen vorbei, an Garagen und Mülltonnen. Ich möchte für immer so weiterrennen, aber mein Tank ist fast leer, noch ehe ich richtig loslege. Ich werde langsamer, trabe nur noch und falle schließlich in einen Gehschritt. Meine Kehle ist trocken, die Beine fühlen sich an wie Blei.
    Ich bin auf der Rückseite der Schule, nicht weit von ein paar klapprigen Gebäuden entfernt, die als The Sheds bekannt sind, wo die Hausmeister ihr eigenes kleines Reich haben. Es ist mitten am Samstagnachmittag. Die Schule ist leer. Es gibt weder Lehrer noch Kinder. Ich klettere durch eine Lücke im Maschendrahtzaun und bin auf dem Gelände. Die Hütten selbst sind abgeschlossen, aber eine hat so etwas wie eine Veranda mit zwei herumstehenden Leinen-Klappstühlen.

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